<116> Friedrich I. eine andere Erwerbung durch das Aussterben der Grafen von Mansfeld. Ihr Land wurde durch den König von Preußen und den Kurfürsten von Sachsen mit Beschlag belegt. Mansfeld fiel an Preußen, Eisleben an Sachsen.

Indessen rückte der Friedensschluß unmerklich näher. Die Verhandlungen zu Utrecht dauerten fort. Die Grafen Dönhoff, Metternich1 und Bieberstein2 begaben sich als Bevollmächtigte des Königs dorthin.

Während so über den Frieden verhandelt wurde, fand in England eine Umwälzung statt. Als ihr Urheber wurde in ganz Europa der Marschall Tallard bezeichnet, der als Gefangener in London weilte3. Ob nun der Marschall die Ursache war oder das, was man den Zufall nennt, jedenfalls wurde die Partei Marlbouroughs gestürzt4. Im englischen Volke gewannen die Freunde des Friedens die Oberhand. Den Befehl über die englischen Truppen in Flandern erhielt der Herzog von Ormond, der sich zu Beginn des neuen Feldzugs von den Verbündeten trennte. Prinz Eugen setzte die Offensive fort, obgleich seine Streitkräfte durch den Abzug der Engländer geschwächt waren. Den Preußen unter dem Fürsten von Anhalt wurde die Belagerung von Landrecies übertragen. Aber Villars marschierte nach Denain, stürmte das dortige Lager, in dem Lord Albemarle kommandierte, und schlug ihn, bevor Prinz Eugen ihm zu Hilfe eilen konnte5. Durch den Sieg kamen Marchienne, Quesnoy, Douai und Bouchain in die Gewalt der Franzosen.

Die Verbündeten folgten dem Beispiel der Engländer und dachten ernstlich an Frieden. Der Kaiser war der einzige, der den Krieg fortsetzen wollte. Entweder weil sein Staatsrat bei seiner gewohnten Langsamkeit noch nicht Zeit fand, sich anders zu entscheiden, oder weil der Kaiser sich stark genug glaubte, Ludwig XIV. allein zu widerstehen. Seine Lage verschlimmerte sich dadurch nur.

Friedrich I. ließ damals die holländische Besatzung von Mörs überrumpeln und behauptete seine Rechte auf den Platz durch seine Besitzergreifung.

Die friedliche Stimmung im Süden übertrug sich jedoch keineswegs auf den Norden. Der König von Dänemark drang ins Herzogtum Bremen ein und nahm Stade. Der Zar und der König von Polen versuchten eine Landung auf der Insel Rügen; sie scheiterte aber an den guten Maßnahmen der Schweden. Nicht glücklicher waren die nordischen Verbündeten bei der Belagerung von Stralsund, die sie wieder aufheben mußten. Bei Gabebusch in Mecklenburg trug Stenbock einen Sieg über Sachsen und Dänen davon. Als dann noch eine Verstärkung von 10 000 Schweden in Pommern ankam, wurde das ganze Land von den Feinden befreit. Die Dänen sahen sich zur Räumung Rostocks genötigt und übergaben die Stadt den Truppen des Königs von Preußen in seiner Eigenschaft als Direktor des niedersächsischen Kreises. Aber die Schweden vertrieben die Preußen aus Rostock.


1 Reichsgraf Otto Magnus von Dönhoff; Graf Ernst Metternich.

2 Vgl. S. 111.

3 Der französische Marschall Graf Camille Tallard war bei Höchstädt (1704) gefangen worden.

4 Vgl. Bd. VII, S. 104.

5 24. Juli 1712.