1. Feldzugsplan134-1
(1778)

Wir werden zwei Armeen haben, die gegen die Österreicher operieren sollen. Wie wir wissen, gehen ihre Dispositionen dahin, daß sie einKorps von 76 000 Mann zwischen Olmütz und Königgrätz versammeln, daß sie 15 000 Kroaten bei Gabel haben und daß ein Korps von 32 000 Mann bei Teschen formiert wird.

Die eine unserer Armeen soll durch Sachsen nach Böhmen marschieren. Es ist unumgänglich nötig, daß sie nach Mttau ein Korps von 15 000 Mann, sowohl Preußen wie Sachsen, vorschiebt, um die Lausitz vor Einfällen zu sichern, die sich sogar bis Berlin erstrecken könnten. Ebenso notwendig ist es, daß einige aus Preußen und Sachsen gemischte Truppen gegen Peterswald und Dux hin stehen bleiben, um die rückwärtigen Verbindungen zu sichern und die Magazine zu decken.

Die beiden Armeen, die operieren sollen, haben zu beachten, daß diejenige, die der österreichischen Hauptarmee gegenüber steht, sich gewissermaßen in der Defensive halten muß, damit die andere die Zwischenzeit benutzen kann, um so weit vorzustoßen, wie die Umstände es gestatten.

Die Armee in Sachsen kann erst, wenn sie über Leitmeritz hinaus ist, mit Erfolg operieren und die Kroaten zur Räumung von Gabel zwingen. Danach ist ihre wichtigste Operation, gegen Prag vorzurücken und es zu belagern, falls die österreichische Hauptarmee sich dem nicht widersetzt. Die Armee in Oberschlesien muß über Hultschin auf Weißkirchen und Prerau operieren. Stößt sie dort auf die gesamte österreichische Streitmacht, so wird sie sich damit begnügen, sie zu beobachten und hinzuhalten, um der aus Sachsen vordringenden Armee die Eroberung Böhmens zu erleichtern. Entsendet die österreichische Hauptarmee ein starkes Detachement nach Böhmen, so muß man den Augenblick benutzen und eine Schlacht zu liefern suchen;<135> denn werden diese Truppen so nahe bei Wien geschlagen, so muß der Feind fiugs das Korps aus Böhmen herbeirufen, um Wien zu decken.

Nun bleibt noch die Frage offen, ob auf Unterstützung von den Russen zu rechnen ist. Dadurch würde alles verändert, und wir wären bald von der Armee bei Teschen befreit, die sich entweder nach Ungarn oder nach Lodomirien zurückziehen müßte.

Die größte Schwierigkeit für die Armee in Böhmen würde nach der Einnahme von Prag darin bestehen, Fuhrwerk genug aufzutreiben, um sich entweder über Budweis oder besser noch über Neuhaus und Wittingau der Donau zu nähern. Was die Truppen in Mähren betrifft, so werden sie, falls sie einen Sieg über den Feind davontragen, Brünn belagern und nach dessen Einnahme — die Hilfe der Russen vorausgesetzt — ein Detachement von etwa 30 000 gegen Hradisch abschicken, das auf Preßburg marschiert. Der Rest der Armee muß dann soweit wie möglich gegen die Donau vorgehen.

Alle diese Operationen sind großen Schwierigkeiten ausgesetzt. Trotzdem ist es bei etwas Glück wohl möglich, sie zu einem glücklichen Ende zu führen.


134-1 Den obigen Feldzugsplan übersandte der König im April 1778 dem Prinzen Heinrich, der den Oberbefehl über die Armee in Sachsen erhielt. Der Plan gelangte indessen nicht zur Ausführung (vgl. S.105 f.).