<132>mente benutzen können, die, wenn auch nicht zwingend, so doch besiechend wirkten und, einmal im Publikum verbreitet, schwerer auszurotten waren als die angeblichen Rechtsansprüche, auf die sie sich beriefen, die sich leicht widerlegen ließen und auch rasch widerlegt wurden.

Der dritte Vorwurf trifft vor allem den österreichischen General, der den Feldzugsplatt ausgearbeitet hat. Dieser Plan stimmte in keiner Weise zu der politischen Lage des Hofes; denn der Kaiser hatte keinen Bundesgenossen, von dem er Hilfe erwarten konnte. Dagegen durste der König von Preußen auf den Beistand der Russen, auf die Truppen von Hannover und anderen Reichsfürsten rechnen. Es lag also ganz und garnicht im Interesse des kaiserlichen Heeres, seinem Verteidigungplan so enge Grenzen wie die Elbufer zu ziehen. Die Defensive gegen Sachsen und die Lausitz war ebenso unklug wie die des Kaisers gegen Schlesien; denn es ist unmöglich, so ausgedehnte Grenzen gegen einen Feind zu verteidigen, der, wenn er mit seiner ganzen Macht an einem einzigen Punkte durchstößt, alle gegen ihn getroffenen Maßnahmen über den Haufen wirft und alle Abteilungen, denen der Grenzschutz übertragen ist, in Verwirrung setzt, da sie überstürzt abziehen müssen. Das ist oft in den Alpen passiert, wenn die Könige von Sardinien den Übergang verwehren wollten: die Franzosen haben ihn allemal erzwungen. Konnten sie an einer Stelle nicht durchdringen, so fanden sie Mittel und Wege, anderswo bis nach Piemont und Turin vorzustoßen. Das Interesse des Kaisers gebot also, daß er mit einem Offensivkrieg begann und die Preußen in dem Augenblick angriff, wo sie aus den schlesischen Bergen hervortraten; denn schlug er sie, so war vorauszusehen, daß ein so entscheidender Schlag ihre Bundesgenossen einschüchterte und jede Hilfeleistung von ihrer Seite verhinderte. Wurde er aber geschlagen, so fand er allemal seine befestigten Stellungen hinter der Elbe, in denen er sich zu halten vermochte, dem weiteren Vordringen des Feindes Einhalt gebieten und einen Defensivkrieg führen konnte, der dann allen Regeln der Kunst entsprochen hätte.

Den Preußen hingegen kann man vorwerfen, daß ihre sächsische Armee es an Nerv und Tatkraft fehlen ließ; denn sie versäumte eine ganz einzige Gelegenheit, die sich bot, als Prinz Heinrich bei Niemes und der König bei Hohenelbe stand. Ein Marsch über die Iser genügte, um den Kaiser zum Abzug zu zwingen. Dann fand der Kaiser für seine Armee nicht eher eine gute Stellung als hinter den Teichen von Bohdanetsch oder vielleicht bei Kuttenberg. In diesem Falle aber war halb Böhmen für ihn verloren, und die Preußen erlangten in diesem Feldzug ein entscheidendes Übergewicht über ihre Feinde.

Aber es ist das Schicksal aller menschlichen Dinge, daß nichts vollkommen gelingt. Es ist der Menschheit verhängt, sich mit dem Ungefähr zu begnügen. Was war also das Ergebnis dieses Krieges, der beinahe ganz Europa in Bewegung setzte? Für diesmal war Deutschland vor dem kaiserlichen Despotismus gerettet. Der Kaiser hatte eine Art von Schlappe erlitten; denn er mußte das zurückgeben, was er an