<108> ihm einige Leute weg. Um Rache zu nehmen, marschierte Ehrensvärd tags darauf nach Gollnow. Belling, der dort stand, hatte von den feindlichen Absichten erfahren, legte sich nochmals in einen Hinterhalt, warf sich auf die Schweden, brachte sie in Unordnung und zog sich nach Rebelow zurück. Von dort rückte er nach Kuhblank, während die Schweden auf Friedland zogen. Belling marschierte ihnen entgegen, griff die feindliche Kavallerie unter Sprengtporten, die die Vorhut bildete, an und schlug sie. Darauf rückte der unermüdliche General nach Löcknitz und wandte sich dem bei Friedland verschanzten Gros zu (9. September). Aus Mangel an Infanterie und Geschützen griff er die Verschanzungen indes nicht an und begnügte sich mit der Aufhebung einer Feldwache von 40 Dragonern. Beschreibt man Bellings Taten, wie er fortwährend kämpft und nie am gleichen Fleck zu finden ist, so meint man die Geschichte des Amadis1 zu erzählen. Während seine Infanterie in Pasewalk stand, hatte er sich mit der Kavallerie weiter vorwärts bei Ferdinandshof postiert. Die Schweden rückten gegen ihn an, aber Belling warf die feindliche Avantgarde auf ihre Infanterie, zwang sie zum Rückzuge (5. Oktober) und begann am folgenden Tage ein neues Gefecht. Dabei verloren die Feinde 500 Mann.

Nun aber sah sich der Herzog von Bevern zur Absendung von Proviantzügen nach Kolberg genötigt und mußte infolgedessen die zwei an Belling abgegebenen Bataillone wieder zurückziehen. Belling selbst erhielt Befehl, sich Berlin zu nähern, well ein österreichisches Korps, das sich in der Lausitz ausgebreitet hatte, einen Handstreich gegen die Hauptstadt zu planen schien. Er machte sich auf den Weg. Als sich aber in der Folge die Grundlosigkeit des Gerüchtes herausstellte, wandte er sich wieder gegen die Schweden und hoffte dort neue Lorbeeren zu ernten. Der Feldzug zog sich bis zum 6. Dezember hin. Dann verließ Ehrensvärd Demmin und näherte sich Stralsund. An den Peeneufern kam es nur noch zu unbedeutenden Scharmützeln.

Beim Anmarsch des Prinzen von Württemberg auf Mecklenburg bildete Belling die Avantgarde. In Malchin fand er eine feindliche Besatzung, schloß sie ein und hielt sie bis zum Eintreffen des Prinzen von Württemberg umzingelt. Die Preußen hätten den Ort allerdings mit blanker Waffe erstürmen können, aber die Truppen waren in zerrüttetem Zustand, die Regimenter zusammengeschmolzen und erschöpft; auch mußte man die Leute zu wichtigeren Gelegenheiten aufsparen. Aus diesen Gründen begnügten sich die Preußen mit einer heftigen Kanonade der Stadt und hätten sie auch genommen, wäre nicht Ehrensvärd auf die Kunde von der gefährdeten Lage der Seinen mit seiner ganzen Armee herangerückt. Nun zog er die Besatzung aus Malchin zurück und kehrte wieder nach Stralsund um. Auf beiden Seiten bezogen die Truppen Winterquartiere, die Schweden bei Stralsund, die Preußen im Herzogtum Mecklenburg in der Gegend von Schwerin und Rostock.

Den Feldzug gegen die Schweden haben wir nur erzählt, um ein Satyrspiel nach einer Tragödie zu geben. Ist es denn nicht erstaunlich, daß 16 000 Schweden all-


1 Der Held des gleichnamigen altfranzösischen Ritterromans.