<167>

53. An Voltaire167-1
(24. Februar 1760)

Was schmückt Euch doch für eine Lorbeerlast!
Im Tempel der Geschichte, auf der Bühne
Und im Lyzeum167-2 ein gewohnter Gast,
Habt Ihr die Töchter all der Mnemosyne
Mit gleicher Treu und Zärtlichkeit umfaßt;
Wofür die auch den Hort, den sie verwalten,
Die hehren Neun, Euch ständig offen halten.
Dort schöpft Ihr frei, um Euren Ruhm zu mehren,
Zwiefacher Meisterschaft vereinte Ehren:
Meister des Reimes und der Prosakunst!
Euch ward die Gabe des Geschmacks, des Maßes,
So trägt als Auserwählten Euch die Gunst
Des Gottes, der da waltet des Parnasses;
So schenkt er Euch die glücklichste der Gaben:
Die Kunst, zu lehren und doch zu gefallen,
Sie, die in Euren Götterwerken allen
Der Erde Völker wohl empfunden haben.

Und doch! Ein Lorbeer, und der schönste, mein' ich, —
Und darin bin ich mit Europa einig —
Ein Lorbeer fehlt noch auf der Stirn Voltaires:
Soviel Ihr schon vollbracht des Meisterlichen,
Mög' Euch das eine Kunststück noch gelingen,
Mit was weiß ich für Machenschaften, Schlichen
Den Frieden wieder in die Welt zu bringen —
Das Meisterwerk der Meisterwerke wär's!

<168>

54. An d'Argens
Nach Erscheinen des Nachdrucks der „Œuvres du philososophe de Sanssouci“ in Frankreich168-1
(März 1760)

Die Frucht meines Dichtens ist herbe!
Ich weiß nicht, durch welche Niedertracht
Ein Schuft vom Gewerbe,
Ein Dieb meine Verse herausgebracht!
Mnemosynes Töchter Hab' ich verehrt;
Klio hat mir ihre Gunst gewährt,
Auch war ich immer des Ruhmes froh —
Doch ein Poet nur inkognito.

Nie mocht' ich als Dichter mich ausposaunen,
Mich sollten nicht Hinz und Kunz bestaunen.
Meine Verse wollt' ich zur Schau nicht stellen
Dem Pöbel, der auf der Lebensbahn
Blöd einhertrollt; mich plagt nicht der Wahn,
Seinen kargen Verstand zu erhellen
Mit der Leuchte der Philosophie.
Was fängt er mit Versen an,
Die zum Zauber der Phantasie
Witz und Verstand gesellen?
Er ist verdammt zur Dumpfheit;
Ich laß ihn in seiner Stumpfheit:
Der Irrtum — das ist sein Gott!
Die überhäuft er mit Spott,
Die ihm die Wahrheit zeigen.
<169>Reißt mich künftig die Dichtwut hin
Und läßt mein müd gewordner Sinn
Noch einmal Glut aus der Asche steigen,
Daß mir ein lustiges Verslein gelingt,
So sorg' ich, daß es nicht weiterdringt.
Nicht für das Publikum will ich schreiben,
Nur meinen Freunden die Zeit vertreiben!

<170>

55. Ode an die Deutschen
(29. März 1760)

Ihr unsel'gen deutschen Stämme, stets in Bruderkampf entzweit,
Ihr beseßnen Unruhgeister, seid dem Untergang geweiht!
Ewig Wehgeschrei erschüttert eure Lüfte allerenden,
Langer Kämpfe Schreckensmale euren Heimatboden schänden,
Eure Fluren Wüsteneien, eure Städte Haufen Schuttes,
Unter eurer Waffen Wüten rinnen Ströme roten Blutes;
Gottverflucht eure Triumphe!
Denn sie stürzen unser Land
Nur zurück in wüste, dumpfe
Barbarei, wo doch dem Sumpfe
Längst die Vorwelt sich entwand.

Ach, ein Unhold aus der Hölle, Zwietracht mit den wutentflammten
Funkelaugen, sie entfachte diesen Haß euch, den verdammten,
Diese Mordlust, euch zerstörend ineinander zu verbeißen,
Tempelschändrisch mit den Händen euch das Innre zu zerreißen,
Daß der Himmel, der gerechte, tief beleidigt, nur mit Grauen
Euren Totenfeiern leuchtend, so Unseliges mag schauen.
Ja, aus Furcht, sich zu beflecken,
Möcht' der reine Himmelsstrahl
Sich am liebsten ganz verstecken,
Wie vor jenem blut'gen Schrecken,
Da Thyestes hielt sein Mahl.

Drunten in dem ew'gen Abgrund, den kein Strahl von Reinheit lichtet,
Wo der Haß in Schmutz und Wüsiheit sich den Schreckensthron errichtet,
Dort denkt man sich so gestaltet jene unbotmäß'gen Wesen,
<171>Stets mit frechem Aufruhr drohend, stets bereit zu jedem Bösen,
Stets bereit, obschon sie ew'ge Ohnmacht bannt, sich zu verschwören,
Alle Ordnung dieser Schöpfung umzuwerfen, zu zerstören;
Ja, sie rotten sich und sprechen:
Auf, und laßt uns mit Gewalt
Alle Himmelsschranken brechen!
Kehr' denn wieder, uns zu rächen,
Du, des Chaos Ungestalt!

Niederträchtige, ihr bangt wohl, daß von euren blutigen Klingen,
Rot von Bürgerblut, ein Tropfen könnt' auf rechten Boden springen,
Daß aus solcher Saat erwüchsen neue Streiter, wohlbewährte,
Aus der Art geschlagne Kinder, die die gleiche Mutter nährte;
Darum, euch in Schuld und Frevel selber noch zu überbieten,
Ruft ihr lieber in die Waffen fremde Söldner und Banditen!
Nun, sie sind schon bei der Hand,
Eure Helfer und Genossen,
Jeden festen Rechtsbestand
Uns im deutschen Reich und Land
Blindlings wütend umzustoßen!

So hat Hellas einst die Flamme seiner Wildheit schlecht gehütet,
Hat im Irrsinn seiner Ehrsucht wider eignes Fleisch gewütet,
Hat in lauter Zwistigkeiten leer geblutet seine Adern,
Bis dann beide, tief zerrüttet und erschöpft vom ewigen Hadern,
Das gebieterische Sparta und das herrische Athen,
Schmählich an den Bund Achajas sahn ihr Zepter übergehn;
Was blieb von den freien Staaten,
Die vom Bürgerstreit zersetzt,
Ganz verblendet, schlimm beraten,
Von den Konsuln Roms zuletzt
Rettung aus der Not erbaten?

Doch gar bald vor ihren Schirmherrn wurde ihnen angst und bange,
Denn ein Joch ward ihre Hilfe — wer ertrüg' die Last noch lange?
Ach, zu spät! Von allen Seiten starrten Beile der Littoren,
Und so lernten sie's mit Schrecken, lernten's fühlen, jene Toren,
Daß sie sich, von zügellosen Leidenschaften irrgeleitet,
Statt des liebevollen Schutzes eine Zwingherrschaft bereitet.
<172>Also büßten diese freien
Staaten durch den Neid allein,
Stete Eifersüchteleien
Und den Hader der Parteien
Schmählich Macht und Freiheit ein.

