Mai.

A.

Mai 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci).

6. Mai 1770

Der König an Fouqué "am Tage der Prager Schlacht:" "Werthester Freund. Ich übersende Ihnen alten Ungarwein, um Sich damit an eben dem Tage zu laben, wo Sie vor dreizehn Jahren so grausam durch unsere Feinde verwundet wurden.

Ich habe die Gicht gehabt, diesmal hat sie mich durch alle drei Anfälle hintereinander an beiden Füßen sowohl als an den Knieen gar sehr gemißhandelt; doch das ist bereits vergessen.

Wir exerciren, daß es eine Lust ist, und ich gehe meinen alten Gang, so lange mich nur noch ein Hauch von Leben beseelt. etc."

11. Mai 1770

Der König nach Charlottenburg, von da nach dem Berliner Thiergarten, die Regimenter zu mustern, dann zurück.

12. Mai 1770

Desgleichen und nach Potsdam.

12. Mai 1770

Der Kaiserliche Oberstallmeister von Dietrichstein in Potsdam.

Um diese Zeit hatte der König die Schrift: "Prüfung des Versuchs über die Vorurtheile," verfaßt. Sie befindet sich<12> im zweiten Theile der Deckerschen Ausgabe der bei Lezeiten des Königs gedruckten Werke, und ist gegen die Schrift des Pariser Parlaments-Advocaten Du Marsais gerichtet, welche 1769 erschienen war. Der König übersandte sie an d'Alembert und auch an Voltaire.

17. Mai 1770

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Während meiner Genesung war das erste Buch, welches mir in die Hände fiel: "Der Versuch über die Vorurtheile." Es entriß mich der Unthätigkeit, in welcher mich der Verlust meiner Kräfte hielt; und da über viele Gegenstände meine Gedanken in umgekehrtem Verhältniß mit den Gedanken des seinwollenden Philosophen, der dieses Buch geschrieben hat, stehen; so habe ich die gesammte Kraft meiner Organisation angewandt, um dessen Fehler zu zeigen. Ich fühlte zurückstoßende Bewegungen bei den Meinungen des Verfassers, welcher behauptet, daß, da die Wahrheit für den Menschen gehöre, man sie ihm zu jeder Zeit sagen müsse. Auch so oft der Verfasser auf die Könige, auf die Feldherren, auf die Dichter schimpft, haben seine Ideen nicht identisch mit den meinigen werden können, weil ich die Ehre habe, ein ziemlich schlechter Poet (oder nach seinem Ausdruck, ein öffentlicher Giftmischer) zu sein; weil ich die Ehre gehabt habe, mich bisweilen als General (oder als gedungener Henker) herum zu schlagen, und weil ich endlich die Ehre habe, eine Art von König (oder von barbarischem Tyrannen) zu sein. etc. Doch welchen Endzweck hat dieser vermeinte Philosoph sich bei seinem Buche vorgesetzt? Die Religion umzukehren? Ich habe ihm bewiesen, daß dies unmöglich ist. Die Regierungen anders einzurichten? Nie werden Schimpfreden sie verbessern, aber wohl vielleicht erbittern. etc. Vorzüglich zeigt sich die Unvernunft des Verfassers in seinen Verläumdungen gegen die christliche Religion. Man muß wahrlich sehr wenig wissen, wenn man ihr Verbrechen zur Last legt. Im Evangelium heißt es: Thue Andern nicht, was Du nicht willst, das sie Dir thun<13> sollen! Nun enthält aber diese Lehre den Inbegriff der ganzen Moral. Es ist also lächerlich, und eine unvernünftige Übertreibung, wenn man behauptet : diese Religion erzeuge nichts als Bösewichter. Gesetz und Mißbrauch müssen nie vermengt werden, das Gesetz kann nützlich, und der Mißbrauch schädlich sein. etc."

19. Mai 1770

Der König von Potsdam über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1770 bis 23. Mai 1770

In Berlin, wo er vor dem Landsberger Thore und bei Weißensee Revue hält.

24. Mai 1770

In Charlottenburg; schreibt an Voltaire (und schickt ihm zugleich seine Abhandlung: "Prüfung des Versuchs über die Vorurtheile") :

- etc. - "Der heilige Vater hat Sie in Rom verbrennen lassen. Glauben Sie nicht, daß Sie diese Gunstbezeigung allein genossen haben. Der Auszug aus dem Fleury hat ein gleiches Schicksal gehabt. Unter uns Beiden findet, ich weiß selbst nicht was für eine Aehnlichkeit Statt; ich nehme die Jesuiten in Schutz, Sie die Kapuziner, Ihre Werke werden in Rom verbrannt, die meinigen auch. etc." Die Berliner Zeitung meldet, daß an diesem Tage die Gemalin des PrinzenFerdinand von einer Prinzessin von sieben Monat entbunden worden, welche desselben Tags Nachmittag die Taufe empfangen. Unter den Taufzeugen war auch der König. Die neugeborene Prinzessin erhielt die Namen: Friederike Louise Dorothee Philippine. (Sie ward 1796 vermält mit dem Fürsten Anton Radziwil und starb in Berlin als dessen Wittwe den 7. Dezbr. 1836). Der hohen Wöchnerin schenkte der König sein Portrait, reich in Brillanten gefaßt.

24. Mai 1770

Der König über Cüstrin nach Stargard zur Musterung.

26. Mai 1770

In Stargard bis den 28sten.

28. Mai 1770

In Freienwalde.

29. Mai 1770

In Alt-Landsberg (zum ersten Male). Hier unterhält sich der König mit dem Bürgermeister Mertens, und läßt sich eine<14> Nachweisung über den Nahrungszustand der Stadt vor legen.

29. Mai 1770

In Potsdam.

31. Mai 1770

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur gewöhnlichen, alle Jahr um diese Zeit Statt findenden Minister-Conferenz.

In diesem Monat besuchte der König, in Begleitung des regierenden Herzogs von Braunschweig, den kranken General von Zieten in Berlin, dem er bald nachher ein Geschenk von 10000 Thlr. macht, weil er durch den Oberst von Prittwiß erfahren, daß auf dem Gute des Generals von Zieten die Viehseuche viel Schaden gethan.

Der General von Ramin erhielt vom König ein sehr schönes Reitpferd.