<187>Das meinen Bitten taub und fühllos bleibt?
Du grollst vergebens, störrisches Gemüt,
Denn alles, was geschehen muß, geschieht;
Kein Wesen kann des Schicksals Kreise meiden:
So unterwirf dich, lerne dich bescheiden!...
Genieße lieber — laß die eitle Klage —
Das karge Glück, das deine Furcht erstickt,
Geliehen ward es dir für kurze Tage,
Und niemals rein: es ist mit Leid verquickt.
Doch du versetzt: „Ich fühle, bin lebendig,
„Mein Leib ist gegen Schmerzen nicht gefeit.
„Wohl weiß ich, unser Los ist Tod und Leid,
„Doch ist's kein Trost, sag' ich: es ist notwendig.“

Wie? Siehst du nicht, daß uns das Leid hienieden,
Den Guten wie den Bösen, ist beschieden,
Daß es nicht Tugend, Macht und Rang verschont —
Das einzige, was tugendhafte Herzen
Mit denen teilen, drin der Frevel wohnt?
Allein der Feigling fürchtet sich vor Schmerzen:
Standhaftigkeit und tapfrer Sinn erträgt
Das harte Schicksal, wie's ihn immer schlägt...
Es kann dem Körper Streich um Streich versetzen,
Doch unsre Ehr' und Tugend nicht verletzen.
Die Zeit heilt unsre Wunden; im Entschwinden
Stillt sie die Zähren, läßt uns Tröstung finden.
Der Weise weiß, von Zeno aufgeklärt,
Daß sein Verstand ihm Seelenglück beschert.
Oft sind ja Sorgen, Qualen nur Chimären,
Nur Vorurteile aus des Pöbels Lehren:
Der Weise muß sich ihrem Bann entwinden.

Welch Zauber kann an diese Welt euch binden?
Die Erde ist für mich ein Häuflein Staub,
Des Wechsels Spielball und des Zufalls Raub,
Ein Sandkorn nur im schrankenlosen Raum,
Und unser Sein ein Augenzwinkern kaum
Der Ewigkeit; die Gegenwart entflieht,
Das Morgen ist noch nicht, das Gestern schied.
In diesem Wirbel dürstet unser Sinn,