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51. An Voltaire1
(17. November 1759)

Ich bin einem schäumenden Eber gleich,
Der sich wütend wehrt in dem wilden Bereich
Der stürmenden, fletschenden, tollkühnen Meute.
Schon stürzt sie sich gierig auf ihre Beute;
Da greift er an, verwundet, schneidet
Mit seinen Hauern, Streich um Streich,
Den Feind, der ihn betroffen meidet.
Doch ob der Schwarm auch niederbricht,
Wächst kläffend seine Zahl aufs neu
Und naht und mehrt sich ohne Scheu,
Er aber wankt und zittert nicht.
Ja, toll und blind, von wildem Zorn durchloht,
Nicht ahnend, daß sein Ende droht,
Stürzt er dem Mordspeer ohne Beben
Entgegen und verhaucht sein Leben...

Das flatterhafte, freche Glück
Betrachtet seiner Diener Schar
Nicht stets mit gleich gewognem Blick.
Auch uns ward nicht in jedem Jahr
Die Gunst, daß wir den wüsten Haufen,
Der zur Zerstörung unsrer Saat,
Halb Held, halb Räuber sich genaht,
Geschlagen sahn von bannen laufen.


1 Aus einem Schreiben an Voltaire vom 17. November 1759.