Mai.

A.

Mai 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

10. Mai 1782

Der König sendet dem General-Major von Holzendorf eine von ihm selbst entworfene Instruction für die Artillerie. (S. Oestr. milit. Zeitschrift 1819, Heft 7, S. 100).

10. Mai 1782

Der König nach Charlottenburg.

11. Mai 1782

Aus Charlottenburg nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue hält, in der Stadt der Prinzessin Amalie einen Besuch abstattet, und dann nach Charlottenburg zurück geht.

<277>

12. Mai 1782

Wieder nach dem Berliner Thiergarten, die übrigen Regimenter zu mustern, dann nach Potsdam.

18. Mai 1782

Der am 8ten in Berlin angekonnnene Abt Raynal 277-+ beim König in Potsdam.

<278>

18. Mai 1782

Der König an d'Alembert: "Mir geht es wie Ihnen; ich bewundere die Moral der Stoiker, und betrübe mich daß ihr so ehrwürdiger Weise 278-+ bloß ein Wesen der Vernunft ist. Hierauf könnte man sehr schicklich den schönen Vers von Voltaire anwenden: "Bei menschlichem Geschick die Sehnsucht eines Gottes." Wir mögen so viel Liebe für das Beste der Menschheit haben, so wird doch kein Gesetzgeber, kein Philosoph die Natur der Dinge umändern. Wahrscheinlich hat unser Geschlecht so sein sollen, wie wir es kennen, ein seltsames Gemisch einiger guten und einiger bösen Eigenschaften. Die Erziehung und der Fleiß können den Umkreis unserer Kenntnisse erweitern; eine gute Regierung kann Heuchler bilden, welche die Maske der Tugend vornehmen; allein den innern Gehalt unserer Seele zu ändern, dahin wird man es nie bringen. Ich betrachte den Menschen wie ein Maschinenwerk, welches den Gewichten und Rädern, wodurch es geleitet wird, folgen muß; was man Weisheit und Vernunft nennt, ist bloß die Frucht der Erfahrung, welche auf die Furcht oder die Hoffnung wirkt, auf diese beiden großen Triebfedern unsrer Handlungen. Für unsere Eigenliebe, mein lieber Anaxagoras, ist dies freilich ein wenig demüthigend, aber unglücklicher Weise ist es nur zu wahr. Bei dem Alten schätze ich die Stoiker, und ich danke es ihnen mit einem von Erkenntlichkeit durchdrungenen Herzen, daß ihre Sekte einen Cälius, einen Cato von Utika, einen Epictet, vorzüglich einen Mark Aurel, hervorgebracht hat. Keine der übrigen philosophischen Sekten kam, sich solcher Zöglinge rühmen; und ich wünschte zum Besten von Europa, daß ihr Geschlecht nicht erloschen wäre. Es ist unangenehm, daß Alle, welche leiden, dem Zeno geradezu widersprechen müssen, da ist Keiner von Allen, der nicht eingestünde, daß der Schmerz ein großes Uebel ist. etc. -

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Aber wissen Sie wohl, was heute geschehen ist? Der Abt Raynal ist hier angelangt. Diesen Nachmittag wird er zu mir kommen, und ich will ihn nicht eher los lassen, als bis ich ihn ganz aufs Trockene gebracht habe. - Endlich habe ich den Verfasser der Statthalterschaft und des Handels von Europa gesehen. Er ist voll Kenntnisse, die er seinen angestellten merkwürdigen Untersuchungen zu danken hat; ich glaubte mich mit der Vorsehung zu unterhalten. Alle Regierungen sind auf seiner Waage gewogen, und man setzt sich der Gefahr der Landesverweisung aus, wenn man sich in seiner Gegenwart bescheiden zu behaupten erkühnt, der Handel einer Macht möchte doch wohl um einige Millionen einträglicher sein, als er ihn angiebt. Es fragt sich also nur, ob seine gesammelten Nachrichten alle die Glaubwürdigkeit haben, die man bei dergleichen Gegenständen verlangt. etc."

19. Mai 1782

Der König nach Spandau, wo er über das Regiment des Prinzen Heinrich Specialrevue hält, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1782

Nach Berlin; mustert im Thiergarten einige Regimenter.

21. Mai 1782

22. Mai 1782

Bei den großen Kriegsübungen der Truppen, und geht dann nach Potsdam.

25. Mai 1782

Nach Magdeburg zur Revue etc.

28. Mai 1782

In Potsdam.

B.

4. Mai 1782

Stirbt der General Christian Rudolph von Weyher, 76 Jahr alt.

Der Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.


277-+ Ein gelehrter Jesuit aus Frankreich. Wegen seiner Schrift: Histoire philos. et polit. des établissements et du commerce des Européens dans les deuz Indes, darin (im 19. Buche) harte Ausdrücke, die monarchischen Regierungen und die Religion betreffend, vorkommen, ward er verhaftet und dann Landes verwiesen. In demselben Werke, im 5. Buche, hatte er sich auch über Manches in der Regierung Friedrich's d. Gr., besonders über sein Finanzsystem, höchst tadelnd ausgesprochen, unter andern sagt er: "Der König fährt fort, den Juden die Aufsicht über das Münzwesen zu lassen, worin sie eine so große Unordnung angerichtet. Er hat, ohne ihnen zu helfen, die reichsten Handelsleute seines Landes in einen Abgrund sinken sehen, welchen seine Einrichtungen ihnen gegraben hatten. Er hat die wichtigsten Manufakturen seines Landes an sich gezogen. Seine Staaten sind mit Monopolen erfüllt, welche allen Fleiß zu Grunde richten. Völker, deren Abgott er war, sind der Habsucht einer Menge ausländischer Räuber überlassen; kurz, dies Betragen des Königs hat sowohl innerhalb als außerhalb Landes ein so allgemeines Mißtrauen eingeflößt, daß man ohne Verwegenheit behaupten kann, daß alle Bemühungen, um die Compagnie zu Emden wieder in Aufnahme zu bringen, fruchtlos sein werden." Dem Könige waren diese Aussprüche des Abts sehr wohl bekannt, und er ließ zu deren Widerlegung und Berichtigung, nach seinen Angaben, durch ein Mitglied der Berliner Akademie, den Französischen Prediger Moulines, eine Schrift verfassen, die unter dem Titel: Lettre d'un Habitan de Berlin à son ami à la Haye, in Druck erschien (1773). Es werden darin alle die Uebertreibungen und Irrthümer, deren der Abt sich zu Schulden kommen lassen, nachgewiesen, und des Königs Maximen vertheidigt. (Vergl.: Rödenbeck's Finanzsystem Friedrich's d. Gr., Berlin, 1838). Merkwürdig ist es, daß Raynal unter solchen Umständen die Dreistigkeit haben konnte, darum anzusuchen, dem Könige vorgestellt zu werden, nicht weniger aber auch, daß und wie ihn der König aufnahm. (S. nachstehenden Brief des Königs an d'Alembert und Pitra, Nouvelles lettres de Frédéric etc., Berlin, 1823, p. 42).

278-+ Zeno von Cittium, Stifter der stoischen Philosophenschule.