<245>gerafften Truppen entgegengeworfen hatte (21. September). Diese Niederlage öffnete dem König die Augen und lehrte ihn, daß in einem Staate mit aristokratischer Verfassung ein Funke eine Feuersbrunst entzünden kann. Die schottischen Angelegenheiten lenkten nun die ganze Aufmerksamkeit seines Ministeriums auf sich. Die auswärtigen Unterhandlungen gerieten ins Stocken. Die Bundesgenossen hielten England für so gut wie verloren und achteten es nicht mehr wie früher. Das Mißlichste war, daß der Vertrag von Hannover ruchbar zu werden begann. Die Österreicher und Sachsen hatten geplaudert. Das konnte eine üble Wirkung bei den Franzosen haben, die noch die einzigen Bundesgenossen Preußens waren. Und so wurde denn die Diversion des jungen Karl Eduard in Schottland zu einer Diversion für die Königin von Ungarn. Sie bekam nun freie Hand, alle Kräfte gegen den König von Preußen einzusetzen. Der König von England widerriet ihr zwar dringend das Vorgehen gegen Preußen, aber seine Ratschläge wurden zu Wien jetzt verachtet.

Der König von Preußen, der in Berlin war, bot alles auf, um Geld zur Fortsetzung des Krieges zu bekommen1. Die schlesischen Einkünfte waren nicht so eingegangen wie in Friedenszeiten; zwei Drittel davon waren ausgeblieben. Er mußte andre Geldquellen suchen, und die waren schwer zu finden.

Die Verlegenheit war groß. Aber die Gefahr, die dem Staate von den Feinden drohte, war noch weit schrecklicher. Der König erfuhr auf folgende Weise davon. Seit der Vermählung des schwedischen Thronfolgers mit der Prinzessin Ulrike waren die Schweden den Interessen Preußens zum Teil gewogen. Rudenschöld und Wulfvenstierna, die schwedischen Gesandten in Berlin und Dresden, waren dem König auch persönlich zugetan. Der letztere ging im Hause des Grafen Brühl ein und aus; er gehörte zur Spielpartie des Ministers. In seiner Gegenwart war Brühl nicht so vorsichtig, wie es einem Premierminister, dem alle Geheimnisse seines Herrn anvertraut sind, geziemt. Wulfvenstierna kam ohne Mühe hinter den Plan des Wiener und des Dresdener Hofes, das Heer des Prinzen von Lothringen in Sachsen einrücken zu lassen, es mit den sächsischen Truppen zu vereinigen und dann während des Winters geradenwegs auf Berlin loszumarschieren. Er teilte seine Entdeckung Rudenschöld mit. Durch ihn erfuhr der König am 11. November davon, gerade an dem Tage, wo man die Trophäen von Hohenfriedberg und Soor in der Garnisonkirche aufhängte. Rudenschöld teilte des weiteren mit, das Projekt sei von Brühl entworfen, von Bartenstein verbessert, von Rutowski erweitert und durch Saul2 nach Frankfurt an die Königin von Ungarn geschickt worden. Brühl sei überzeugt, daß man Preußen durch diesen Schlag zermalmen würde. In der sicheren Hoffnung darauf habe der Wiener und Dresdener Hof es abgelehnt, den Friedensplänen des Königs von England beizutreten. Man hätte sich sogar schon in die Beute geteilt, und zwar sollte der König von Polen die Bistümer Mag-


1 Der Staatsschatz enthielt am 28. Oktober 1745 nur 2 298 Taler; im Dezember, zur Nachtzeit, wurde der silberne Chor und alles Silbergerät des Weißen Saales aus dem Berliner Schlosse in die Münze geschafft.

2 Vgl. S. 197.