"<144>res bei mir zuzubringen. Wenn ich es vermag, so werde ich aus Ihrer Seele die traurigen und schwermüthigen Vorstellungen verbannen, die ein unglücklicher Vorfall darin erzeugt hat. Wir wollen mit einander über das Nichts des Lebens, über die Thorheit der Menschen, über die Eitelkeit des Stoicismus und unsers ganzen Wesens philosophiren. Das sind unerschöpfliche Materien, die Stoff zu mehreren Folianten geben. Indessen bitte ich Sie, alle Mühe anzuwenden, die Sie nur können, damit nicht ein zu heftiger Schmerz Ihre Gesundheit zerrütte; ich nehme zu vielen Antheil daran, als daß ich dies mit Gleichgültigkeit ertragen könnte."

10. Juli 1776

Der König an Voltaire :

"Bei der Zurückkunft von einem Besuche bei meinen Halbwilden in Preußen finde ich hier zu meiner Stärkung den Brief, den Sie gütigst an mich geschrieben haben. Ich danke Ihnen für den Catéchisme des Souverains, eine Arbeit, die ich aus der Feder des Herrn Landgrafen von Hessen nicht erwartet hätte. Sie erzeigen mir zu viel Ehre damit, daß Sie mir seine Erziehung zuschreiben. Käme er aus meiner Schule, so wäre er nicht katholisch geworden, und hätte seine Unterthanen nicht an die Engländer verkauft. Diese Handlung sieht einem Fürsten, der sich zum Lehrer der Souveraine aufwirft, gar nicht ähnlich. etc. Wir haben hier erfahren, daß einige Französische Minister abgesetzt worden sind. Darüber wundere ich mich gar nicht. Ich stelle mir Ludwig XVI als ein junges Lamm vor, das alte Wölfe umgeben. Er ist sehr glücklich, wenn er ihnen entgeht. In Frankreich würde selbst ein Mann zu thun haben, der schon alle Uebung in der Regierungskunst hätte. Man würde ihm auflauern, ihn durch hinterlistige Winkelzüge verführen und zu falschen Schritten verleiten. Es ist also ganz natürlich, daß ein junger Monarch ohne Erfahrung sich von dem Strom der Kabalen und Intriguen hinreißen läßt. etc."