<84> alles dessen zu, was er von ihnen erobert hatte, und erklärte, dem König von Dänemark weiterhin keinen Beistand mehr zu leisten. Dafür räumte Frankreich die westfälischen Landesteile und bezahlte ihm 300 000 Taler zur Vergütung des Schadens, den Crequis Truppen in den Staaten des Kurfürsten verursacht hatten.

Der solchermaßen vereinbarte und bestätigte Friede1 wurde ohne irgend eine Störung durchgeführt. Der König von Dänemark versäumte nicht, dem Beispiel des Kurfürsten zu folgen: in Fontainebleau schloß auch er Frieden mit Frankreich und Schweden. Es ergab sich freilich der Unterschied, daß der Kurfürst bei seinem Abkommen wenigstens etliche Vorteile rettete, während der König von Dänemark, da er zu lange gezögert hatte, in seinem Friedensvertrag garnichts gewann.

Der Friede von St. Germain beendete die kriegerischen Unternehmungen Friedrich Wilhelms. Seine letzten Lebensjahre verliefen friedlich und erregten kein besonderes Aufsehen mehr. Seine Geistesgröße aber gab sich dauernd auch in den geringfügigsten Handlungen seines Lebens kund.

Seine hervorragenden Fähigkeiten paßten sich immer den jeweiligen Umständen an, sodaß sein Wesen bald heldenhaft-erhaben, bald milde und hilfreich erschien. Es ist nur ein Vorurteil, ein recht verbreitetes freilich, wenn die meisten Menschen vor der erfolgreichen Verwegenheit ehrgeiziger Naturen auf den Knien liegen. Der strahlende Glanz kriegerischer Tugenden verdunkelt in ihren Augen die unscheinbare Art bürgerlicher Tüchtigkeit. Sie ziehen einen Herostratos, der den Tempel verbrennt, einem Amphion vor, der Städte erbaut2. Die Siege Oktavians gelten ihnen mehr als die Regierung des Augustus. Friedrich Wilhelm war ebenso bewundernswert an der Spitze seiner Heere, wenn er als Befreier des Vaterlandes erschien, wie an der Spitze seines Geheimen Rates, wenn er seinem Volke Recht sprach.

Seine edlen Eigenschaften gewannen ihm das Vertrauen der Nachbarn. Seine gerechte Denkweise erhob ihn gleichsam zur Würde eines obersten Richters, der über die Grenzen seines Landes hinaus wirkte, der über Könige und Fürsten urteilte oder sie zur Einigung bewog. So wurde er auch zum Vermittler zwischen dem Dänenkönig und Hamburg gewählt (1679)3. Christian V. erhielt 125 000 Taler von der Hansestadt. Sie war den Dänen ein Schwamm, den sie im Bedarfsfall ausdrückten. Ohne Friedrich Wilhelms Beistand wäre sie völlig ausgepreßt worden.

Selbst der Orient huldigte dem Kurfürsten, dessen Ruhm bis zu den Grenzen Asiens gedrungen war. Der Tartaren-Khan Murad Geray bat ihn durch eine Gesandtschaft um seine Freundschaft. Ihr Dolmetscher hatte eine Holznase und keine Ohren. Bevor man den Gesandten bei Hofe zulassen konnte, mußte man ihn bekleiden, da seine Lumpen seine Nacktheit nicht verhüllten.


1 Am 29. Juni 1679 unterzeichnet.

2 Vgl. Bd. S. 59.

3 Christian V. forderte als Herzog von Holstein die Lehnshuldigung.