<71> drei Stunden1. Dadurch fanden sie Zeit, alles st einzurichten, daß der Plan scheiterte. Die Kaiserlichen weigerten sich zu fechten, und der Kurfürst fühlte sich nicht stark genug, um sich allein, ohne die Hilfe seiner Verbündeten, mit Frankreich zu messen.

Da er Turenne nicht mit den Waffen besiegen konnte, so besiegte er ihn in diesem Feldzug durch Edelmut. Ein Franzose namens Villeneuve, der in Turennes Lager war, bot dem Kurfürsten an, er wolle seinen eigenen Feldherrn ermorden. Friedrich Wilhelm wandte sich mit Abscheu von diesem Verbrechen ab und warnte Turenne vor dem Verräter. Er fügte hinzu, gern ergreife er die Gelegenheit, ihm zu bekunden, daß seine Achtung vor Turennes Verdiensten nicht beeinträchtigt werde durch das Unheil, das die Franzosen über seine Provinzen gebracht hatten.

Die Holländer blieben die Subsidien schuldig, zu denen sie sich verpflichtet hatten. Der Kaiser und Spanien hatten noch nicht gegen Frankreich Partei ergriffen. Alles Land, das der Kurfürst in Westfalen besaß, war verloren. Diese Gründe im Verein mit seiner Machtlosigkeit bestimmten Friedrich Wilhelm, sich mit Frankreich zu einigen. Der Friede wurde zu Vossem geschlossen2; Ludwig XIV. ratifizierte ihn in seinem Lager vor Maastricht. Der Kurfürst erhielt all seine Provinzen zurück, ausgenommen die Städte Rees und Wesel, die die Franzosen bis zum Friedensschluß mit Holland behielten. Er versprach, den Holländern keinen Beistand mehr zu leisten, behielt sich jedoch immerhin die Freiheit vor, das Reich zu verteidigen, falls es angegriffen würde. Die übrigen Vertragspunkte drehten sich um den Ersatz des Schadens, den die französischen Truppen angerichtet hatten und den Ludwig XIV. dem Kurfürsten zu vergüten versprach. Doch umsonst blieben alle Versuche Friedrich Wilhelms, den König zu bewegen, daß er die Holländer in diesen Frieden einschlösse. Er hatte sein Äußerstes getan, um die unglückliche Republik zu retten. Wenn so viele mächtigere Fürsten oder wenigstens einige von ihnen seine Hochherzigkeit nachgeahmt hätten, so wäre Holland früher gerettet worden, und der Kurfürst hätte nicht vor der Macht des furchtgebietendsten Königs von Europa zurückweichen müssen.

Ludwig XIV. hatte die Holländer niedergeworfen, ihre Verbündeten gezwungen, sie zu verlassen, und die beiden Häuser Östereich3 in Untätigkeit gehalten. Aber der Triumphbogen, den man ihm vor derPorte Saint-Denis für die Eroberung Hollands errichtete, war noch nicht vollendet, als die Eroberung auch schon wieder verloren ging.

Die Franzosen hatten allzu viele Städte besetzt, was ihre Heere erheblich schwächte. Sie hatten aber versäumt, Amsterdam zu nehmen, die Seele des Staates. Um sich zu retten, öffneten die Holländer die Schleusen. Turenne konnte die Vereinigung des Prinzen von Oranien mit Montecuccoli nicht hindern. All diese Umstände zusammen machten die Errungenschaften der Franzosen zunichte und zwangen sie, Holland zu räumen.


1 Diese Mitteilung stammt vom Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, dem Sohn Johann Georgs, den der König am 2. März 1747 um Nachrichten über die brandenburgisch-preußische Armee gebeten hatte.

2 Am 6. Juni 1673.

3 Die Höfe von Wien und Madrid.