<118> Dienste und Verdienste zu belohnen, eine Art Ausgleich zwischen den Reichen und den Belasteten herzustellen, Unglücklichen jeder Art ihr Los zu erleichtern und endlich freigebig bei allem zu verfahren, was den Staatskörper im allgemeinen angeht. Hat der Herrscher einen aufgeklärten Geist und das Herz auf dem rechten Fleck, so wird er seine sämtlichen Ausgaben für das Staatswohl und die größtmögliche Förderung seines Volkes verwenden.

Die Freigebigkeit, die Friedrich I. liebte, war nicht von solcher Art, vielmehr nur Vergeudung, wie ein eitler und verschwenderischer Fürst sie übt. Seine Hofhaltung war eine der prächtigsten in Europa, seine Gesandtschaften waren nicht minder prunkvoll als die der Portugiesen. Er bedrückte die Armen, um die Reichen zu mästen. Seine Günstlinge erhielten hohe Gnadengehälter, während sein Volk im Elend schmachtete. Seine Bauten waren prachtvoll, seine Feste glänzend, seine Marställe und Dienerschaft zeugten eher von asiatischem Prunk als von europäischer Würde. Seine Gnadenbeweise schienen mehr durch den Zufall als durch gescheite Auswahl bedingt. Seine Bedienten machten ihr Glück, wenn sie die ersten Wallungen seines Zornes überstanden hatten. Ein Gut von 40 000 Talern Wert gab er einem Jäger, der ihm einen kapitalen Hirsch vor den Schuß brachte. Die Launenhaftigkeit, die bei seiner Verschwendung waltete, befremdet am stärksten, wenn man die Summe seiner Ausgaben und Einnahmen vergleicht und sich von seinem Leben ein einheitliches Bild macht. Dann sieht man mit Staunen Teile eines Riesenkörpers neben verdorrten, absterbenden Gliedern. Seine Domänen im Halberstädtischen wollte der König den Holländern verpfänden, um den berühmten Pitt kaufen zu können, den Brillanten, den Ludwig XV. zur Zeit der Regentschaft erwarb. Er verkaufte den Verbündeten 20 000 Mann, um das Ansehen zu genießen, daß er 30 000 Mann unterhalte. Sein Hof war wie ein großer Strom, der alle Bächlein in sich aufnimmt. Seine Günstlinge wurden mit Wohltaten überhäuft, seine Verschwendung kostete Tag für Tag ungeheure Summen, während Ostpreußen und Litauen der Hungersnot und der Seuche preisgegeben waren, ohne daß der freigebige Monarch sich herbeiließ, ihnen zu helfen. Ein geiziger Fürst ist für sein Volk wie ein Arzt, der einen Kranken in seinem Blut ersticken läßt. Der verschwenderische gleicht einem Arzt, der den Kranken so lange zur Ader läßt, bis er ihn getötet hat.

In seiner Zuneigung war Friedrich I. niemals beständig. Bald hatte er eine schlechte Wahl zu bereuen, bald fehlte es ihm an Nachsicht gegen menschliche Schwächen. Vom Baron Danckelman bis zum Grafen Wartenberg nahmen seine Günstlinge alle ein schlimmes Ende.

In seinem schwachen, abergläubischen Geist lebte eine außerordentliche Anhänglichkeit an den Calvinismus. Ihm hätte er gern alle übrigen Religionen zugeführt. Es ist anzunehmen, daß er die anderen verfolgt hätte, wären die Priester so schlau gewesen, die Verfolgungen mit Zeremonien zu verknüpfen. Er hat auch ein Gebetbuch verfaßt, das aber zu seiner Ehre nicht gedruckt worden ist.