<104>leen oder sonst ein schwieriges Gelände zwischen sich, wie soll man dann an den Feind herankommen? Doch höchstens mit der Kavallerie. Wenn aber das Gelände, durch das der Feind marschiert, sich nur für Infanterie eignet, wie soll meine Kavallerie dann in Tätigkeit treten? Es hieße dem Zufall zuviel überlassen, wenn man dergleichen leichtsinnig unternehmen wollte. Lagern die Heere aber auf 2 bis 3 Meilen voneinander, so ist es unmöglich, die feindliche Armee zu erreichen, wenn sie rechts oder links abmarschiert, es sei denn, daß sie gerade auf Euch losmarschieren will. In diesem Falle könnt Ihr dem Feinde entgegenrücken, wenn Ihr es für geraten haltet, eine Schlacht zu wagen. Dazu aber müßt Ihr

1. wissen, ob das Gelände, wo er lagern will, für Euch günstig ist,

2. des Nachts aufbrechen, um nicht zu spät anzukommen,

3. das Gefecht ohne Aufschub und plötzlich beginnen.

In diesem Falle jedoch und nach einem Nachtmarsche dürfte es Euch schwer fallen, den Feind zu verfolgen, wenn es Euch auch gelingt, ihn zu schlagen. Die Verfolgung aber ist nötiger und nützlicher als die Schlacht selbst.

11. Verfolgung

Es gibt drei Arten von Verfolgung: durch Detachements, durch einen Flügel der Armee oder durch die ganze Armee.

Die Verfolgung durch Detachements erheischt viel Vorsicht. Je schwächer das Detachement ist, um so mehr hat es Hinterhalte zu befürchten. Setzt nur ein detachiertes Korps der Armee einem detachierten Korps des feindlichen Heeres nach, so muß es bei zu raschem Nachdrängen befürchten, daß das feindliche Korps von seiner Hauptmacht unterstützt wird, und somit um das Anrücken von Verstärkungen besorgt sein; denn dadurch könnte es leicht vom Sieger zum Besiegten werden. Es hängt also von der Klugheit des Detachementsführers ab, alles, was eintreten kann, vorauszusehen, das Gelände zu prüfen, ob es zu Hinterhalten geeignet ist, und die Verfolgungslust seiner Truppen zu zügeln, falls er die Ankunft feindlicher Verstärkungen oder irgend eine Falle befürchten muß, die der fliehende Feind ihm in dazu geeignetem Gelände stellen könnte.

Auch für die Verfolgung durch einen Flügel der Armee gilt ungefähr das gleiche. Die Kavallerieführer, denen diese Aufgabe zufällt, müssen Geistesgegenwart besitzen und sich hüten, die feindliche Kavallerie zu hitzig zu verfolgen, wenn sie Hecken oder Dörfer mit Infanterie besetzt sehen. In allen andern Fällen, wo es nur Ebenen und Anhöhen gibt und man sicher ist, daß keine Infanterie da ist, muß man die zurückgeworfene Kavallerie hitzig verfolgen, bis man sieht, daß alle verschiedenen Truppenteile der Flüchtlinge durcheinander kommen. Dann reichen ein paar Schwadronen hin, die die zersprengten Massen mit Pistolenschüssen verfolgen, um ihren