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Die Wirren in Deutschland dürfen uns nicht abhalten, einen Blick auf die Unruhen zu werfen, die in Polen entstanden. König Sigismund von Polen erhob Ansprüche auf das Königreich Schweden1. Gustav Adolf war tatkräftiger, größer als sein Gegner und kam ihm zuvor. Während Sigismund sich zum Krieg gegen ihn rüstete, setzte Gustav Adolf nach Preußen über (1626), nahm die Feste Pillau und machte große Fortschritte in Livland und Polnisch-Preußen. In Danzig2 schloß er mit den Polen einen sechsjährigen Waffenstillstand, in den auch der Kurfürst einbegriffen war. Das Abkommen wurde danach (1635) auf 26 Jahre verlängert. In dem Vertrag war von Georg Wilhelm als einem Lehnsträger Polens die Rede. Er war 1621 in Warschau persönlich mit Preußen belehnt worden.

Der König von Schweden beabsichtigte, in Deutschland einzudringen. Er wollte Vorteil ziehen aus den Parteiungen, die das Reich zerrissen, und aus den Wirren, die durch das Restitutionsedikt des Kaisers noch vermehrt wurden. Nach Herrscherbrauch erließ Gustav Adolf ein Manifest, worin er seine Beschwerden gegen den Kaiser einzeln darlegte. Gegenstand seiner Klage waren folgende Punkte: der Kaiser habe dem König von Polen mächtigen Beistand geleistet, habe Gustav Adolfs Verbündete, die Herzöge von Mecklenburg, abgesetzt3 und Gewalt gebraucht gegen die Stadt Stralsund, die zu dem König im Bundesverhältnis stand.

Der Kaiser hätte antworten können, daß er als Verbündeter des Königs von Polen vertragsmäßig verpflichtet war, ihm Hilfe zu leisten; daß die Herzöge von Mecklenburg nicht abgesetzt worden wären, wenn sie sich nicht dem Lauenburger Bund angeschlossen hätten; und endlich, daß es einer Hansestadt wie Stralsund nicht erlaubt wäre, mit fremden Königen und Fürsten andere als Handelsverträge zu schließen.

Genau genommen, sind Gustavs Gründe nicht stichhaltiger als jene, die Karl II. von England vorbrachte, um mit den Holländern anzubinden. König Karl beklagte sich nämlich, daß die Familie de Witt in ihrem Haus ein anstößiges Gemälde hätte4. Dürfen aus so frivolen Gründen Nationen gegeneinander bewaffnet, die blühendsten Provinzen verwüstet, Menschenblut vergossen und Menschenleben aufgeopfert werden — alles nur, um den Ehrgeiz und die Laune eines Einzelnen zu befriedigen?

Während die Schweden sich zum Einfall in Deutschland rüsteten, hatte Wallenstein sich in der Kurmark festgesetzt und brandschatzte sie um Riesensummen. Es war unerhört, daß die Kaiserlichen ein befreundetes Land, dessen Fürst dem Kaiser keinen Grund zur Klage gegeben hatte, mit solcher maßlosen Härte behandelten. Wie beklagenswert die Lage Georg Wilhelms war, lehrt die Antwort, die er, wahrschein-


1 Die Mutter Sigismunds III., Katharina, eine Schwester des letzten Jagellonenkönigs Sigismund II. August, hatte König Johann III. von Schweden geheiratet. Wegen seiner Wahl zum König von Polen (1587) war Sigismund III. 1602 des schwedischen Throns für verlustig erklärt worden.

2 Vielmehr in Altmark, 1629.

3 Die Herzöge Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. waren 1627 vertrieben und geächtet worden.

4 Anmerkung des Königs: „Das Gemälde stellte eine Seemacht dar, die Jan de Witt als Admiral über die Engländer gewonnen hatte.“