Dritter Band.
Vierte Abtheilung: 1770-1779.

S. 6. Den 16. März 1770. Der König an den Prediger Steinhart in Züllichau 390-+:

"Ihre Schrift und den beigeschlossenen Brief habe ich erhalten. Ich sehe mit Vergnügen, daß Sie in meine Absichten eingehen, und<391> die Gerechtsame und Vorzüge der Tugend mit Stärke und Klarheit vertheidigen. Indem ich die Eigenliebe zum Grundsatz, in der Moral annahm, bin ich nicht gesonnen gewesen, die andern Principien davon auszuschließen. Ich weiß nur zu gut, daß man zu ihrer Aufrechthaltung nicht Stützen, und zur Antreibung der Menschen, sie auszuüben, nicht Beweggründe genug haben kann; daß ein Grundsatz der bei Einigen Wirkung thut, bei Andern gar nichts ausrichtet. Mithin billige ich Ihre Methode und Principien, die Sie hinzufügen, um wenigstens diesem letztern den Grad der Stärke zu geben, den Sie ihm wünschen. Wenn aber, wie Sie sagen, den Gesetzen eine größere Autorität nöthig ist, um die Menschen den willkürlichen Einschränkungen zu entziehen, welche der Verstand zu ersinnen sich bestrebt, weshalb erklären und beschränken denn diejenigen, welche diese Autorität in der Religion finden, die sie glauben und bekennen, nach ihrer Grille und dem mehr oder weniger anscheinenden Nutzen, die Verbindlichkeiten, welche die Religion ihnen auflegt? Nehmen Sie Ihren Seelsorger zum Beispiel. Er ist ein Christ, entweder Calvinist oder Lutheraner, und er erschafft sich unter gewissen Umständen eine Moral, die derjenigen ganz entgegengesetzt ist, die er als göttliche betrachtet. Es würde von Nutzen sein, diese Schwierigkeit völlig wegzuräumen, und die beste Art aufzusuchen, die Menschen so zu bilden, daß die Selbstliebe, unterstützt, betrachtet, öffentlich durch den Druck bekannt gemacht worden. In derselben wird den Moralisten und Predigern anempfohlen, die Beweggründe zur Tugend aus dem Nutzen herzuleiten, den ein jeder von der Ausübung der Tugend unmittelbar selbst erwarten kann. Ich habe diese Aufforderung, welche vorzüglich das allgemeine Wohl betrifft, zu befolgen gesucht, und wenn ich es wage, mich damit an Ew. Königl. Maj. Selbst zu wenden, so geschieht es, weil ich kein sichereres Mittel weiß, die Aufmerksamkeit des Publikums darauf zu lenken, als Allerhöchst Dero ruhmvollen Namen an die Spitze dieser Schrift zu stellen.
Ew. Königl. Maj. werden diese Kühnheit mit dem Eifer eines Dero getreuesten Unterthan zu Gnaden halten, womit derselbe in seinem Beruf allen landesväterlichen Wünschen Ew. Königl. Maij entgegen zu eilen sucht. Ich ersterbe etc."<392> wenn Sie wollen, durch Ihr Princip, den sichersten, allgemeinsten und haftendsten Eindruck auf sie mache. Ich bitte Gott, Sie in seine heilige Obhut zu nehmen. Friedrich."

S. 49. Den 14. Aug. 1771. Der König an den Minister von Zedlitz: "Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz! Das Waisenhaus zu Halle, nebst dem damit verbundenen Pädagogio, ist eine der wichtigsten Schulanstalten in meinen Landen, auf deren Verbesserung ich nach meinen landesväterlichen Gesinnungen unermüdet bedacht bin. Nun trage ich zwar zu diesen beiden Anstalten nichts bei, und ich erinnere mich auch noch ganz wohl, daß ich dessen Privilegia bei Antritt meiner Königlichen Regierung gleich andern bestätigt habe. Dies hindert aber nicht, daß ich nicht zu deren bessern Einrichtung ein und anderes verordnen könnte, und zu dem Ende möchte ich wohl von ihren Verfassungen, Rechten und Freiheiten näher unterrichtet sein. Wenn nun solches nicht anders als durch eine Visitation dieser Anstalten erfolgen kann, als will ich, daß Ihr Euch nach der Zurückkunft meines Großkanzlers aus dem Freienwalder Bade, zu diesem Ende selbst nach Halle verfügen und diese Visitation vornehmen; hiernächst aber mir von dem Befinden, und was etwa in solchen zu verbessern sein möchte, ausführlichen Bericht erstatten sollet. Gegenwärtige Kabinetsordre kann Euch dabei zur Legitimation dienen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König. Potsdam, den 14. Aug. 1771. Friedrich."

