<106> von 300 Mann gefangen nahm. Auf Rumänzow machte das aber keinen Eindruck: er rührte sich nicht in seinem Lager. Der Prinz von Württemberg wünschte, daß Platen dem Feind in den Rücken fiele, während er selbst die Russen in der Front angreifen wollte. Aber wie es leider bei allen Armeen vorkommt, wollte das Verhängnis, daß die beiden Generale in allem verschiedener Meinung waren und sich über nichts einigen konnten. Platen wandte sich gegen Spie und lagerte sich rechts vom Prinzen auf dem Kautzenberg. Aber die Nähe vermehrte nur noch ihre Mißhelligkeiten.

Indessen waren Fermor und Berg dicht hinter Platen hergerückt, und Berg nahm mit 10 000 Kosaken und Dragonern Stellung bei Greifenberg. Aber bei der täglich rauher werdenden Witterung konnte die vereinigte russisch-schwedische Flotte nicht länger auf See bleiben. Sie kehrte in ihre heimischen Häfen zurück und ließ nur zwei Fregatten auf der Reede von Kolberg zur Blockade des Hafens. Das genügte, um die der Stadt so dringend nötige Zufuhr zu hindern. Da der Prinz von Württemberg sich nun auf dem Seewege nicht mehr mit neuen Lebensmitteln versorgen konnte, wollte er sie zu Lande von Stettin kommen lassen. Zur Deckung des Proviantzuges sandte er Platen ab. Der nahm seinen Marsch über Treptow, Gülzow auf Gollnow. Dort im Lager hatte er ein Defilee vor sich, durch das er ohne ersichtlichen Grund ein Regiment Husaren und zwei Bataillone vorrücken ließ. Fermor, der dicht dabei mit seiner ganzen Division stand, griff das Detachement sofort an, schlug es und nahm es gefangen1. Nach diesem Unglück zog sich Platen auf Damm zurück, und der Feind vernichtete den Proviantzug, zu dessen Deckung Platen bestimmt war. Da der Prinz von Württemberg von den Vorgängen bei Gollnow nichts wußte, so sandte er noch Knobloch mit drei Bataillonen und 500 Mann Kavallerie nach Treptow, ebenfalls zur Deckung des erwarteten Proviantzuges, der aber inzwischen verloren gegangen war. Kaum in Treptow angelangt, wurde Knobloch von 9 000 Russen umzingelt und nach tapferer dreitägiger Gegenwehr gefangen genommen, da ihm die Muntion und die Lebensmittel ausgingen (25. Oktober). Hätte der Prinz von Württemberg auch 100 000 Mann zur Verfügung gehabt, er hätte es fertig gebracht, sie durch Detachements, die er aufs Spiel setzte und nicht unterstützen konnte, zu verlieren. Der Feind nutzte die Fehler und das Unglück der Preußen aus und blockierte den Prinzen von Württemberg seinerseits, sodaß Platen sich nicht mit ihm vereinigen konnte und nach Stargard zurückging, wohin ihm Berg folgte.

Auf die Kunde von der trostlosen Lage in Pommern sandte der König, wie schon erwähnt, Schenckendorff und Anhalt2 dorthin ab. An eine Verproviantierung der Magazine von Kolberg war indes nicht mehr zu denken. Mit dem letzten Proviantzug, der den Russen in die Hände fiel, waren alle Pferde verloren gegangen, die die Provinzen noch aufbringen konnten. Zudem waren die Russen an Zahl so überlegen und hatten


1 20. Oktober 1761.

2 Vgl. S. 82.