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So wurde die unglückliche Kurmark immer wieder die Beute des ersten besten, der die Hand danach reckte. Alle, mochten sie sich den Namen Freund zulegen, mochten sie als erklärte Feinde kommen, alle erpreßten ungeheure Kontributionen, plünderten und zerstörten, verwüsteten das Land und spielten sich als die Herren auf, solange sie darin hausten. Sämtliche Städte am Havellauf wurden in weniger als sechs Wochen zweimal von den Schweden und einmal von den Kaiserlichen geplündert. Die Verwüstung war allgemein. Das Land war nicht verheert, es war gänzlich vernichtet.

Das Verhängnis der Zeit war es, daß das Glück sich niemals rückhaltlos für eine Partei entschied. Gleich als wollte es dem Krieg ewige Dauer geben, erhob es die Geschlagenen unvermutet und beugte dann wieder diejenigen, die es erhoben hatte.

Die damalige Kriegführung war von der heutigen verschieden. Nur selten machten die Fürsten große Anstrengungen, um Truppen auszuheben. In Kriegszeiten unterhielten sie ein Heer oder mehrere, je nach ihrer Macht. Ein Heer umfaßte in der Regel nicht mehr als 24 000 Mann. Die Truppen lebten von dem Lande, in dem sie verwendet wurden. Gewöhnlich bezogen sie Kantonnements und schlugen nur dann ein Lager auf, wenn sie eine Schlacht liefern wollten. Auf diese Weise fanden sie leicht ihren Unterhalt.

Wenn der Kaiser oder der König von Schweden einen großen Schlag führen wollten, so verschmolzen sie zwei Heere, um das Übergewicht zu erlangen. Die Führer schwächerer Streitkräfte verglichen die ihren mit denen des Feindes und zogen sich vor dem Stärkeren zurück, ohne sich auf einen Kampf einzulassen. Und da sie ebenfalls überall auf Unkosten der Einwohner lebten, so machte es ihnen nichts aus, einen Landstrich zu verlassen. Sie fanden ja immer wieder einen anderen zum Plündern. Dies Verfahren zog die Kriege in die Länge, führte nie zur Entscheidung und verbrauchte durch die lange Dauer mehr Menschen als die heutigen Methoden. Das Stehlen und Rauben, worauf die Truppen sich verlegten, führte zur völligen Verwüstung der Länder, die den Heeren zum Kriegsschauplatz dienen mußten.

Baner trägt bei Wittstock einen Sieg über die Kaiserlichen und die Sachsen davon (1636). Dadurch gewinnen die Schweden mit einem Schlag wieder die Oberhand. Die besiegten Truppen ergreifen die Flucht und machen erst in Leipzig wieder Halt. Abermals überfluten die Schweden die Mark. Wrangel zieht in Berlin ein und, gibt der Stadt eine Besatzung von fünf Kompagnien. Hiernach fordert er den Kurfürsten auf, seine Festungen auszuliefern. Georg Wilhelm, der sich nach Peitz zurückgezogen hatte, antwortet: er ergebe sich den Schweden auf Gnade und Ungnade; seine festen Plätze aber seien in der Gewalt der Kaiserlichen, sodaß er darüber nicht verfügen könne. Wrangel bezog dann Quartiere und überwinterte in der Neumark.

Damals starb Ferdinand II., der trotzige Zwingherr Deutschlands (1637). Sein Sohn Ferdinand III., den er zum römischen König hatte wählen lassen, folgte ihm nach, als wäre der Thron erblich. Bogislav, dessen Geschlecht siebenhundert Jahre