S. 57, Z. 7 von oben statt: von Rost, lies: von Rohd.

S. 84. Den 31. Aug. 1773. Der König an das Departement der geistlichen Sachen: "Da Se. Königl. Maj. aus dazu bewegenden Ursachen resolvirt haben, daß die Päpstliche Bulle zur Aufhebung des Jesuiterordens 392-+ in der hiesigen Diöces so wenig, wie Höchstdieselben solches dem Breslauischen Weihbischofe bereits selbst angedeutet haben, als in<393> Dero sämmtlichen übrigen Provinzen, in welchen katholische Bischöfe Einfluß haben, nicht publicirt werden soll. Als befehlen Se. Königl. Maj. allgergnädigst Dero Departement der geistlichen Sachen, die zur Suppression dieser so eben erwähnten Päpstlichen Bulle in Ansehung sämmtlicher Dero Provinzen erfoderliche Verordnung ungesäumt zu veranlassen, und solche zu Höchstderoselben Vollziehung einzuschicken.

Goldschmieden bei Breslau, den 31. Aug. 1773.
Friedrich."

S. 103. B. Den 22. Septbr. 1774 stirbt Papst Clemens XIV (Ganganelli).

S. 112. B. Den 15. Febr. 1775 wird Pius VI aus dem Hause Braschi zum Papst erwählt.

S. 137. Den 18. Jan. 1776. Da die Anekdotensammlung, welche die unter diesem Datum angeführte merkwürdige Unterredung des Königs mit den Kurmärkischen Ständen enthält, schon sehr selten geworden ist, und in den neuern Sammlungen hauptsächlich mir das Pikante und Originelle, weniger aber dergleichen ernste Gegenstände berücksichtigt worden sind, so theilen wir sie von da, wo sie S. 137 abgebrochen worden, hier vollständig mit. "Ich weiß - fuhr der König fort - daß die adlichen Güter viel mehr werth sind, als vormals, und wie sie jetzt geschätzt werden, weil die Pretia rerum durchgängig gestiegen sind, und das wird sich zeigen, wenn Ihre Güter, so wie meine Aemter, taxirt werden. Daher ist mein Rath, daß sie eben wie meine Aemter taxirt werden, wozu Sie aber erfahrne Wirthe und redliche Leute nehmen müssen. Ich will wohl auch Räthe aus meinen Kammern, die ich allenthalben habe, mit dazu geben.

Am Gelde, weiß ich gewiß, fehlt es nicht in meinem Lande, sondern nach einer Balance, die ich habe, gebe ich in der Kurmark, 1800000 Thlr. mehr aus, als ich wieder einnehme,<394> die also im Lande bleiben. Folglich ist es lächerlich, wenn man meint, es fehle an Geld im Lande. Das weiß ich besser. Der Edelmann, welcher nur 1/4 auf sein Gut schuldig ist, steht sich noch recht gut; wer aber 1/3 verschuldet ist, mit dem ist es schon schlimmer, weil er alle Casus fortuitos zu ertragen hat, Mißwachs, Hagel, Feuer etc. Ich weiß indessen, daß alle Güter mehr werth sind, als vormals, ehe die Pretia rerum so hoch waren. Viele Edelleute verstehen auch nicht die Wirtschaft, und gebrauchen ihre Güter nicht so, wie sie könnten. Viele sind in meinem Dienst, und kennen ihre Güter noch weniger; sie haben schlechte Administrators und Pachter, und kommen dadurch, und durch die Advokaten, sehr zurück, daher, wenn die Güter gehörig angeschlagen und besser administrirt werden, so wird ein Jeder gewinnen.

Es ist erschrecklich, wie die Advokaten die Edelleute benutzen, da sie ihnen Gelder verschaffen, und kaum, daß sie es ein halb Jahr haben, so wiegeln sie schon wieder die Aufkündigung an, daher mancher wegen Kosten an Advokaten und Proxeneten-Gebühren wohl 8 Procent Zinsen rechnen kann.

