<129>

Dagegen hat der Angreifer alle kleinen Bodenerhebungen zu benutzen, die seinen Truppen beim Anstürmen gegen die Stellung Schutz vor dem feindlichen Feuer zu bieten vermögen. Nie darf er eine Anhöhe unbesetzt lassen, auf der er ein paar Kanonen aufpflanzen kann. Stets muß er bestrebt sein, den Angriffspunkt der feindlichen Stellung unter Kreuzfeuer zu nehmen, soweit das Gelände und die Aufstellung des Gegners es irgend gestatten, um sich soviel wie möglich die Feuerüberlegenheit zu verschaffen. Er muß seine Angriffstruppen durch die Armee, die ihnen als Rückhalt dient, gut unterstützen und, wenn irgend ausführbar, einen seiner Angriffe in den Rücken des Feindes richten; denn das kann den Sieg entscheiden. Er darf also nichts unversucht lassen.

Da dieser Gegenstand ausführliches Eingehen auf Einzelheiten erfordert, wird es zweckmäßig sein, wenn ich die Darlegung meines Systems in Kapitel einteile, um methodischer, wenn auch so kurz wie möglich, zu verfahren. Ich hoffe, meine Generale werden bei Beherzigung dieser Grundsätze in künftigen Kriegen grobe Fehler vermeiden. Das wäre der schönste Lohn meiner Arbeit.

1. Kapitel Lagerkunst

Ein Lager ist ein Schlachtfeld, das man besetzt hat; denn zum Schlachtfeld wird es, sobald der Feind Euch angreift. Ihr müßt Euch daher angelegen sein lassen, es gut zu besetzen und die rechten Dispositionen zu treffen, damit Ihr nicht durch eigne Schuld eine Niederlage erleidet. Die Fortifikationskunst gibt uns die richtigen Grundsätze und Regeln der Lagerkunst an. Prüfen wir diese Regeln also.

Zur Befestigung wählt man ein vorteilhaftes Gelände, das von keiner Seite beherrscht wird. Man nimmt eine hochgelegene Gegend und keine Niederung. Man lehnt die Festung an einen Fluß an oder legt sie auf eine steile Höhe, und in Ermangelung dessen umgibt man sie rings mit befestigten Werken. Diese müssen sich durch Flankenfeuer gegenseitig unterstützen und von dahinter liegenden Werken unterstützt werden, so der gedeckte Weg von den Außenwerken, diese von den Ravelins und diese von den Bastionen. Die Werte des gedeckten Weges müssen mit ihrem Feuer alle Hohlwege und Mulden im Umkreis des Platzes bestreichen, damit der Feind sich nirgends heranschleichen und sich nicht unvermutet und ungesehen den Werten nähern kann.

Nach diesen Regeln muß also auch ein gutes Lager eingerichtet sein. Euer erstes Treffen stellt den gedeckten Weg dar und das zweite die Werke, die ihn verteidigen.