<20> Österreichs. Aber als Alter und Krankheiten ihn schwächten, ward dieser Kopf, der so lange für das Wohl des Kaiserhauses gearbeitet hatte, unfähig, die Arbeit fortzusetzen und die gleichen Dienste zu leisten. Eine demütigende Betrachtung für unsre Eitelkeit! Ein Condé, ein Eugen, ein Marlborough sehen ihren Geist eher hinsterben als ihren Leib, und die größten Genies enden in Verblödung! Arme Sterbliche, nun rühmt euch noch, wenn ihr mögt!

Als Eugens Kräfte sanken, setzten die Intrigen aller österreichischen Minister ein. Graf Sinzendorff1 erlangte den meisten Einfluß auf seinen Herrn. Er arbeitete wenig und liebte gutes Essen; er war der Apicius des kaiserlichen Hofes, und der Kaiser pflegte zu sagen, die guten Gerichte seines Ministers zögen ihm selbst böse Händel zu. Sinzendorff war stolz und hochfahrend; er hielt sich für einen Agrippa und zugleich für einen Mäcenas. Die Reichsfürsten waren empört über die Härte seiner Regierung. Sie stand in direktem Widerspruch zur Regierungsart Prinz Eugens, der die Reichsstände durch Sanftmut viel sicherer zu seinen Zielen leitete. Als Graf Sinzendorff zum Kongreß nach Cambrai2 geschickt wurde, glaubte er dort den Charakter des Kardinals Fleury zu durchschauen. Doch der Franzose, durchtriebener als der Deutsche, überlistete ihn, und Sinzendorff kehrte mit der Wahnhoffnung nach Wien zurück, er würde den Hof von Versailles nun ebenso regieren wie den des Kaisers.

Kurz darauf sagte Prinz Eugen zum Kaiser, der immerfort auf Mittel sann, wie er seine Pragmatische Sanktion sicherstellen könnte, das einzige Mittel dazu sei ein


1 Graf Philipp Ludwig Sinzendorff, Oberster Hofkanzler.

2 1724 zur Regelung der Besitzververhältnisse in Italien.