Ich reise viel, und bei meinen Reisen erfahre ich Manches, und dies auch in Schlesien, daher ich dem Minister Carmer aufgegeben habe, diesem durch einen allgemeinen Landes-Credit, so wie es jetzt in Schlesien ist, zu steuern, und das geht excellent; denn Schlesien hatte anfänglich 10 Millionen Schulden,

Ich habe dabei kein Interesse, als das Wohl des Staats; der Herr und der Staat machen nur Eins aus. Wenn der Herr es braucht, so muß der Staat ihm helfen, und wenn die Stände nichts haben, so muß der Herr zutreten. Ich kenne kein anderes Interesse, und habe dabei keine andere Vues, sondern Ihr eigenes Beste wünsche ich. Ich rathe Ihnen also bloß, sich mehr zu verbinden und Ihren Credit dadurch zu verstärken; und Sie werden es künftig mir noch danken. Das Exempel von Schlesien kann Ihnen den Nutzen<395> dieser Einrichtung am sichersten beweisen. Die schlechte Einwendung, welche man machen wollte, daß eine Provinz ganz ruinirt würde, etwa wie im dreißigjährigen Kriege, darauf müssen Sie gar nicht reflectiren, das ist nur lächerlich; denn wenn der Himmel einfällt, so sind alle Vögel gefangen, und wenn der jüngste Tag kommt, so machen wir alle banquerot. Und wenn auch eine Provinz ruinirt würde, so muß alsdann der Herr zutreten, denn dieser und der Staat machen nur Eins aus.

Ich trage daher auch kein Bedenken, wenn Sie es wollen und es zu Ihrer Beruhigung gereicht, die Garantie der Sache zu übernehmen. Recht gern!

Ich will auch übrigens mich in Ihre Landschaft nicht weiter meliren, und Ihnen fernerhin fünf Procent Zinsen geben. Wenn Sie es auch zu mindern Zinsen wieder wegleihen wollen, das überlasse ich Ihnen; oder wenn Sie wollen, daß ich die Kapitalien, die ich habe, wieder zurück gebe, so könnte ich es thun; aber ich denke, daß Manchem darunter gedient ist, wenn er sein Geld bei der Landschaft placiren kann. Ich überlasse es Ihnen, und mein Rath ist nur dieser, daß Sie es machen, wie in Schlesien, wo es excellent gehet, daß sie wie gesagt schon 600000 Thlr. Schulden abbezahlt haben. Wenn Sie also von den Gütern richtige Taxen haben machen lassen, so wie meine Domainen taxirt sind, so wird sich der Valeur der Güter, und wie sie besser zu nutzen sind, zeigen, denn Mancher versieht die Wirtschaft nicht, und kommt daher immer weiter zurück. Und wenn hernach die Hypothekenbücher accurat nachgesehen werden, wie viel mit Consens der Agnaten, auch wohl ohnderselben Consens, Schulden auf dem Gute stehen, so giebt sich daraus der wahre Zustand. Und da Sie die Lohnsconstitution von anno 1723 haben, so rathe ich, daß Sie die bis jetzo vorhandenen Hypothekschulden, welche noch nicht consentirt sind, als valable Schulden annehmen, künftig aber keine andere, als von allen Agnaten nach der Lehnsconstitution consentirte Schulden gültig angenommen werden. Wenn dieses so geschieht, so werden Sie sehen, wie Sie zu verfahren haben; denn durch ordentliche Taxen<396> und Anschläge vom Werth und Ertrag der Güter, und durch die Hypothekenbücher kommen Sie auf den wahren Grund der Schuldenlast und des wahren Vermögens; sonst wird nichts Ordentliches, und die Zeit wird unnütz verbracht, ich gebe zu dieser Sache recht gern meine Garantie. Und weil auch einige Edelleute schon so weit in Schulden sind, daß sie sich nicht mehr helfen können; so wird sich dieses aus den Hypothekenbüchern zeigen, und da will ich auch noch das gern thun, ihnen ein Kapital von 3 bis 400000 Thlr. anzuschaffen, zu 4 Procent, auch wohl noch drunter, wovon sie durch das ersparte Procent einen Fond d'amortisation machen können.