Ist's was andres, wenn ihr heute, nur um das verhaßte Preußen
Zu erdrücken, hier den Franzmann, dort den Schweden, da den Reußen,
Den unbänd'gen Steppenwildling, in das Land gerufen habt
Und den Boden, ihr Unsel'gen, drauf ihr sieht, selbst untergrabt?
Die verhängnisvolle Hilfe kommt euch teuer noch zu stehn:
Unterworfne meint der stolze Eindringling in euch zu sehn!
Wartet nur, die schlimmen Horden
Kosten Tränen noch einmal!
Rühmt euch dann: aus West und Norden
Riefen wir sie her zum Morden,
Wir, wir schärften ihren Stahl!

Warum nicht den Arm euch waffnen, wie zu eurer Väter Tagen,
Um den Hochmut starker Gegner endlich auf das Haupt zu schlagen?
An der Donau, an dem Rheine stolze Landerobrer sind's,
Dort hat sich ihr Schwert erstritten manche blühende Provinz;
Nachbarn sind's, die ständig drohen, die nach Händeln mit euch dürsten,
Ew'ge Feinde eurer Freiheit, eurer Rechte, eurer Fürsten;
Nun, und ihr? Die Furien riefen
Eurem grimm'gen Aufgebot
Beifall zu aus Höllentiefen,
Eure Mörderarme triefen
Edlen Bruderblutes rot!

Schaut nach Flandern, seine Schanzen gilt's zu stürmen, zu gewinnen;172-1
Mit dem Ungarn Seit' an Seite legt in Asche Belgrads Zinnen! 172-2
Muß beim Klange dieser Namen heißer nicht das Blut euch rollen?
Denkt ihr nicht der blutgetränkten Ehrenfelder, wo den vollen
Siegeskranz der edle Ritter Prinz Eugenius sich errungen,
Der Bewunderte, der jeden seiner Gegner hat bezwungen?
Alles ruft bei solchem Wagen
Eurem Mute zu: Glückauf!
<173>Alle Herzen mit euch schlagen,
Die um Deutschland Sorge tragen,
Folgen eurem Siegeslauf.

Hier bewährt nur euren Ingrimm, eure Kraft, ihr könnt's mit Ehren:
Eines Nachbarn, eines Neiders drohend Reich dürft ihr zerstören,
Das ein Riesensammelbecken voll von kriegerischen Stämmen,
Stets bereit, mit seinen Horden euer Land zu überschwemmen.
Denkt, wie oft die Heimatfluren all die wilden Streiter schauten
Und die Väter nur mit Zittern und mit Bangen sie bebauten!
Dorthin sollt den Blick ihr wenden,
Wenn den rechten Feind ihr sucht!
Irrsal will euch ganz verblenden:
Mut, den Wahnsinnstaten schänden,
Freundesmord — der ist verflucht!

Seht den Großherrn der Osmanen, an des Hellespontes Küsten,
Der euch allzumal verabscheut, voll Vermessenheit sich brüsten!
Wie er euer Wüten segnet, eures rohen Streites lacht,
Weil mit euren harten Fehden ihr sein Werk nur leichter macht!
Recht von euch, dem Herrn der Gläub'gen euern blut'gen Arm zu leihn:
Denn so kann er doch den Seinen sparen all die Metzelein!
Hei! vom stolzen Turm zu schauen,
Wie im Kampf die Federn stieben,
Falk und Adler wundgehauen
Von den schnöden Geierklauen,
Halb zerfleischt von Schnabelhieben!

Also schlugen vor den Römern in des Kolosseums Rund,
Vor den übermüt'gen Siegern, Kriegsgefangne einst sich wund.
Zur Belustigung der Verächter fochten sie auf Tod und Leben;
Und zu gleichem grausem Spiele sicherm Tode übergeben,
Sanken dort die Gladiatoren hin, zerfleischt von Raubtierrachen,
Um entmenschten Müßiggängern einen blutigen Spaß zu machen;
Seelenruhig, mit Behagen
Trank man seinen Blutrausch da;
Keinem hat in Selbstantlagen
Das Gewissen drob geschlagen,
Als er dieses Morden sah!
<174>Aber ist's denn nur der Fremde, der gefährlich werden kann?
Ernst will's werden! Mit Selbsttäuschung ist es bald nicht mehr getan!
Habt ein Auge auf die Donau! Eh' ihr's denkt, hat sie geboren
Euren Zwingherrn euch! Indes ihr mich bekriegt, ihr blinden Toren,
Birgt ihr brechend Aug' die Freiheit, das in Zornestränen schwimmt
Um ein Volk, das, niedren Sinnes, Sklavenketten auf sich nimmt.
Laßt die Narrheit endlich fahren
Eines wirren Fanatismus:
Ihr vermehrt nur die Gefahren,
Helft nur eueren Cäsaren
An dem Bau des Despotismus!...

Aus den Blättern der Geschichte lernt, wie„s schon einmal gegangen:
Seht den fünften Karl, dem alle Weltmachtpläne schier gelangen!
Er, das Oberhaupt der Deutschen, die da uneins und zerspalten,
Ließ in dreisier Herrenwillkür seine Spanier hier walten,
Eure Länder all zu knechten, zu entwürd'gen eure Ahnen;
Eure ersten Fürsten macht' er zu Tyranne-Untertanen.
Wieviel Ketzerblut vergossen
Hat doch jener Ferdinand,174-1
Der gewaltsam umgestoßen
Jedes Recht, das ihn verdrossen,
Als Tyrann im deutschen Land.

Doch ich pred'ge tauben Ohren! Es verdrießt euch wohl gewaltig?
Steht mir Rede, Unglückselige! — Doch sie schweigen hinterhaltig.
Schmählich sind sie abgefallen von dem Manneswert, dem alten,
All ihr Freiheitssinn, von frecher Herrenfausi in Schach gehalten,
Hat gelernt, die Stirn zu beugen, sich ins Sklavenlos zu finden,
Unterm Fuße von Tyrannen sich zu schmiegen, sich zu winden!
Ja, sie lassen sich bedrücken
Ohne jede Gegenwehr!
Ihre Feigheit wird sich bücken,
Sich gewöhnen und sich schicken
In der Kettenlasi Beschwer.

Fort von hinnen, meine Preußen! Laßt den Wandersiab uns fassen!
Bleib' denn allen Kriegesnöten, allem Elend überlassen
<175>Dieses Land, wo alle Hirne eine böse Krankheit lähmt
In der ganzen Blutsverwandtschaft, wo der Deutsche sich nicht schämt,
Seine Schützer schnöd zu ächten, den Tyrannen zu gefallen,
Seine Freiheit zu verraten, sich zu fühlen als Vasallen.
Kommt, wir wollen sie verlassen,
Nichts wird die Verderbten retten:
Hart wird ihr Tyrann sie fassen,
Die der Ehre ganz vergaßen,
Selbst sich schmiedend ihre Ketten!

