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Das Korps des Königs brach am 2. September von Blumberg auf und erreichte über Manschnow, Müllrose, Trebatsch, Lübben, Dobrilugk und Elsterwerda am 9. Groß-Dobritz bei Großenhain. Dort stießen Feldmarschall Keith und der Markgraf zu ihm. Sie waren über Nieder-Hartmannsdorf, Priebus, Muskau, Spremberg und Senftenberg marschiert. Unterwegs hatten Werner und Möhring1 zwei österreichische Detachements geschlagen, der eine bei Priebus, der andre bei Spremberg, und über 500 Gefangene gemacht. Die Armee lagerte am 12. zwischen Boxdorf und Reichenberg, wo der König mit dem Prinzen, seinem Bruder, die den Umständen entsprechenden Maßnahmen verabredete. Noch am selben Abend setzte sich die Armee in Marsch; denn es galt, die Höhen von Weißig vor dem Feinde zu besetzen. Die Österreicher hatten auf dem Weißen Hirsch eine befestigte Stellung, aus der man sie vertreiben mußte. Der König marschierte stracks darauf los, während Wedell die Stellung auf der von Radeberg kommenden Straße umging. Die Österreicher mußten sie räumen. Sobald die Spitze der Armee die Höhen von Weißig erreicht hatte, griff sie die österreichischen Husaren und Dragoner an, die zur Deckung von Dauns Lager dorthin marschiert waren. Daun selbst war nach Weißig vorausgegangen, um die Stellung der Truppen anzugeben. Alle feindlichen Korps wurden zurückgeworfen, und die Armee des Königs bezog die Stellung von Schönfeld gegenüber dem Lager des Feldmarschall Daun, das sich von Lohmen über Stolpen bis Bischofswerda erstreckte. Sogleich wurde die Verbindung der beiden preußischen Armeen durch Brücken über die Elbe gesichert. Die Armee des Königs war gerade zur rechten Zeit eingetroffen; denn Lacy sollte schon mit allen österreichischen Grenadieren die Brücke bei Pillnitz schlagen. Wie man gestehen muß, hätte Feldmarschall Daun völlig Zeit gehabt, diese Absicht vor dem Eintreffen des Königs zu verwirklichen, wenn es in seinem Charakter gelegen hätte, mit größerer Tatkraft und Schnelligkeit zu verfahren.

An dem Tage, wo die Armee die Stellung von Schönfeld besetzte, wurde General Retzow mit einem Detachement abgeschickt, um Laudon aus Radeberg zu vertreiben. Der Österreicher zog sich auf Arnsdorf und Fischbach zurück. In dieser Stellung beschloß man, ihn abermals anzugreifen. Zu dem Zweck rückte Prinz Franz2 mit einigen Bataillonen vor, um sich in seiner Front zu zeigen, indes Retzow seinen rechten und der König seinen linken Flügel umging. Wie man sieht, wäre das Korps verloren gewesen, wenn alles geklappt hätte. Aber gewöhnlich gelingen solche Pläne nur teilweise. Immerhin verlor Laudon bei diesem Treffen über 500 Mann. Er entkam durch den Wald und besetzte die Hügel bei Harthau, wo er unter dem Schutz der Daunschen Kanonen sein Lager bezog (16. September).

Die Preußen hatten zwar einige Erfolge zu verzeichnen, aber ein entscheidender Schlag war doch nicht gefallen. Bei der Stellung beider Heere kam es vor allem darauf an, die Österreicher vom Elbufer zu entfernen. Das war aber kaum anders


1 Christian von Möhring, Oberstleutnant im Regiment Zieten-Husaren.

2 Vielmehr Generalmajor Prinz Karl von Bevern.