(Se. Majestät äußerten hierbei, man könne dieses Kapital durch die Ostfriesischen Stände negociren, doch sei es besser, wenn es nicht nöthig wäre, und etwas Besseres ausfindig gemacht würde, weil sonst doch die Zinsen aus dem Lande gingen).

Alsdann rathe ich auch, weil die Landschaft die Garantie übernimmt, daß die Stände auf die Wirthschaft der Debitoren, wie in Schlesien, sehen, damit sie ordentlich wirtschaften, ihre Güter, besonders die Forsten nicht ruiniren, den Acker in guter Kultur, und den Viehstand erhalten, so wie es auch in Schlesien geschieht.

Sodann ist noch ein Punkt wegen der Sequestration. Wenn ein Gut in Concurs steht, und es durch die Justiz administrirt wird, so fällt die Sache meistentheils schlecht aus, es kommt immer weiter zurück, und wird endlich so schlecht, daß es etliche tausend Thaler unter dem Werth verkauft wird; der Eigenthümer behält nichts, und es gehen noch Creditores leer aus, mit Kapital und Zinsen, welches also den Credit benimmt, daher die Stände auch auf die Sequestration besonders sehen müssen, damit das Gut sequestrirt, verpachtet, dann das Gut conservirt werde, und die Creditores nicht verlieren.

Hiernach müssen Sie in Deliberation treten und die Sache einrichten, und wenn Sie noch mehr von mir verlangen, daß ich Ihnen Räthe von den Kammern zu diesen Taren geben soll, so können Sie an mich schreiben.

<397>

Dieses sind meine Ideen. Die Landschaft bleibt indessen, wie sie ist, darin will ich mich nicht meliren. Die Zinsen jetzt aber allgemein auf 4 Procent herunterzusetzen, das geht so nicht an, sondern allererst mit der Zeit, wenn mehr Capitalia sind, als gesucht werden, wenn die Pfandbriefe in Cours kommen, und der Kapitalist nicht weiß mit seinem Gelde wohin? alsdann werden sie lieber 4 Procent nehmen, als nichts. Gewalt aber muß darunter nicht gebraucht werden. Ich habe hierunter lediglich die Conservation gesammter Stände zum Gegenstand, und damit besonders die arme Noblesse erhalten werde.

Wenn nun die Abgeordneten zu Hause kommen, so legen Sie dieses Ihren Mitständen vor, und machen hiernach Ihre Arrangements, wie Sie es vermeinen. Ich habe nur diesen meinen Rath Ihnen dazu gegeben, Sie können also zusetzen oder abnehmen, wie Sie es gut finden, und können Sie noch etwas Besseres erfinden; so ist es auch gut. Nur müssen die Stande zusammen treten, Alle für Einen, und Einer für Alle, die Sache gemeinschaftlich übernehmen. Ich gebe dabei meine Garantie, und zweifle um so weniger, daß auch die reichen und vermögenden Stände ihre Garantie nicht auch hergeben werden, da sie hierunter meine Garantie haben, und weiter nicht das geringste Bedenken haben können.

Die Abgeordneten will ich nun entlassen, und Sie können noch heute wieder nach Hause gehen, um hernach sich mit einander zu vereinigen und das Erforderliche zu arrangiren."

S. 153 Z. 1 von unten statt 1777 lies 1776.

S. 157. Den 15. Dezbr. 1776. Kabinetsschreiben des Königs an den Minister von Görne: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. Schon seit einigen Posttagen thut man aus Warschau von einem Anlehn von 500000 Dukaten Meldung, über welches meine oktroirte Seehandlungs-Compagnie schon seit einiger Zeit, anfänglich zu 5, hiernächst aber zu 8 Procent mit der Republik Polen in Unterhandlung getreten sein soll. Bis dahin habe ich Mühe gehabt, diesem Gerücht Glauben beizumessen, weil eines Theils die Geschäfte dieser Compagnie<398> nach meiner Oktroi bloß in Handel und nicht in Lombardsverrichtungen bestehen, andern Theils mir von dergleichen außerordentlichen Negoce, wie es sich doch gebührt hätte, von Euch keine Anzeige geschehen ist. Nachdem aber nunmehro mein dasiger Resident mit gestriger Post mir ganz positive meldet, von dem dortigen Compagnie-Commissar von Hagen selbst vernommen zu haben, daß diese Unterhandlung dermalen gänzlich abgebrochen worden ist, so will ich, daß Ihr mir vördersamst anzeigen sollet, was es damit eigentlich für eine Bewandniß hat, und wie Ihr Euch zu dergleichen, von der eigentlichen Bestimmung meiner Seehandlungs-Compagnie so sehr abweichenden Negoce, ohne mein Wissen und Genehmigung, ermächtigt zu sein erachten möget, wobei ich Euch zugleich wohlmeinend warnen will, dergleichen fernerhin für Euren Kopf, und ohne vorherige Anzeige, nicht weiter zu unternehmen, wenn ich anders bleiben soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 15. Dezbr. 1776. Friedrich."