Schönre Lande laßt uns suchen, wo in heitrer Himmelsbläue
Des Saturnus und der Rhea goldne Zeit sich uns erneue,
Oder jenes Urwalddickicht, wo der Irokese haust,
Unwirtliche Felsenöden, die der Phasisstrom durchbraust,
Menschenleere Wüsteneien, die der Leu mit Blut besprengt,
Und im Kaukasus die Höhlen, abgrundfinster, felsumengt —
Ist doch unfern qualverzehrten
Herzen jede Stätte wert!
Lieber als die fluchbeschwerten
Heimatlande, die entehrten,
Aller Schmach und Frevel Herd!

Aber nein, ihr tapfren Freunde! Hätte je so klein gehandelt
Eine großgesinnte Seele? Ward sie einmal angewandelt
Von des Kleinmuts niedrer Regung, stets noch blieb sie ihrer Herr!
Trotzt dem Schicksal in das Auge! Und ist keine Rettung mehr,
Laßt uns doch die Ehre retten! und die Götter die gerechten,
Des entweihten Friedens Rächer, werden uns zur Seite fechten.
Vorwärts, laßt die Zügel schießen,
Sturmgeschwader, meine raschen!
Unsre Feinde sollen's büßen,
Und ihr treulos Blut soll stießen,
Alle Schmach uns abzuwaschen.

Seht die vielen Völker alle, die sich wider uns verschworen,
Die vor dünkelhafter Ehrsucht völlig den Verstand verloren;
Unverzagt nur, meine Helden! Trefft sie mit dem Wetterschlage
Eures Zornes, eurer Hiebe, daß die Menschheit künft'ger Tage
Diesem Sturmlauf ohnegleichen, diesem Sieg der Minderzahl
Wider eine Welt von Neidern türm' ein bleibend Ehrenmal.
<176>Rings von Not und Tod umgeben,
Denkt in eurem Rachefest,
Daß in diesem harten Leben
Ohne Kampf und Fährnis eben
Sich kein Ruhm gewinnen läßt.

<177>

56. An Prinzessin Amalie
Anläßlich einer Friedensunterhandlung, die scheiterte177-1
(Mai 1760)

Zu meiner Schwester flieg behende,
Nach Magdeburg, mein Lied, und sag',
Nun gehe bald der letzte Tag
Von ihrer dritten Flucht177-2 zu Ende.
Die stolze Trias, die mich einst verfemt,
Scheint zu verröcheln und wird zahm; das Heer
Des Allerchristlichsten, besiegt,177-3 gelähmt,
Vom Rausch ernüchtert, sucht das Weite;
Nie werden seine Lilien mehr
Des Reiches Adlern wehn zur Seite.
Zwar nach dem Abfall dieser Horden
Will unversöhnlich Ungarns Königin
Aus Hochmut, Ehrsucht, Eigensinn,
Vereinend mit der Herrscherin im Norden
Die Eisenrüstung und den Eisenwillen,
Die Walstatt abermals mit Blut
Rot färben, um voll Tigerwut
Des Todes nie gelöschten Durst zu stillen.
Doch unser Flehn wird das Geschick erweichen;
Ein Spiel der Wogen und der Sturmgewalt,
Wird unser schwankes Fahrzeug bald
Auf glatter Bahn den sichern Port erreichen.
<178>Doch wieviel Mühsal kostet noch dies Jahr,
Bevor am Glückstag, den wir heiß ersehnen,
Der Friede freudenvoll auf immerdar
Verscheuchen wird die Seufzer und die Tränen!
Eilt, träge Stunden, kommt zuvor
Dem ungestümen Wunsch in meinem Busen;
Führt uns zurück den holden Götterchor,
Minerva, Themis und die Musen.
Der ehrne Mars mit seinen blutigen Pfeilen
Mög' unsre Feinde nur ereilen;
Uns aber laßt am heitren Herd,
Zu trauter Eintracht heimgekehrt,
Endlich im Kreis der Freunde wieder weilen.
Dann, fern Bellonas kampfzerwühlter Scholle,
Am Schluß der peinigenden Rolle,
Der Bühne fluchend, wo zur Schau gestellt,
Ich oft nicht allzu rühmlich eben
Gespielt als prunkender Tragödienheld,
Könnt' ich in voller Freiheit leben.
Dem leichtgesinnten Volk zuliebe
Wär' ich zu opfern gern bereit
Der Ehrsucht grausam tolle Triebe,
Mitsamt der faden Wichtigkeit.

<179>

57. Epistel an d'Argens179-1
(8. November 1761)

In Euer Herz ergießt sich meine Seele!
Nie hat Gewinnsucht oder Ehrgeiz nur
Macht über mich gehabt, und frei von Fehle
Fühl' ich mich hier! Auf einer höhern Spur
Behüt' und schüre ich Zeit meines Lebens
Die edle Flamme meines reinen Strebens.
Ihr kennt mich, wißt es, wie zu leerem Schimmer
Des äußern Prunks mein Sinn so garnicht neigt!
Fern ist mir Eitelkeit. Hab' ich nicht immer
Mich mehr als Bürger denn als Fürst gezeigt?
Philosophie indes und Gleichmut kann
Mich gegen Unbill nicht gefühllos machen,
Die meiner Feinde Ränkespiel ersann,
Um mich zu stürzen in den Höllenrachen.
Wer keinen Stolz zeigt, erntet Schmach und Hohn,
Wer Kränkung duldet, gilt als ehrlos allen.
Ich will, bin ich besiegt, von meinem Thron
Freiwillig steigen, doch nicht kampflos fallen.

Einst hab' ich wohl, vom Spiegel der Geschichte
Geblendet, allzu stark nach Ruhm begehrt.
Wie jene großen Helden, allverehrt,
hätt' ich mich gern gezeigt in vollem Lichte.
Philosophie hat anders mich belehrt.
Mein Leben formte ich nach ihrem Rat:
Den Irrtum meiden, und die Wahrheit suchen!

Mein Aug' erkannte den verfehlten Pfad,
Denn, was ich auch begonnen, jede Tat
<180>War schließlich als Enttäuschung nur zu buchen.
Nur Eitelkeit wächst aus der Ruhmsucht Saat.

Nun von dem Wahn erlöst, der mich befangen,
Sagt' ich zu mir: so endet nun das Leben!
Bald küßt der kalte Tod die bleichen Wangen;
Und dies das hohe Ziel, dem ich ergeben
Mit soviel Kummer war, mit Sorgen, Plagen,
Qualvollen Nächten, leidbedrückten Tagen!
Die Stunde schlägt, und klanglos untergeht
Der Name, und die Asche wird verweht.
Befiehlt der Tod uns, alles abzutun,
Warum mit Plänen unnütz sich beladen?
Nie wird in Menschenhand das Schicksal ruhn!
Drum ist es besser, wenn's zum Ende geht,
Man zieh' auf ebnen Straßen, sanften Pfaden.
Nur wem der Sinn noch nach Erobrung sieht,
Dem kann ein steiler Dornenweg nicht schaden.

O nichtige Hoffnung, törichte Begierde,
Laßt mich nun endlich frei von eurem Trug!
Ein andres Joch sei meines Nackens Zierde,
In das die Pflicht ums Vaterland mich schlug!
Frech hat man seine Ehre angetastet,
Habgierige Feinde wüten schonungslos
Und rauben arme Bürger nackt und bloß.
Grimm ist die Not, die auf dem Volke lastet,
Und nur Verwüstung seh' ich um mich her.

