<170>zugreifen und sie, wenn möglich, zu vernichten. Der König von Preußen hatte den Feldmarschall Schmettau1 zu Ludwig XV. gesandt, sowohl um über die Bewegungen des französischen Heeres unterrichtet zu werden, wie um den König von Frankreich zur Erfüllung seiner Verpflichtungen anzutreiben, nämlich die Truppen der Königin, wenn sie über den Rhein zurückgingen, zu verfolgen und bis nach Bayern zu treiben. Schmettau meldete dem allerchristlichsten König, der König von Preußen werde am 17. August ins Feld rücken2 und wolle bei seiner Diversion zur Rettung des Elsaß 100 000 Mann anwenden. Der Feldmarschall setzte alle Hebel in Bewegung, um den französischen Heeren mehr Leben und Tatkraft einzuflößen, und vielleicht wäre ihm das auch geglückt, wäre Ludwig XV. in Metz nicht erkrankt. Es fing mit Kopfschmerzen an, die seine Ärzte und Wundärzte einem Geschwür im Gehirn zuschrieben. Sie erklärten das Leiden für unheilbar. Sofort umgab man den König mit Beichtvätern, Priestern und dem ganzen Apparat, dessen sich die römische Kirche bedient, um den Sterbenden ins Jenseits zu verhelfen. Der Bischof von Soissons, ein blöder Fanatiker, verkaufte seinem Herrn seine Öle und Sakramente um den Preis der Herzogin von Chateauroux, die er zum Opfer bringen mußte. Sie mußte Metz verlassen und erhielt den strengsten Befehl, nie wieder vor dem König zu erscheinen. Aber weder die letzte Ölung noch die Sakramente retteten ihm das Leben. Ein ganz gemeiner Wundarzt erschien und versicherte, er würde den König kurieren, wenn man ihm freie Hand ließe. Ein Nebenbuhler trat nicht auf, und durch ein kräftiges Brechmittel genas der König von seiner Krankheit, die nur eine Verdauungsstörung war. Die Hofärzte verloren ihren Kredit, aber die allgemeinen Angelegenheiten litten noch größeren Schaden.

Während der Krankheit des Königs war der Herzog von Harcourt in Pfalzburg eingetroffen. Nadasdy hatte bereits Zabern eingenommen und schickte sich an, durch die vom Herzog besetzten Pässe zu dringen. Doch umsonst! Der Herzog harrte, obwohl mehrfach angegriffen, bis zum 16. aus, wo die Hilfstruppen aus Flandern zur Armee stießen. Der Prinz von Lothringen hatte schon Befehl zum Rückzuge erhalten. Er traf bereits seine Maßregeln, und es hing nur vom Marschall Noailles ab, die Lage auszunutzen. Allein seine übertriebene Vorsicht verdarb alles. Umsonst gab Schmettau sich die größte Mühe, ihn anzufeuern. Was hätte Frankreich denn auch dabei gewagt? Selbst wenn Noailles geschlagen wurde, mußten die Truppen der Königin trotzdem das Elsaß räumen. Siegten die Franzosen aber, so vernichteten sie das österreichische Heer. Denn bei lebhafter Verfolgung wären die Österreicher, statt über die Rheinbrücken zurückzukehren, im Strome ertrunken. Nun (13. August) rückten die Franzosen und Bayern langsam auf Hochfelden, wohin sich Nadasdy schon zurückgezogen hatte. Noailles sandte drei Detachements an die Mo-


1 Graf Samuel Schmettau stand seit 1741 in preußischen Diensten.

2 In seinen Schreiben vom 12. und 29. Juli an Ludwig XV. und Noailles gibt der König den 13. August an; er brach von Potsdam am 14. auf.