S. 157. Den 17. Dezbr. 1776. Der König an Ebendenselben: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. So abscheulich weitläuftig Ihr auch in Eurem Bericht vom 15ten d. in Ansehung des von Euch eigenmächtig mit den Polen angefangenen Geld-Negoce Euch entschuldigen wollet, so großes Unrecht habt Ihr doch immer, und hättet Ihr Euch vor Euren Kopf, ohne Mir davon Anzeige zu thun, in dergleichen Negociation durchaus nicht einlassen müssen. Ueberhaupt muß ich Euch sagen, daß Ihr darunter ganz unbesonnen und ohne alle Ueberlegung gehandelt; denn gesetzt, die Sache wäre mit den Polen zu Stande gekommen, woher hättet Ihr denn die 1500000 Thaler zusammen bringen wollen? und hiernächst, was vor Sicherheit hättet Ihr denn bei den Polen gehabt? Wie habt Ihr also so unvorsichtig und unbedachtsam handeln können! Und was den Commerce der Danziger betrifft, das können wir ihnen schon benehmen, und haben die Polen dazu weiter nicht nöthig, wenn man nur vernünftig dabei zu Werke geht, und mit dem Holze und Korn, auch übrigem Verkehr ordentlich verfährt, und wenn nur bevor viel Materialwaaren angeschafft<399> werden, was die Polen gebrauchen, und der ganze Handel besser eingerichtet, und darauf fleißig Bedacht genommen wird, daß die Polen Alles, was sie an Waaren und Sachen nöthig haben, bei uns finden und bekommen können. Dies ist das rechte Mittel, den Commerce von Danzig an uns zu ziehen. Und dieses ist eigentlich Eure Sache, und darauf solltet Ihr mehr denken und raffiniren. Mit fremden Höfen aber vor Euren Kopf ein Negoce anfangen, ohne Mir zuvor Anzeige davon zu thun, das verbiete ich Euch hierdurch alles Ernstes, und müsset Ihr Euch dergleichen schlechterdings nicht weiter unterstehen, wenn Ihr wollet, daß Ich ferner sein soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 17. Dezbr. 1776. Friedrich."

S. 157. Den 24. Dezbr. 1776. Der König an Ebendenselben: "Mein lieber Etats-Minister von Görne. Es ist Mir zwar Euer anderweitiger Bericht vom 23sten huj. wegen der Geld-Negoce mit Polen zugekommen; Ich muß Euch aber sagen, daß Ihr nicht gescheut seid, Mir dergleichen Anträge zu machen. Die Seehandlungs-Societät soll mit Polen Commerce treiben, aber keine solche Windbeuteleien im Kopfe haben. Ich habe die Compagnie garantirt, und ist es daher sehr unschicklich gehandelt, ohne Mein Vorwissen so was zu unternehmen und in solche Sachen sich einzulassen. Ihr wisset auch nicht einmal, was in Polen passirt; denn die 500000 Dukaten haben sie aus Holland durch Teppern bereits gekriegt, also ist ja die Sache schon vorbei. Eine andere Sache haben sie noch, sie wollen nämlich ein Lombard anlegen, und die Seehandlungs-Socictät mit interessiren. Das ist aber eben so wenig praktikabel, und eine eben so windige Proposition, wie die andere, wenn die Compagnie sich darein menget, und es entsteht ein Krieg in Polen; so ist ein Banquerot unvermeidlich, weil es nicht möglich ist, von den Polen sich bezahlt zu machen. Dergleichen Projekte müsset Ihr also aus dem Kopf lassen. Was aber den Commerce betrifft, und wenn die Compagnie bereits Salz dahin verkauft, und von den Polen Holz, Potasche und dergleichen Sachen erhandelt, dagegen aber viel Franzosische Weine, Materialwaaren und<400> was die Polen sonst brauchen, zugefahren werden, das ist gut, und dazu will Mein Consentement eher geben, und darauf müßt Ihr ernstlich bedacht sein, um das Commerce mit Polen recht in Gang zu bringen.