O Vaterland, du teures, das so schwer
Daniederliegt, mein ganzes Herz ist dein!
Und keine andre Sehnsucht Hab' ich mehr,
Als dir des Lebens kargen Rest zu weihn!
Nicht unfruchtbarer Kummer soll mich drücken,
Zur blutigen Walstatt stürme ich hinaus,
Ein neuer Mut treibt mich ins Kriegsgebraus,
Und morgen muß ein Heller Sieg mir glücken!
Auf! Rächet euer Land und macht es stark!
Vergeßt die Sorgen, denkt nur an das Eine:
Den Staat zu schützen, braucht es Kraft und Mark,
<181>Und jeder opfert sich fürs Allgemeine!
Dem Strom entgegen geht's! Nun haltet stand:
Tod oder Rettung unserm Vaterland!

Wär' einer, voll Verlangen nach Gefahr,
Ehrgeizig so, die Last mir abzunehmen,
Die jetzt auf meinen Schultern ruht, fürwahr,
Marquis, ich würde wahrlich mich nicht schämen,
Ihm ehrlich Rang und Pflicht zu überlassen.
Ich wollte in bescheidner Ruh mich fassen,
Fern allen, die auf mich ihr Auge haben,
Mich in die tiefste Einsamkeit vergraben.
Und eh' ich, diesem Wirbel erst entrückt,
Noch einmal laß von Ruhmsucht mich entstammen,
Eh' es der falschen, schnöden Menschheit glückt,
Zum Wagnis neuen Kampfs mich zu verdammen,
Eh' stürzt zum Chaos diese Welt zusammen.

O Glück der Ruhe, die sich gern bescheidet!
Auf allen Glanz des Throns wollt' ich verzichten
Und brünstig, nicht gefürchtet, noch beneidet,
Dem Gott der Freundschaft einen Dom errichten.
Das schönste Erdenlos wär' mir beschieden:
Ein reines Herz im allertiefsten Frieden!
Ob mir das Schicksal gönn' ein langes Leben,
Ob bald erreicht sei meiner Tage Zahl,
Die Einsicht soll den vollen Trost mir geben,
Daß mit dem Tod auch endet alle Qual,
Daß aller Jammer mit des Lebens Schluß
Im letzten Atemzug verwehen muß.
Ich kehr' zum Nichts und werde, was ich war,
Eh' mich das dunkle Los zum Licht gebar.

All', die der Tag sah in die Grube sinken,
All', denen einst der Tod zur Gruft wird winken,
Sie sind dem ewigen Gesetz geweiht;
Unwiderruflich fordert sie die Zeit.

<182>

58. Der Geiger182-1
(11. November 1761)

Ein großer Künstler, Herr Vacarmini,
Tartinis würd'ger Schüler auf der Geige,
Durchzog die Welt, bald dort, bald hie,
Auf daß er seine Kunst ihr zeige.
So kam er denn in seinem Wandern
Mit seiner Geige, seinem Spiel
Auch eines schönes Tags nach Flandern,
Wo er aufs äußerste gefiel.
Man staunt ob seinen kühnen Griffen, lauscht
Mit Lust den himmlisch tönenden Akkorden;
Mit einem Wort: man ist berauscht;
Solch Beifall ist ihm nie geworden.

Einst spielt er seinem Hörerkreise vor
Und endet unter donnerndem Applaus.
Als seine Geige schweigt, da naht ein Tor
Und spricht: er bäte eine Gunst sich aus.
Der Meister fragt ihn freundlich, was es sei.
„Löst eine Saite von dem Instrument;
„Es bleiben dann noch ihrer drei:
„Ob Ihr die fehlende ersetzen könnt
„Mit Eurer Fingerfertigkeit?“
Der Künstler drauf: „Was Ihr erdacht,
„Ist neu; ich bin jedoch bereit.
„So sei denn der Versuch gemacht.“
<183>Nun spielt er auf drei Saiten, zaubert Töne,
Akkorde voller sanfter, holder Schöne.
Statt seine Neugier zu bezähmen,
Begehrt der Tor nun frank und frei,
Noch eine Saite fortzunehmen;
So blieben dann noch ihrer zwei.
Der Künstler tat's, mit weniger Gelingen,
Doch recht geschickt noch wußt' er's zu vollbringen.
Der Tor indessen jetzt gebot,
Daß er nur eine noch behielte.
Der Künstler hatte seine liebe Not,
Als er mit Kunst ein Gassenliedchen spielte.
Da nimmt der törichte Patron
Die letzte Saite von der Fiedel:
„Noch eins gegeigt, mein lieber Sohn!
„Wohlan, nun spiel uns noch ein Liedel!“
Doch siumm das Instrument gab keinen Ton.

Ihr lieben Bürger, wem's behagt,
Die Lehre nehmt aus der Geschicht',
Daß selbst die größte Kunst versagt,
Wenn es an Mitteln ihr gebricht.

<184>

59. Der Stoiker
(15. November 1761)

Ihr Mißvergnügten, die ihr töricht klagt,
Durch eigne Schuld mit Gott und Welt entzweit,
Durch jedes Nichts bestürzt und gleich verzagt,
Rebellisch, wirr und schwankend allezeit,
Ihr, die ihr in der Hütte, im Palast
Stets nach des Glückes Truggebilden faßt —
Steht ab vom eitlen Mühn und Zeitverschwenden!
Verscheucht die Nebel, laßt euch Klarheit spenden!

Wißt, die Natur hat euch im Erdenleben
Dem Wahn, dem Traum, dem Irrtum preisgegeben,
Und euer Glück entspricht dem, was ihr denkt.
Der blinde Trieb, von Unverstand gelenkt,
Erblickt im falschen Schein der Wahrheit Licht.
Unkundig eures Wesens, wißt ihr nicht,
Warum ihr dies begehrt, vor jenem bangt.
O daß ihr nie zum Selbstverstehn gelangt!
Verblendung, Lebensrausch hält den Verstand
Stets an der Oberfläche fest gebannt.
In eures Wesens Tiefen müßt ihr steigen:
Aus Stoff und Geist ist euer Sein gemengt;
Jener ist Staub, doch dieser denkt und lenkt
Und macht des Leibes Kräfte sich zu eigen.
Die Seele ist von allen Himmelsgaben
Das Köstlichste, sie muß den Vorrang haben!
So gebt ihr denn den Leib, das Leben preis!
Doch nicht genug, ergründet auch mit Fleiß,
Warum der Himmel euch mit ihr beschenkt.
Steht wohl der Mensch in dieser Welt allein?
Ist's die Gesamtheit nicht, an der er hängt?
<185>Seht, Not und Leid sind jedermann gemein:
Der beste Grund als Brüder uns zu achten!
Laßt uns des Nächsten Leid zu lindern trachten,
Ihm helfen, dieses Lebens Last zu tragen.
Hoch soll die Flamme unsrer Liebe schlagen:
Die Tugend ist des Seelenfriedens Pfand.
Dies höchste Gut, ein jeder kann's erjagen,
Doch wohl behüten lern' es, wer es fand ...
Je opferfreudiger des Menschen Sinn,
Um so beglückter ist er; ohne Klagen
Gibt er im heiter-männlichen Entsagen
Dem Nächsten Arbeit, Leib und Leben hin.
Mit Strenge dämpft er, wachsam gegen sich,
Den Aufruhr der Begierden in der Brust.
Mild ist der Weise, gütig, brüderlich;
Ihm ist der Menschen Bosheit wohl bewußt,
Doch übt er Duldung, sich nur schont er nicht.
Was tut's, ob Undank, Tücke und Verrat
Ihm dräun? Kein Beispiel ist's, das ihn besticht.
Nur Jähzorn führt ihn auf den gleichen Pfad!
Die Güte ward euch eingepflanzt von droben,
Stärker als Haß, die Unbill zu verzeihn.
An Freunden könntet ihr sie nicht erproben:
So müssen's Feinde denn und Frevler sein.
Den bittren Wermut wünscht ihr euch gelind?
Ertragt die Bösen, wie sie einmal sind!...

