<235> nur Kummer gemacht bat; wie es scheint, haben Sie Sich eben so sehr über Ihr Temperament, als über das Glück zu beklagen. Wir sind ja Greise, nahe am Ziele unserer Laufbahn, wir müssen suchen, sie froh zu endigen. Waren wir unsterblich, so würde es uns erlaubt sein, über Unfälle zu trauern; jetzt aber ist unser Lebensfaden zu kurz, als daß es uns ziemen könnte, uns an Dinge zu hängen, die unsern Augen bald auf immer entschwinden werden. Sie sagen, mein lieber Anaxagoras, daß Sie von der inneren Kraft verloren haben, welche Sie im Jahr 1763 besaßen; das habe auch ich gethan, und das ist das Schicksal aller alten Leute. Ich verliere mein Namengedächtniß; die Lebhaftigkeit meines Geistes nimmt ab, meine Füße sind in schlechtem Zustand; meine Augen werden blöde; ich habe Verdruß, so gut wie alle andere Menschen, aber diese ganze Litanei von Schwachheiten und Unannehmlichkeiten hält mich nicht ab, froh zu sein, und meine Miene soll noch lächeln, wenn man mich begräbt. Suchen Sie Alles fortzuschaffen, was die Ruhe Ihres Lebens stören kann. Bedenken Sie, daß dieses Leben selbst ein bloßer Traum ist, von dem nichts übrig bleibt, wenn es aufhört. Mit Schmerzen merke ich, daß ich auf das Vergnügen, Sie wieder zu sehen, Verzicht thun muß, und daß unsere Unterhaltungen sich darauf einschränken werden, Schwarz auf Weiß zu bringen, doch auch das ist noch besser als gar nichts. etc. Ich habe einen Herrn de l'Isle, der mit dem Fürsten de Ligne nach Rußland geht, beim Durchreisen gesehen; er hat mir viel von Voltaire gesprochen, dem er in articoulo mortis, wie er sagt, beigestanden. Lieber wäre mir gewesen, wenn er ihn hätte wieder lebendig machen können. Ich habe schon einmal gesagt, und ich fürchte, ich hatte Recht: "Voltaire's Grab wird das Grab der schönen Wissenschaften sein. Er beschloß das schöne Jahrhundert Ludwig's XlV. Wir treten jetzt in das Jahrhundert der"