<83> die Berge im Umkreis besetzt halten. Sobald die Truppen in Leitmeritz eintrafen, begann man mit der Fortschaffung der Kranken, der Munition und der dort lagernden Geschütze. Doch so sehr man die Transporte beschleunigte, man kam erst am 20. Juli damit zu Ende.

Anfang Juli näherte sich Nadasdy den Preußen. Er lagerte bei Gastorf, dem Korps des Prinzen Heinrich gegenüber, und gab sich alle Mühe, die Verbindung zwischen den preußischen Lagern bei Leitmeritz und Böhmisch-Leipa zu unterbrechen. Das gelang ihm auch ohne Mühe: er sandte seine Panduren ringsum in die Wälder und nach den zahlreichen Defileen, die sich in jenem Teil Böhmens befinden. Auf dem linken Elbufer erschien nur ein kleines österreichisches Korps unter Laudon. Der hatte sich mit 2 000 Panduren am Fuße des Paschkopole eingenistet, von wo er die Landstraßen unsicher machte und die Detachements beunruhigte, sonst aber wenig erreichte. Nur ein Handstreich gelang ihm, und der wurde verhängnisvoll für Manstein — denselben, der die Schlacht bei Prag begonnen und den Verlust der Schlacht von Kolin verschuldet hatte1. General Manstein ließ sich von einer Eskorte von 200 neu ausgehobenen Leuten nach Sachsen bringen, um sich dort von seinen Wunden zu kurieren. Unterwegs wird er von Laudon angegriffen. Die Eskorte gerät in Unordnung. Manstein springt aus seinem Wagen, greift zum Degen, verteidigt sich wie ein Verzweifelter, weist das angebotene Pardon zurück und wird getötet2.

Lebhafter ging es bei den Truppen des Prinzen von Preußen zu. Nachdem sich der Prinz von Lothringen mit Feldmarschall Daun vereinigt hatte, verließen beide Brandeis und folgten dem Prinzen von Preußen. Sie lagerten bei Niemes, umgingen die linke Flanke der Preußen und erreichten Gabel einen Tag vor ihnen. Das Schloß von Gabel verteidigte General Puttkamer3, den der Prinz von Preußen mit vier Bataillonen dorthin detachiert hatte, um die Zufuhr für die Armee aus Zittau zu erleichtern. Hätte sich der Prinz von Preußen zum sofortigen Vormarsch auf Gabel entschlossen, so hätten die Österreicher durch ihre Bewegung nichts gewonnen. Aber da sich der Prinz die Folgen nicht sofort klargemacht hatte, so blieb er ruhig in seinem Lager und ließ den Feind machen, was er wollte. Feldmarschall Daun schickte ein Detachement von 20 000 Mann ab, das Puttkamer in Gabel angriff. Trotz tapferer Gegenwehr mußte sich Puttkamer am dritten Tage nach Eröffnung der Laufgräben aus Mangel an Unterstützung ergeben (15. Juli). Nachdem der Posten verloren war, sah der Prinz von Preußen seine Wichtigkeit ein: der gerade Weg aus seinem Lager nach Zittau geht nämlich über Gabel. Nun war ihm diese Straße verlegt, und es blieb ihm nur noch der Weg über Rumburg offen. Das war aber ein Umweg von einigen Meilen, abgesehen davon, daß man dort nur in einer Kolonne marschieren konnte. Das Heer mußte also diesen Weg einschlagen und verlor dabei einen Teil des Gepäcks und der


1 Vgl. S. 72 und 79 f.

2 Gefecht bei Wellemin, 22. Juni 1757.

3 Nikolaus Lorenz von Puttkamer.