Freund, möchtest du der Weisheit Stimme hören!
Welch Ärgernis kann deinen Sinn empören?
Sprich, was an eitlem Lob und Tadel liegt —
Ein leerer Schall, der in die Luft verfliegt!
Du willst mit deinem Ruhm der Enkel Ruhe stören,
Willst, daß die Nachwelt, deiner Taten voll.
Mit dir nur ewig sich befassen soll.
Sieh schärfer zu — dein Irrtum wird dir klar!
Sprich, in der Ewigkeit, die vor dir war,
Spürtest du da, was man von dir gesagt?
Hat dich Menipp185-1 und Aretin185-2 geplagt?
<186>Doch weißt du nichts von ihren Reden allen —
Von welchem Wahn ist dann dein Geist befallen,
Daß du dich sorgst, welch Urteil dir die Welt
— Ob gut, ob schlecht — nach deinem Tode fällt?

Legt er auf uns die dunklen Schwingen schwer,
Und ist des Lebens letzte Glut verglommen,
Hat uns das kühle Grab erst ausgenommen,
So ist die ganze Welt für uns nicht mehr.
Du spürst in dieser Nacht, des Volks Entsetzen,
Nicht, wie die Würmer deinen Leib zersetzen.

Todfeinde, die von Ehrsucht einst erglühten,
Die Göttern gleich zu werden heiß sich mühten,
Die grimmig um die Weltmacht rangen,
Einander unterwarfen und bezwangen —
Sie ließen, war ihr Hassen noch so wild,
Der Nachwelt kaum ein flüchtig Schattenbild!
Ihr Sorgen, Mühen, Grämen ist vergebens:
Ermiß daran, o Freund, den Wert des Lebens!
O Heldenruhm, o Ehrgeiz, Schätze, Würden,
Abbilder ihr des Glücks — o eitle Bürden,
Rasch fortgerissen in des Lebens Drang
Gleich einem Blitz zu jähem Untergang!

Es löst Natur die Bande aller Wesen,
Die sie zu manchen Zwecken auserlesen;
Doch aus Verwesung, aus des Grabes Nacht
Weckt neues Leben ihre Schöpfermacht.
Gleich einem Strome stießt die Zeit, die schnelle,
Ereignis um Ereignis zu bereiten,
Und wie sie schwillt und ebbt in rascher Welle,
Wechseln die Jahre und die Jahreszeiten.
Geburt und Grab, ein ewig Auf und Nieder;
Das Neue sprießt, verwischt des Alten Spur,
Und ewig ändert sie die Dinge wieder:
So unerschöpflich reg ist die Natur.

Und ich, ich sollte murrend widerstreben
Der großen Regel, die das Weltall treibt,
Und wider das Geschehen mich erheben,
<187>Das meinen Bitten taub und fühllos bleibt?
Du grollst vergebens, störrisches Gemüt,
Denn alles, was geschehen muß, geschieht;
Kein Wesen kann des Schicksals Kreise meiden:
So unterwirf dich, lerne dich bescheiden!...
Genieße lieber — laß die eitle Klage —
Das karge Glück, das deine Furcht erstickt,
Geliehen ward es dir für kurze Tage,
Und niemals rein: es ist mit Leid verquickt.
Doch du versetzt: „Ich fühle, bin lebendig,
„Mein Leib ist gegen Schmerzen nicht gefeit.
„Wohl weiß ich, unser Los ist Tod und Leid,
„Doch ist's kein Trost, sag' ich: es ist notwendig.“

Wie? Siehst du nicht, daß uns das Leid hienieden,
Den Guten wie den Bösen, ist beschieden,
Daß es nicht Tugend, Macht und Rang verschont —
Das einzige, was tugendhafte Herzen
Mit denen teilen, drin der Frevel wohnt?
Allein der Feigling fürchtet sich vor Schmerzen:
Standhaftigkeit und tapfrer Sinn erträgt
Das harte Schicksal, wie's ihn immer schlägt...
Es kann dem Körper Streich um Streich versetzen,
Doch unsre Ehr' und Tugend nicht verletzen.
Die Zeit heilt unsre Wunden; im Entschwinden
Stillt sie die Zähren, läßt uns Tröstung finden.
Der Weise weiß, von Zeno aufgeklärt,
Daß sein Verstand ihm Seelenglück beschert.
Oft sind ja Sorgen, Qualen nur Chimären,
Nur Vorurteile aus des Pöbels Lehren:
Der Weise muß sich ihrem Bann entwinden.

Welch Zauber kann an diese Welt euch binden?
Die Erde ist für mich ein Häuflein Staub,
Des Wechsels Spielball und des Zufalls Raub,
Ein Sandkorn nur im schrankenlosen Raum,
Und unser Sein ein Augenzwinkern kaum
Der Ewigkeit; die Gegenwart entflieht,
Das Morgen ist noch nicht, das Gestern schied.
In diesem Wirbel dürstet unser Sinn,
<188>Kaum einen Augenblick gewiß zu leben,
Unstet nach Glück, und seine Wünsche streben
Durch eine lange Flucht von Jahren hin.

Welch wunderlich Gemisch von Lust und Trauer,
Von Wonne, Reue, Ekel und Begier!
Ein Widerspruch klafft fort und fort in dir:
Du fiuchsi dem Schicksal und verlangst nach Dauer.
Was hindert euch, des Lebens überdrüssig,
Es abzukürzen: werdet endlich schlüssig!
Verlaßt dies Jammertal: wie wenig stellt
Man vor in dieser eitlen, falschen Welt?
Ein Leichnam lebt, an dem die Seele hängt,
Durch dessen Not von sich stets abgelenkt,
Zu wirrem Pfianzendasein eingeschränkt.

