<53> die Kavallerie Befehl zum Rückzug, den sie vorzüglich ausführte. Der größte Teil wurde hinter der Infanterie zu deren Unterstützung verteilt. Nur die Krockow-Dragoner und einige Husaren wurden auf den linken Flügel geworfen, um den Feind auf jener Seite zu beobachten.

Indes war Laudon auf nichts weniger als auf eine Schlacht gefaßt. Er ahnte wohl, daß ihm einige Truppen gegenüberständen, es war aber so dunkel, daß er weder die Preußen noch überhaupt ihre Stellung erkennen konnte. Er hatte auch keine Avantgarde vorausgeschickt, weil er einige Freibataillone zu überfallen beabsichtigte, die tags zuvor mit dem Feldmagazin bei Pfaffendorf gelagert hatten und die er dort noch anzutreffen glaubte. Nun begann die auf der Höhe errichtete große Batterie ihr Feuer gegen den Feind zu richten, und da die Spitze der österreichischen Kolonnen nur 800 Schritt entfernt war, so wirkte das Feuer in den dichtgedrängten Massen verheerend. In diesem Augenblick merkte Laudon, daß er sich etwas verrechnet hatte. Er wollte seine Truppen in Schlachtordnung stellen, brachte aber nur eine Front von fünf Bataillonen zustande. Sofort griffen die Preußen diese Linie an und warfen sie. Gerade jetzt ließ der feindliche General seine Kavallerie vorrücken, um die Angreifer in der Flanke und im Rücken zu fassen. Sie kannte indes das Gelände nicht und konnte sich in der Dunkelheit nicht zurechtfinden. Zwar warf sie die Krockow-Dragoner, dann aber wurde sie selbst vom Kürassierregiment Markgraf Friedrich in der Flanke angegriffen und ihrerseits geworfen und in Moräste zersprengt, aus denen sie sich nur mühsam herausarbeiten konnte.

Bei Tagesanbruch griff die Infanterie das zweite Treffen der Österreicher an. Als man auch hier die beginnende Verwirrung bemerkte, gingen einige Schwadronen Kavallerie zur Attacke vor. Sie durchbrachen das feindliche Treffen und nahmen es fast ganz gefangen. Kleine, über die ganze Gegend verstreute Waldstücke dienten vortrefflich zur Verbergung der Kavallerieabteilungen. Sie fielen aus ihrer Deckung unvermutet über den Feind her und brachten ihn in Verwirrung. Nun versuchte Laudon einen Gegenstoß und schickte seine Kavallerie gegen die preußische Infanterie vor. Sie wurde aber von der preußischen Kavallerie kräftig zurückgeschlagen. Fünfmal hintereinander griff die preußische Infanterie die fünf österreichischen Linien zu je fünf Bataillonen an. Endlich wurde die Verwirrung des Gegners so allgemein, daß sich das ganze Korps in wilder Flucht nach Bienowitz zurückzog und in voller Auflösung über die Katzbach ging. Einige kleine Abteilungen verfolgten die Fliehenden. Dabei setzte Möllendorff1 Bienowitz in Brand und machte viele Gefangene.

Der König wollte Laudon nicht zu hitzig verfolgen, weil er unter Umständen genötigt werden konnte, die eben siegreichen Truppen auf seinen rechten Flügel zu ziehen und dort Daun eine Schlacht zu liefern. Der Feldmarschall hatte die ganze Nacht mit seiner in Kolonnen formierten Armee an der Katzbach verbracht, die ihn von dem früheren preußischen Lager trennte. Dort hatte der König zur Vorsicht


1 Major Wichard Joachim Heinrich von Möllendorff.