Was hiernächst die in Eurem zweiten Bericht geschehene Anfrage betrifft, ob die Seehandlungs-Societät die Appanage-Foderungen der Sächsischen Prinzen an sich kaufen solle; so sind das auch lauter Thorheiten, und begreife Ich nicht, wie Ihr darauf verfallen können. Solche Sachen müßt Ihr an Mich nicht schreiben, damit kommt Ihr bei Mir nicht fort, oder wir werden sonst Unfreunde. Ihr wisset ja auch nicht einmal den Zusammenhang der Sache, und wie Alles auseinander geht, und habt das so hingeschrieben, ohne es gehörig zu überlegen. Ich will Euch daher anrathen, künftig auf vernünftigere und gescheutere Plans zu denken, wie das Commerce der Sechandlungs-Socictät auf eine solide Art zu erweitern und sicher zu stellen, mit dergleichen unüberlegten Vorschlägen aber nicht weiter an Mich zu kommen, wenn Ich ferner sein soll Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 24.Dezbr. 1776. Friedrich."

(Eigenhändiger Zusatz), "ich muß auch den Statuquoi vom Fond der Compagnie sehen, denn der Herr Minister Scheint mihr greulich windich zu Seindt, und wo das Continuirt, werden Wihr nicht lange gute Freunde Seindt 400-+. Friedrich."

S. 184. Den 7. Febr. 1778. Der König an die Freimaurerloge in Berlin:

- "Ich mache Mir ein Vergnügen daraus, Euch Meiner Seits zu versichern, daß Ich allezeit wahren Antheil an dem Glücke und Wohlstand einer Gesellschaft nehmen werde, die ihre vornehmste Ehre in die eifrigste Beförderung aller gesellschaftlichen und patriotischen Tugenden setzt. etc."

<401>

S. 202. Den 31. Mai 1779. Der König an den Geh.-Rath Magusch: "Ich habe hierdurch Euch aufgeben wollen, auf den 15. Juni zu mir nach Potsdam zu kommen, und Eure Papiere und Abschlüsse wegen des Tabacks mitzubringen. Ich will sodann die Sachen mit Euch etwas durchgehen. Wornach Ihr Euch also zu arrangiren habt. Ich bin etc." Charlottenburg, den 31. Mai 1779.

S. 204 Den 15. Juni 1779. Der Geh.Rath Magusch beim König, der sich mit ihm über Sachen, die General-Tabacks-Administration betreffend, bespricht.


390-+ Die oben S. 3 erwähnte Abhandlung des Königs: "Versuch über die Selbstliebe, als ein Grundsatz der Moral betrachtet," war bald nachher öffentlich durch den Druck bekannt gemacht worden. Der Prediger Steinhart schrieb darüber eine "Betrachtung über die Beweggründe zur Tugend, nach dem Grundsatz der Selbstliebe," und sandte diese Schrift dem König mit folgendem Schreiben zu, worauf er obige Antwort erhielt.
     "Allergnädigster König! Es ist vor Kurzem eine Abhandlung unter dem Titel: Versuch über die Selbstliebe, als ein Grundsatz der Moral

392-+ Diese Bulle war vom Papst Clemens XIV. am 2l. Juli 1773 unterzeichnet worden. Die Nachricht davon erhielt der König im Hauptquartier Goldschmieden, worauf er sogleich den Weihbischof von Strachwitz aus Breslau zu sich berief, um sich mit ihm darüber zu besprechen. Gleiches geschah auch mit dem Pater Zeplichal, Professor an der Universität zu Breslau.

400-+ Vergl. Rödendeck's Beiträge etc., Thl. 2, S. 244 und 299, Nr. 55, den Brief des Königs an von Schulenburg, vom 25. Jan. 1782 und im Tagebuch unter dem Monat Jan. 1782. B.