Blickt auf den Tod mit unverzagtem Mut!
Er ist der einz'ge Hort, der letzte Hafen ...
Wenn unser Leib in tiefem Schlummer ruht
Und ausgelöscht so Geist und Sinne schlafen,
Dann ist die Seele, gegen Schmerz und Wonnen
Empfindungslos, schon diesem Sein entronnen.
Verliert sich unser Leib nicht Tag für Tag?
Stets strömen neue Stoffe auf ihn ein;
Die Nahrung muß ihm frische Kraft verleihn:
Der Leib, der an der Mutter Busen lag,
Ist längst dahin; unmerklich schuf die Zeit
Ein neues Wesen draus; so lebt er bloß
Durch ew'gen Wechsel, stets dem Tod geweiht.
Rasch trifft den einen, andre spät das Los,
Doch eines Tages deckt das Grab uns zu:
So suchen Bach und Strom in gleichem Lauf,
Ihr Bett sich grabend, fern im Meere Ruh;
Ihr Name geht und alles in ihm auf.

Hochmütiger Geist, rebellisch ist dein Trachten!
Du, der auf trümmerreichen Klippen sitzt,
Wo dir Zerstörung rings ins Auge blitzt,
Lern' dich bescheiden und dein Schicksal achten!
Des Todes Schule sei für dich das Leben:
Muß jener unbekannte Geisteshauch,
Der dich beseelt und in dir denkt, entschweben
<189>Im letzten Seufzer, trifft der Schlag ihn auch,
Der deinen Leib zerstört — was hast du dann
Nach diesem Streich zu fürchten? Allem Leid
Enthebt der Tod dich: ist der Sinne Bann
Gebrochen erst, bist du von Schmerz befreit.

Doch überwindet durch der Götter Gnade
Dein Geist den Tod und wird emporgetragen —
Laß ab vom Fürchten: dir geschieht kein Schade!
Den Himmel segne; schäme dich zu klagen!
Gott, der Vollkommne, ist unendlich mild;
Glaub' nicht, daß grollend er im Donnersturm
Herabfährt auf den schwachen Erdenwurm;
Wir sind für ihn ein mitleidwürdig Bild,
Und nach dem Tode finden wir Erbarmen.
Der Güte Gottes sollst du stets vertrauen
Und, wenn Du stirbst, auf seine Hilfe bauen:
Er nimmt dich auf in seinen Vaterarmen!

<190>

60. Rede des Kaisers Otho an seine Freunde
nach der Niederlage bei Bedriacum190-1
(1. Dezember 1761)

Ihr Freunde, tretet näher! Das Geschick
War taub und fühllos gegen unser Sehnen.
Seht — denn mein Herz enthüll ich eurem Blick —
Seht euch zu Füßen tief den Abgrund gähnen!
Vitellius triumphiert, wir sind geschlagen:
Ach! selten hat die Tugend Lohn getragen!
In euren Zügen kündend Gram und Wut,
Ihr seid zu rächen meinen Schimpf gewillt.
Ich weiß, was eures Muts Versprechen gilt!
Ihr wärt bereit, mit eurem Herzensblut
Mir die gesunkne Macht emporzuheben:
Des habt ihr sichre Pfänder mir gegeben!

Doch Hab' ich noch ein Recht auf euer Leben?
Nach Herrschaft lechzt' ich, Ehrgeiz packte mich
Wie jeden Menschen — doch der Taumel wich.
Wie? Jene Macht, die andre mir bestritten,
Mit eurem Blut nur ist ihr Bau zu kitten?
Und soll sich Rom mit eigner Hand zerfetzen,
Das Vaterland wollt ihr zu Tod verletzen,
Um einen Einzigen zu beglücken? Nein!
Muß jemand fallen, soll es Otho sein!
Mein Sterben wird den Bürgerzwist beenden:
So kann ich euch dies eine Mal noch nützen,
Mit einem Streich vor Acht und Bann euch schützen,
<191>Des Haders blut'ge Folgen von euch wenden.
Das Elend, das der Welt Verderben brächte,
Trat mir vor Augen — lang befragt' ich mich
Und drang in meines Herzens tiefste Schächte,
Doch jenes Bild erschien mir fürchterlich!
Der einst'gen Größe Schimmer ist verblaßt,
Nur Trümmer seh' ich rings und Flucht und Hast.
Dem Tod entgegen blick' ich ohne Schauer,
Was raubt er mir? Ein Reich von kurzer Dauer,
Ein Gut, das als vergänglich mir bewußt,
Und das noch jeder Herrscher lassen mußt'.

Mag denn Vitellius eine kurze Weile
Sich sein erfreun und sich mit Lorbeer kränzen,
Ich werde seinen Namen überglänzen!
Steigt er zum Thron durch Frevel auf: ich teile
Wohltaten aus, indem ich ihm entsage.
Die Götter sind mir Zeugen: seit dem Tage,
Da ihre Gunst und euer treuer Mut
Die Macht mir gab, wünscht' ich mit heißer Glut
Nur eins: Rom und die Freunde zu beglücken.
Zuschanden wurde durch des Schicksals Tücken
Der segensreiche Plan. Doch ein Begehren
Vermag des Himmels Zorn mir nicht zu wehren:
Die Mitbürger und Freunde zu behüten!
Drum soll Vitellius gegen euch nicht wüten;
Er sieg' und herrsche; ich entsage frei!
Das Reich braucht einen Kaiser, doch nicht zwei.
Bekleid' er denn ein Amt, oft ohne Segen,
Und sei nach dem Gewaltsireich mild und gnädig;
Durch Wohltun werd' er seines Frevels ledig
Und führe Rom dem höchsten Glück entgegen.
Die grausen Schwerter, gegen euch gezückt,
Reiß' ich durch meinen Tod aus Feindesarm —

Doch welche Tränenflut, welch bittrer Harm?
Gilt mir dies edle Trauern? Tiefbeglückt
Fühl' ich's: ich herrschte über eure Herzen!
Nur düstre Mienen seh' ich, dumpfe Schmerzen:
So edler Freunde macht sich Otho wert;
<192>Die schrankenlose Macht, die mir gewährt,
Erstickte nicht die Freundschaft im Gemüt.
War schon ein schlichter Bürger heiß erglüht
Fürs Vaterland und gab sein Leben hin.
Bewies ein Decius solchen Opfersinn —
Was heischt dann Rom von einem Kaiser gar?
Er muß sein Haupt dem Staat zum Opfer bringen,
Um Sturm und Ungewitter zu bezwingen.
Mein Leben schuld' ich Rom, das mich gebar;
Euch schuld' ich's, ist mein Herz nicht undankbar!

Die Seelenstärke glänzt in der Gefahr;
Dem harten Schicksal setzt ein Ziel der Held,
Denn seine Laufbahn mißt sich nicht nach Tagen,
Die er in Muße zwecklos hingetragen.
Ich lebte lang genug, erfährt die Welt,
Weshalb ich dieses Ende mir erkoren!
Sie sage: Otho sah den Staat verloren;
Um ihn zu retten, wählt' er frei den Tod.

Kein Zaudern, Freunde, in der höchsten Not!
Zum Sieger eilt: mein letzter Wille sei's.
Ich sprecht euch los von Treueschwur und Eid.
Flieht! Nutzt den Augenblick, 's ist höchste Zeit!
Zum letztenmal folgt eures Herrn Geheiß!
Mein Ende naht, schon bin ich fast nicht mehr.
Wenn ich des Leibes Hülle nun zerstöre,
Ins Herz euch schließend, bleibt nur ein Begehr:
O daß der Himmel mein Gebet erhöre!
Die Götter mögen euch nach meinem Scheiden
Für eure Lieb' und Treue reich bedenken
Und euch vor Kummer schirmen und vor Leiden:
Was Otho nicht vermocht, sie können's schenken!

