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Die Österreicher hatten inzwischen ein Lager auf dem Pitschenberg bezogen. Laudon stand in Striegau, und Löwenstein hatte eine vorgerückte Stellung auf dem Berge bei Würben besetzt. Dort schloß sein Korps, wenn auch nur leicht, die Festung Schweidnitz ein.

Während all dieser Operationen zwischen Österreichern und Preußen hatte Prinz Heinrich mit seiner ganzen Armee die Oder überschritten und bei Hünern ein Lager bezogen, um den Russen näher zu sein. Kurz darauf zog sich Ssaltykow über Trachenberg und Herrnstadt nach Polen zurück. Der Prinz folgte ihm bis Winzig. Solange jedoch die beiden preußischen Armeen getrennt waren, konnte nichts Entscheidendes unternommen werden. So wurde denn beschlossen, daß Goltz1 mit 12 000 Mann zur Beobachtung der Russen in der Umgegend von Glogau verbleiben sollte. Die übrige Armee des Prinzen Heinrich ging am 29. wieder über die Oder und vereinigte sich mit dem König, dessen Heer in der Gegend von Breslau zwischen Arnoldsmühle und Groß-Mochbern lagerte. Es war Zeit, Schweidnitz zu Hilfe zu eilen; denn schon schickte sich der Feind zur Belagerung an.

Am 30. August setzte sich der König in Marsch. Bei Wernersdorf entdeckte er das Daunsche Lager auf dem Pitschenberg und Lacys Stellung auf dem Zobten. Ein starkes österreichisches Kavalleriekorps kam seiner Avantgarde entgegen, wurde aber von der preußischen Kavallerie bis unter Dauns Kanonen zurückgetrieben. Trotz alledem war ein Durchzug der Armee zwischen den beiden feindlichen Heeren nicht ratsam. So marschierte der König denn links ab nach Rogau und nahm dem Zobten gegenüber Stellung in der Nähe von Prschiedrowitz. Zum Schein schlug man einige Zelte auf, während Zieten durch Buschwerk zog und unvermerkt den Paß bei Mellendorf besetzte, der auf die Ebene von Reichenbach und Schweidnitz mündet. Bei Anbruch des Abends folgte ihm die Armee in zwei Kolonnen. Bei Pfaffendorf griff die Avantgarde 200 Dragoner vom Regiment St. Ignon an. Sie waren auf Kundschaft ausgezogen und stießen unvermutet auf die preußischen Husaren. Schon gerieten die vordersten Truppen der königlichen Avantgarde in Verwirrung. Da rückte Zieten mit seinem Regiment vor, verjagte den Feind und nahm ihm 40 Gefangene ab. Durch diesen Marsch hatte sich die Armee wieder die Verbindung mit Schweidnitz gesichert. Sie bezog ein Lager bei Költschen, eine kleine Meile von der Festung. Bei Tagesanbruch erfuhr Daun, daß er umgangen war. Sofort verließ er den Zobten und den Pitschenberg und nahm sein Lager bei Kunzendorf. Sein rechter Flügel lehnte sich an den Bergkamm von Burkersdorf, der linke dehnte sich bis nach Hohenfriedberg. Außerdem besetzte das Jahnussche Korps die Pässe bei Martha und Silberberg, und Nauendorf postierte sich auf dem Spitzberg und auf dem Streitberg bei Striegau.

Am nächsten Tage rückte die Armee des Königs ins Lager von Pilzen und blieb dort. Da sich die Stellung indes nicht als günstig genug erwies, um den Feind von


1 Vgl. S. 38.