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2. Kapitel

Gründe zum Kriege gegen die Königin von Ungarn nach dem Tode Kaiser Karls VI. Winterfeldzug in Schlesien 1740.

Die Erwerbung des Herzogtums Berg war sehr schwierig auszuführen. Um sich einen deutlichen Begriff davon zu machen, muß man sich genau in die damalige Lage des Königs versetzen. Er konnte kaum 60 000 Mann ins Feld stellen, und an Hilfsquellen zur Unterstützung seiner Unternehmungen hatte er nichts als den Schatz, den der verstorbene König hinterlassen hatte. Wollte er die Eroberung des Herzogtums Berg wagen, so mußte er alle seine Truppen dazu verwenden, weil er mit einem starken Gegner zu rechnen hatte. Er mußte Frankreich bekämpfen und zugleich die Stadt Düsseldorf einnehmen. Schon die Übermacht Frankreichs reichte hin, um ihn von dieser Unternehmung abzuhalten, hätten ihm auch von andrer Seite nicht ebenso ansehnliche Hindernisse im Wege gestanden. Denn auch das Haus Sachsen erhob die gleichen pfälzischen Erbansprüche, und Hannover war eifersüchtig auf Brandenburg. Rückte der König unter diesen Umständen mit seiner ganzen Macht an den Rhein, so setzte er seine von Truppen entblößten Erblande einem Einfall der Sachsen und der Hannoveraner aus, die eine solche Diversion gewiß nicht unterlassen hätten. Wollte er aber einen Teil seines Heeres in der Kurmark zurücklassen, um seine Staaten gegen die Anschläge seiner Nachbarn zu decken, so wäre er auf beiden Seiten zu schwach gewesen. Frankreich hatte die pfälzische Erbfolge im Jahre 1733 dem Pfalzgrafen von Sulzbach verbürgt, um während seines Krieges am