Einst preist ihr noch mein Los! Ist's denn so schwer,
Den Zoll zu zahlen, dem uns nichts entrückt?
Wohl jedem, der die Welt verläßt, wenn er
Der Tugend Siegel auf sein Scheiden drückt!
Erlischt der Geist, sobald mein Leib verblich,
Gibt's nicht mehr Sorge, Schmerz und Not für mich;
<193>Doch hat der Streich, der hin den Körper rafft,
Die Seele zu zerstören nicht die Kraft,
So find' ich Götter, unbekannt den Bösen,
Die uns für unsre schwache Tugend lohnen.
Lebt wohl, ich will vom Erdenstaub mich lösen,
Um in des Himmels Herrlichkeit zu wohnen!

<194>

61. Rede Catos von Utica
an seine Freunde und seinen Sohn, bevor er sich den Tod gab194-1
(8. Dezember 1761)

Des Unheils Maß ist voll! Sei, Tag, verflucht,
Der dich, o Rom, bestimmt zu sichrem Falle!
Ach, deine göttergleichen Taten alle,
Der Helden Blut, des zähen Ringens Frucht,
Die Weltmacht, die auf manch zerstörtem Thron
Begründet ward von deinen tapfren Söhnen,
Ja, deiner Mannheit, deiner Siege Lohn
Soll eines Räubers Glück und Frevel krönen!
Dein Sohn, entartet, aller Treue bar,
Stößt dir ins Herz das Vatermörderschwert,
Trifft mit dem Stahl, womit du ihn bewehrt,
Die Feinde nicht — das Land, das ihn gebar!
Zum Frevel nützt er seine hohen Gaben;
Der Held in Gallien wird in Rom Despot.
Die Freiheit hat er ruchlos untergraben;
Aufsässig wider des Senats Gebot,
Stürzt er den Staat und will ihn ganz verderben;
Und alles wankt und fällt und geht in Scherben!

Wir aber leben noch und sehn in Ruh,
Ohnmächtig, diesem Greul zu steuern, zu.
Roms Sache wollte Bürgersinn verfechten;
Das Recht war unser, sein der Siegespreis:
Dem Räuberschwert erlag der Erdenkreis.
Mag er denn Catilinas Sippe knechten,
Seines Triumphes würdige Genossen!
<195>O Blut, das auf Pharsalus“ Flur geflossen!195-1
Der letzten Römer hochgesinnte Manen —
Aus euren Gräbern tönt ein dumpfes Mahnen:
„Verlaß, o Cato, die verhaßten Stätten,
„Wo Frevelmut die Freiheit wagt zu ketten!
„Unsel'ger Spielball unsres Bürgerzwistes,
„Ins Grab der Freiheit eile dich zu betten!“

Ihr letzten Schirmer unsrer Rechte, wißt es:
Cato folgt euren Rufen in den Tod!
Doch gilt es erst, euch, Freunde, noch zu retten,
Vom Strande, wo Karthago einst gebot,195-2
Vom Joch, mit dem euch Tyrannei bedroht;
Dann stehen mir des Schicksals Wege offen!

Auch du, mein Sohn, den ich, mein einzig Hoffen,
Sterbend im Bannkreis des Tyrannen lasse —
Flieh die entweihten Stätten, die ich hasse,
Wo jenes Siegers giftiger Odem weht
Und sich des Zwingherrn ekler Dünkel bläht:
Such' Obdach dir in einem beßren Lande,
Wo frei du bleibst in dieser Zeit der Schande!
Gedenke an den Tugendglanz der Väter,
Doch soll dein frommer Sinn sich nicht empören:
Dem Zorn der Götter weih' die Missetäter,
Die unfern Staat und sein Gesetz zerstören.
Und weine nicht, entflieht des Vaters Leben:
Segne den Tag, der mich dem Gram entrückt!
Vom Erdenstaube will ich hochbeglückt
Empor zum Tempel unsrer Götter schweben.
In jener Freistatt schenkt Gerechtigkeit
Der Tugend Ruhm und höchste Seligkeit;
Pompejus treff' ich dort und Scipio an
Und jeden Römer, der sich Ruhm gewann.
Du, Cäsar, sollst mein Ende noch beneiden!
Mein Leben krön' ich durch ein hehres Scheiden;
Ein echter Römer, wähl“ ich lieber Tod
Als Leben unter deinem Machtgebot!
<196>Genug der Worte! Reicht mir nun mein Schwert!
Noch hat es keinen Bürger Roms getötet:
Mein Blut nur ist's, von dem sein Stahl errötet.
Doch wie? Befolgt ihr nicht, was ich begehrt?
Verschwört ihr euch? Was solln die Heimlichkeiten?
Ihr zagen Freunde, sprecht, was habt ihr vor?
Mich hindern, selbst den Tod mir zu bereiten?
's gibt tausend Wege zu dem dunklen Tor;
Frei stehn sie alle, und so will's mein Los.
Wollt ihr den Freund, den Vater, waffenlos
Dem Sieger liefern in die frechen Hände,
Dem Brecher der Gesetze ihren Wächter,
Den Freund der Republik ihrem Verächter,
Daß Cato beim Triumph als Sklave ende?

Das ist die Frucht von eurem blinden Tun!
Verabscheut euren Wahn, denkt edler nun:
Den Tod erträgt der Weise ohne Zagen;
Lobt meine Tat und hütet euch zu klagen.
Die Freunde und das Vaterland verderben —
Ein Feigling überlebt's, der Held muß sterben.

<197>

62. Die beiden Hunde und der Mann
(Februar 1762)

Zwei große Köter, beide haßerfüllt,
Ganz ausgehungert und voll Gier nach Beute,
Zerfleischten sich um Speisereste wild,
Die ein Bedienter auf die Straße streute.
Man sah das Blut aus ihren Mäulern quellen,
Fern an das Ohr der Straßengänger drang
Ihr lautes Kläffen und ihr wütend Bellen.
Da kommt ein grober Kerl des Wegs entlang;
Er sieht sie kämpfen, nimmt den Stock zur Hand
Und schwingt ihn über beiden kampfbereit,
Dann prügelt er drauflos, von Wut entbrannt,
Und schlägt sie windelweich, indes er schreit:
„Vierbeiniges Gezücht, könnt ihr nicht hören,
„Könnt euch, ihr Biester, nicht von bannen scheren?“
Da spricht, schon im Begriff davonzujagen,
Voll Zorn der eine Köter: „Wilder Mann,
„Zwei wahre Helden sind's, die du geschlagen!
„Auf Erden hier — gedenke stets daran —
„Treibt jeder sein Geschäft, so gut er kann.
„Wenn aneinander sie im Streit geraten,
„Um Knochen kämpfen Hunde, ihr um Staaten.“

Die bittre Not treibt Hunde in den Streit,
Doch uns Chimären und die Eitelkeit.

