Juli.

A.

1. Juli 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

14. Juli 1781

Der König an d' Alembert 262-+: "Hier bin ich wieder von den Grenzen der Sarmaten, die ich durchstrichen habe, zurückgekehrt, und froh, mich wieder in meiner Klause zu befinden. Dem Prinzen Salm, den Stutzern mit rothen Absätzen kommt es zu, die Welt mit dem Gerüchte ihres Namens und ihrer Geniestreiche zu erfüllen; mein Alter entfernt mich von dieser Zahl; es treibt mich an, meine übrigen Tage mit den Alten zu verleben, deren Gesellschafter lch bald sein werde, und es entfernt mich von den Reuer, mit denen es sich nicht der Mühe verlohnt, Bekanntschaft zu machen. Bei diesem Anfange denken Sie aber ja<263> nicht, daß ich Vapeurs habe, ich versichere Sie, daß dem nicht so ist. Ich sehe in den Händen der Parzen den Faden meiner Tage sich kürzen, ohne daß es mich rührt. Die tägliche Erfahrung ist meine Schule, die uns den Wechsel unsers Wesens lehrt; die feinen Theilchen, die wir durch die unmerkliche Ausdünstung verlieren, die verschiedenen Absonderungen des Körpers, so wie die Aderlässe, gewöhnen uns, theilweis zu sterben; so werden wir mit dem Gedanken vertraut, einzelne Theite unsers Selbst zu verlieren, und gewinnen Muth, mit stoischem Blick die gänzliche Auflösung der Materie, woraus wir zusammengesetzt sind, zu sehen. Aber, wenn nun die Einbildungskraft erlischt, wenn das Gedächtniß untreu wird, wenn das Gesicht abnimmt oder sich verdunkelt, dann lehnt sich bei den meisten Menschen die Eigenliebe wider die Zeit auf, welche ihnen Eigenschaften raubt, die sie unzerstörbar wähnten. Die Bewunderung, die sie für ihre vermeinten Vollkommenheitten hegten, verursacht bei ihnen die lächerlichsten Klagen über den Verlust einiger vergänglicher Eigenschaften ihres Wesens, und sie denken nicht daran, daß sie im vorigen Jahrhundert nichts waren, und im künftigen nichts sein werden. Noch könnten die Greise einen Trost darin finden, wenn sie bedenken wollten, daß nur Zeitgenossen wahre Freunde sind, und daß dieses unschätzbare Gut des Weisen, die Freundschaft, für ihn verloren geht, wenn er seine Laufbahn bis in die zweite oder dritte Generation fortsetzt. Die so verschiedenen Arten zu denken und zu handeln lassen sich nicht zusammen schmelzen; alte Leute stehen daher einzeln in der Gesellschaft; so wie man unter dem Schlagholz einige alte Eichen antrifft, die dem Ungemach des Wetters widerstanden haben, und deren verdorrter und gelber Gipfel über die Spitzen der jungen Bäume um Vieles hervorragt. etc."

15. Juli 1781

Die Prinzessin Amalie, der Prinz Friedrich von Braunschweig und dessen Gemalin nach Potsdam, wo zu gleicher Zeit die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester<264> des Königs, die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, war. (Die Herrschaften blieben und gingen dann nach Berlin, bis den 24sten).

25. Juli 1781

Die Landgräfin von Hessen-Kassel aus Berlin wieder nach Potsdam bei dem König zur Tafel.

25. Juli 1781

Instruction des Königs für die Inspekteurs der Infanterie. In diesem Jahre erschien auch eine Instruction für die Schlesische Infanterie. Beide stehen in Scharnhorst's Unterricht des Königs von Preußen etc., im Anhang.

?? Juli 1781

Der Minister von Herzberg, der General von Buddenbrock und der Ober-Hofmarschall, Graf zu Solms beim König.

28. Juli 1781

In der Nacht stürzt der im Bau begriffene Thurm der Deutschen Kirche auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin ein.


262-+ Dieser Brief scheint früher und zwar im Juni geschrieben zu sein.