<124> Zuschauers bei der Einnahme der Festung, deren Besatzung sich kriegsgefangen gab (14. März). Dann rückte er nach Paderborn, um sich wieder mit Prinz Clermont zu vereinigen. Die Verbündeten marschierten auf Bielefeld, und die Franzosen, bestürzt über diese plötzliche Wendung der Dinge, räumten Lippstadt, Hamm und Münster. Da Graf Clermont nun in Deutschland keinen Fußbreit Landes mehr innehatte, ging er bei Wesel über den Rhein zurück (31. März) und ließ seine Armee am jenseitigen Ufer des Flusses kantonnieren. Prinz Ferdinand blieb in Münster stehen und verteilte seine Truppen in der Umgegend, um ihnen einige Erholung von den Strapazen der ununterbrochenen Operationen während der rauhen, frühen Jahreszeit zu gönnen. Auf diesem kurzen Zuge nahmen die Verbündeten 11 000 Franzosen gefangen. Fast könnte man ihn mit dem ruhmvollen Feldzuge des Marschalls Turenne1 vergleichen, als er über Thann und Belfort ins Elsaß eindrang, die Kaiserlichen in ihren zerstreuten Quartieren überraschte und sie über den Rhein zurückwarf.

Am 2. Juni ging Prinz Ferdinand mit seiner Armee unterhalb Emmerich über den Rhein. Er hatte dazu holländische Schiffer aufgeboten, die aber darauf bestanden, die Brücke auf holländischem Gebiet zu schlagen. Von dort rückte er bald ins Herzogtum Kleve und überraschte einige französische Truppen in ihren Quartieren. Indessen gelang es der Mehrzahl, sich bei Crefeld zur Hauptarmee zu schlagen. Prinz Ferdinand besetzte nun Kleve, ließ einige Truppen unter Imhoff zur Deckung der Rheinbrücke bei Emmerich zurück und zog dann mit der Armee der Verbündeten am linken Rheinufer hinauf. Am 20. des Monats war er vom Grafen Clermont nur noch einen Tagemarsch entfernt. Er entschloß sich zum Angriff auf die Franzosen, in der Hoffnung, er könne im Fall eines vollständigen Sieges Wesel zurückerobern und den Kriegsschauplatz auf das linke Rheinufer verlegen. Zu dem Zweck vereinigte sich der Prinz mit Wangenheim, der auf dem andern Ufer bei Kaiserswerth gestanden hatte, und rückte dann auf Kloster Kamp. Bei seinem Anmarsch räumte St. Germain Crefeld, zog sich eine Meile zurück, um sich dem bei Neuß lagernden Grafen Clermont zu nähern, und stieß bei Fischeln zu ihm.

Am 23. Juni ging Prinz Ferdinand aus seinem Lager bei Hüls und Kempen zum Angriff gegen Clermont vor. Er teilte sein Heer in drei Kolonnen. Die eine unter Wangenheim ging gegen die Front des Feindes vor, um sie in Schach zu halten, während das Gros der Verbündeten den linken Flügel der Franzosen umging und ihnen zwischen Fischeln und Anrath in die Seite kam. Dort lag hinter einem Bachlauf ein Wall, die sogenannte Landwehr, die die Franzosen besetzt hatten. Sie wurden nach ziemlich hartnäckigem Kampfe von der Infanterie der Verbündeten verjagt. Nun eilten die französischen Karabiniers ihrer gefährdeten Infanterie zu Hilfe. Graf Gisors, der sie führte, griff die Infanterie des Prinzen Ferdinand heftig an, fiel aber, und seine entmutigte Truppe ergriff die Flucht. Der Prinz von Holstein2


1 Im Winter von 1674 auf 1675.

2 Vgl. S. 123 Anm. 2.