<198>

63. An d'Argens
(13. August 1762)

Mit Leid und Lust in ständigem Verein
Bestreut der Himmel täglich unsre Wege.
Ihr Widerspiel ist immer rege
Und stürzt alsbald des Glückes Schlösser ein.
Nur Götter wissen von der Zukunft Wettern,
Doch blinden Auges schaut der Mensch hinein!
Sein Tun mag nutzlos, schlecht erwogen sein,
Und unversehens kann es ihn zerschmettern.
Fürwahr, Marquis, was man so menschlich nennt,
Ist nur ein elend, eitel Element.

Wenn uns ein plötzlich Unheil überfällt,
So mehrt es unsern Jammer gleich unsäglich.
Es wird verzweifelt, unerträglich,
Doch schließlich, trotzig wie ein Held,
Bekämpfen wir es unverstellt.

Was quälen wir uns so mit all den Plagen?
Sind mitten in des Wechsels Reich
Doch unsre Zelte aufgeschlagen!
So laßt uns denn in trüben Tagen,
Von manchen Leiden bleich,
Wie Weise uns betragen.
Heut mag ein feindliches Geschick uns quälen,
Doch morgen hört Fortuna auf zu schmälen,
Sie neigt sich hold, und wir — wir lachen gleich.

Beklagen wir nicht immer unser Los,
Sein wechselnd Spiel liegt gar zu offen.
Des Weisen Furcht sei nie zu groß,
Doch noch geringer sei sein Hoffen.

<199>

64. Epistel an d'Argens
nach der Einnahme von Schweidnitz199-1
(Oktober 1762)

Wär ich der biedere Homer,
In Griechenversen, hold von Laut,
Nicht trocken, holprig, schief gebaut,
Sang“ ich die große Tat! Und wär'
Ich gottbegnadet wie Voltaire,
Das Thema mit Geschmack zu meistern,
Und sicher füglich, zu begeistern,
Ich zählte alles haarklein her,
Wie Tauentziens, Lefebvres199-2 Hand
Aufs neue Schweidnitz an uns riß —
Und wie von ferne wutentbrannt
Sich Laudon in die Lippe biß.
Doch nehmt mich nicht für so betört,
'ne neue Ilias zu schneidern,
Weil Schweidnitz wieder uns gehört.
Ich überlass' es unsern Neidern,
In ihrem faden Geckentum
Zu prahlen mit dem eignen Ruhm!...

Ihr hört es von den Posiillonen,199-3
Was alles hier sich zugetragen
Durch Feuer, Bomben und Kanonen,
Laufgräben, Sappen, Parallelen.
Sie werden Euch auch vieles sagen
Von ausgerißnen Festungspfählen,
<200>Von Minen, Breschen, blut'gen Stürmen,
Bei denen sich die Leichen türmen,
Und von den heidnischen Panduren,
Die gradenwegs zum Orkus fuhren.
Doch meine Muse, eingeschüchtert
Und längst von Blut und Tod ernüchtert,
Verabscheut solch ein düstres Lied.
Mag eine andre, hochgeschwollen,
Ein Bild des Jammers Euch entrollen,
Den Ehrsucht unsrer Welt beschied.
Ich fahnd' in luftigen Gefilden
Lieber nach heiteren Gebilden,
Die lockren Geistern mehr behagen,
Als wenn die Flammen rings, die wilden,
Aus der Vulkane Schlünden schlagen.

Wenn ölzweigtragend zu der Archen
Die Botin erst des Patriarchen,
Die Taube Noahs wiederkehrt
Und fröhlich unser Gau erfährt
Von einem sichren und soliden
Und ach! so lang ersehnten Frieden,
Will ich, begeistert von Apoll
Und meiner heißen Wonne voll,
Dem Pegasus die Sporen geben
Und fiugs zum Helikon entschweben ...


167-1 Aus einem Schreiben an Voltaire vom 24. Februar 1760.

167-2 Ursprünglich die Lehrstätte des Aristoteles in Athen, hier im weiteren Sinn als Bereich philosophischen Strebens gemeint.

168-1 Vgl. Bd. IX, S. VII. Der Anfang des Gedichts ist fortgelassen.

172-1 König Friedrich mahnt, die Franzosen auf dem westlichen Kriegsschauplatz zurückzuwerfen.

172-2 Belgrad war seit dem Belgrader Frieden (1739) in tükischen Händen.

174-1 Kaiser Ferdinand III. (1637—1657).

177-1 Die Kaiserhöfe und Frankreich hatten am 3. April 1760, den preußisch-englischen Antrag vom 25. November 1759, einen Friedenskongreß zu berufen, ablehnend beantwortet. Auch die Hoffnung auf Abschluß eines Sonderfriedens zwischen Frankreich und England, in den die deutschen Bundesgenossen Englands einbegriffen werden sollten, erfüllte sich nicht. Vgl. Bd. IV, S.31—33.

177-2 Nachdem die königliche Familie von Oktober 1757 bis Januar 1758 und von August bis November 1759 in Magdeburg geweilt hatte, war sie im März 1760 auf Befehl des Königs von neuem dorthin über, gesiedelt.

177-3 Am 1. August 1759 hatte Prinz Ferdinand von Braunschweig die Franzosen bei Minden geschlagen.

179-1 Der Anfang ist fortgelassen.

182-1 Am 5. Januar 1762 schrieb der König an Marquis d'Argens: „Eure provenzalische Einbildungstraft, die stärker und lebhafter ist als die uns vom nordischen Klima verliehene, malt Euch eine lachende Zukunft und angenehme Perspektiven. Ich kann Euch nicht in dem gleichen Ton antworten. Ich überlasse Euch dem Zauber Eurer Illusionen, die Euch Trost bringen, und halte mich an die Geschichte von dem Schüler Tartinis: sie ist die wahrste Allegorie, die es je gegeben hat.“ Das Datum des Gedichts ist das der ersten Fassung, die der König am 28. Dezember 1761 nochmals umarbeitete.

185-1 Griechischer Philosoph, aus der Schule der Cyniler.

185-2 Pietro Aretino (1491—1556), der berüchtigte Schriftsteller und Pamphletist (vgl. Bd. V, S. 189 und 211).

190-1 Nachdem Kaiser Otho im Jahre 69 bei Bedriacum von den Legalen des zum Kaiser ausgerufenen Vitellius geschlagen war, gab er sich selbst den Tod. Vgl. S. 141. 159.

194-1 Marcus Porcius Cato Uticensis wählte nach der Niederlage der Pompejanischen Partei beiThapsus (46 v. Chr.) den freiwilligen Tod, um sich nicht Cäsar ergeben zu müssen (vgl. S. 50. 129. 141. 159).

195-1 Bei Pharsalus (48 v. Chr.) war Pompejus von Cäsar besiegt worden.

195-2 Cato leitete die Verteidigung von Utica, das an der afrikanischen Küste lag.

199-1 Schweidnitz, das am 1. Oktober 1761 in die Hände der Österreicher gefallen war, wurde am 9. Oktober 1762 von General Tauentzien wiedergenommen (vgl. Bd. IV, S. 156. 160 f.).

199-2 Major Lefebvre vom Ingenieurkorps hatte die Belagerungsarbeiten geleitet.

199-3 Postillone begleiteten den Kurier, der die Nachricht von der Einnahme von Schweidnitz nach Berlin brachte.