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Mittlerweile kam Graf Harrach in Dresden an. Er glaubte, der König werde jetzt von seinen Erfolgen aufgeblasen sein und nach österreichischem Muster seine Forderungen unmäßig heraufschrauben. Bald aber erkannte Harrach seinen Irrtum, ja er dankte dem König für das Entgegenkommen, das er bei der Verhandlung bewies. Der König antwortete ihm, die Veranlassung zum Kriege sei mit dem Tod Karls VII. geschwunden. Seitdem hege er selbst unveränderlich die gleiche Gesinnung, wie er sie jetzt an den Tag lege. Harrach machte noch Vorschläge für eine Zusammenkunft des Königs mit der Königin von Ungarn. Der König aber wich aus, indem er an einigen Beispielen die Zwecklosigkeit und die üblen Folgen solcher Monarchenbegegnungen darlegte. Indes flocht er in seine Ablehnung geschickt einige Komplimente für die Kaiserin ein. Graf Harrach begnügte sich damit und ließ seinen Vorschlag fallen.

Der Friede ward am 25. Dezember 1745 unterzeichnet. Der Beitritt der Königin von Ungarn zur hannöverschen Konvention war nichts weiter als eine Erneuerung des Breslauer Friedens. Die Sachsen versprachen, den Feinden des Königs den Durchmarsch durch ihr Land nie zu gestatten, unter welchem Vorwand es auch sei. Der Fürstenberger Zoll wurde gegen Gebiete von gleichem Werte ausgetauscht1. Sachsen verpflichtete sich zur Zahlung einer Million Taler Kriegskosten, für die der König von Polen die Bürgschaft übernahm. In demselben Artikel verzichtete er auf jede Kriegsentschädigung. Dafür versprach der König von Preußen, vom Tage der Unterzeichnung an alle Kontributionen einzustellen und Sachsen unverzüglich zu räumen, mit Ausnahme von Meißen, wo das preußische Feldlazarett war. Die Stadt sollte erst nach der Genesung der Verwundeten geräumt werden.

So endigte der Zweite Schlesische Krieg, der im ganzen sechzehn Monate gewährt hatte. Er war von beiden Seiten mit äußerster Leidenschaft und Erbitterung geführt worden. Die Sachsen hatten dabei ihren ganzen Haß gegen Preußen und ihren Neid über die Vergrößerung des Nachbarstaates offen gezeigt. Die Österreicher fochten um die Kaiserkrone und um ihr Übergewicht im Reiche. Die Russen wollten sich einmischen, um Einfluß auf die deutschen Angelegenheiten zu erlangen. Frankreich sollte sich an dem Kriege beteiligen, tat es aber nicht. Preußen sah sich drohenden Gefahren ausgesetzt und bestand sie durch die Mannszucht und den Heldenmut seiner Truppen.

Der Krieg führte keine der großen Umwälzungen herbei, die das Antlitz Europas verändern. Er verhinderte sie vielmehr, indem er den Prinzen von Lothringen zwang, das Elsaß zu verlassen. Der Tod Karls VII. gehörte zu den nicht vorauszusehenden Ereignissen. Dadurch scheiterte der Plan, die Kaiserwürde dem neuen Hause Österreich für immer zu entreißen. Schätzt man die Dinge nach ihrem wirklichen Wert ein, so ist zuzugeben, daß der Krieg ein in mancher Hinsicht sehr unnützes Blutvergießen


1 Damit wurde der letzte fremdherrliche Binnenzoll an den Ufern der Oder beseitigt.