<103> muß sofort eine große Attacke reiten und eine Reserve von Husaren zurückbehalten, die sie gleich, nachdem sie den Feind geworfen hat, in den Rücken seiner Infanterie schicken kann. In solchem Falle würde ich dafür einstehen, daß der Kampf weder lang noch blutig wird und daß die Infanterie eine bloße Zuschauerin des Kampfes bleibt. Ihre Aufgabe wäre also sehr leicht, und sie könnte höchstens dazu dienen, ein schon erschüttertes Infanteriekorps völlig zu schlagen und durch ihr Feuer zu zerstreuen (Plan 8).

Aber ein Vorteil wie eine Schlacht in der Ebene wäre für uns zu groß. Wir dürfen daher nur auf Stellungskämpfe oder aus feste Dispositionen von feiten des Feindes gefaßt sein. Bei dieser Art von Kämpfen, sowie auch zur Beendigung eines oft vorzeitig begonnenen Infanteriefeuers kommt meine Angriffskolonne, durch 2 bis 4 Schwadronen Kavallerie unterstützt, zur Anwendung. Dadurch wird der Kampf sicherlich bald entschieden.

9. Rückzüge

Von allen Kriegsoperationen sind die Rückzüge am schwierigsten. Man muß verhindern, daß die Armee den Mut verliert und daß Verwirrung eintritt. Das erstere geschieht, indem man ihr sagt, man wiche zurück wie beim Anlauf, um besser zu springen. Man bindet ihr unwahrscheinliche Geschichten auf, sprengt günstige Nachrichten aus usw. Was den Rückzug selbst betrifft, so muß man alle Schwierigkeiten voraussehen, die der Feind Euch machen könnte, im voraus die Stellungen und Orte besetzen, die er benutzen kann, um Euch zu beunruhigen, und gerade bei diesen Märschen strenger sein als sonst, damit die Offiziere sich nicht vernachlässigen. Trotz alledem ist es kaum zu vermeiden, daß die Nachhut Verluste erleidet, wenn ihr Panduren auf den Hacken sind und besonders, wenn der Marsch durch bedecktes Gelände führt.

10. Schwierigkeit der Überfälle von Lagern. Schwierigkeit, eine Armee auf dem Marsch anzugreifen

Es ist sozusagen unmöglich, die Österreicher in ihrem Lager zu überfallen. Sie haben zuviel leichte Truppen, die teils ihr Lager decken und teils immer um Euch herum sind, Euch beobachten und beunruhigen. Zufällig könnte solch ein Unternehmen zwar einmal gelingen, aber nur ein Tor rechnet auf den Zufall.

Ebenso sieht in vielen militärischen Werten zu lesen, der rechte Augenblick, um den Feind zu überraschen, sei, ihn auf dem Marsch anzugreifen. Das aber ist viel schwerer, als man denkt, und zwar aus folgenden Gründen. Gewöhnlich lagert man höchstens eine halbe Meile vom Feinde. Sind beide Heere durch nichts getrennt, so kann man darauf rechnen, daß es bald zur Schlacht kommt. Haben sie jedoch Defi-