März.

A.

März 1765

Der König in Potsdam.

1. März 1765

Der König stiftet die, die Ecole militaire, damals auch Academie des Nobles genannt.

8. März 1765

Der König nach Berlin.

9. März 1765

Der König giebt dem Polnischen Gesandten, Grafen Branicki, Audienz, nachher besieht er (wie gewöhnlich, wenn er in Berlin war) die Wachtparade und die Bauten. Heut besah er auch in der breiten Straße die gemachten Einrichtungen der neuen Ecole militaire 251-+ und begab sich alsdann nach der Porzellanmanufaktur.

10. März 1765

Der König nach Potsdam.

<252>

11. März 1765

Der König an Fouqué :

"Liebster Freund. Ich komme von Berlin zurück, wo ich in meiner Porzellanfabrik gewesen bin. Daselbst habe ich zwei Vasen und einen Suppennapf gefunden. Mir schien es, als wenn sie Ihnen nicht unlieb sein würden, und ich schicke sie mit diesem Briefe. Die großen Kaminaufsätze sind noch nicht fertig; in sechs bis sieben Wochen wird man alles haben können, was man verlangt. Ick werde Sie alsdann nicht vergessen, sobald ich etwas antreffe, das Ihre Einsiedelei auszuschmücken werth ist. etc."

12. März 1765

Der regierende Fürst Leopold von Dessau zum König nach Potsdam (Sanssouci).

18. März 1765

Der König schreibt einen sehr scherzhaften Brief an d'Argens, der zu dieser Zeit auf Urlaub in Frankreich war.

19. März 1765

Der vom Könige auf d'Alembert's Empfehlung zum Lehrer der Französischen Sprache an der neu errichteten Ecole militairs aus Frankreich nach Berlin berufene Professor Thiebault 1) zum ersten Mal beim König. Er war am 16ten in Berlin angekommen.

24. März 1765

Der König an d'Alembert :

"Ich bin Ihnen drei Briefe schuldig, mein lieber d'Alembert. Arbeiten meines Amtes, Hämorrhoiden und gichtische Schärfe haben mich gehindert, Ihnen früher zu antworten. Zuvörderst danke ich Ihnen für Ihr Werk über die höhern Wissenschaften, das ich ganz vortrefflich finde. etc. Für den überschickten Grammatiker 252-+ bin ich Ihnen sehr verbunden. Mich dünkt, so viel ich bemerkt habe, ist er ein geschickter Mensch und versteht mehr, als wozu er Gelegenheit finden wird, seine Fähigkeiten bei dem ihm ertheilten Amte zu zeigen. Zugleich schicke ich Ihnen die Einrichtung meiner Akademie. Der Plan derselben ist neu, und ich bitte Sie, mir Ihre Meinung darüber aufrichtig zu sagen.

<253>

Wir erwarten hier Herrn Helvetius 2). Nach seinem Buche zu urtheilen, wird der erste Tag unsrer Bekanntschaft der schönste sein. Allein man sagt, daß er unendlich mehr werth ist, als sein Buch, welches mit allem seinem Witze mich weder überredet, noch überzeugt hat. etc. Ich lebe hier jetzt in der größten Ruhe. Mein Zeitvertreib ist, Verse auszubessern, die ich in den Zeiten der Unruhe verfertigt habe, und die ich Gedichte aus dem Pontus nenne. Freilich, Sylben abzählen und am Ende einen Reim daran hängen, ist eine sehr unbedeutende Beschäftigung in Vergleich mit den Arbeiten gewisser großer Geister, die den weiten Umfang des Raumes messen. Mag es doch! Ich werde ihnen, wie Fontenelle, sagen: Daß jedes Alter sein Steckenpferdchen haben muß. Ich bin alt, ich fühle mich schwach, und die Verse machen mir Vergnügen. Meine Philosophie sagt mir, daß es in der Welt so viel Unangenehmes und so wenig Freuden giebt, daß man diese festhalten muß, wo man sie findet. Der große Punkt ist: glücklich zu sein, wäre es auch durch Puppenspiel. etc.

Sollten Sie wohl glauben, daß ich von Voltaire einen Brief erhalten habe? Ich habe ihm sehr höflich geantwortet, zugleich aber so Manches von * * * eingemischt253-+, daß dies ihn hindern wird, Mißbrauch von meinem Briefe zu machen. etc.

Wir haben einen Prinzen aus Curland hier gehabt, der zwanzig Jahr in Sibirien zugebracht hat 253-++. Alles, was er<254> davon erzählt, hat bei Niemand Lust erregt, dahin zu gehen. etc."

Um diese Zeit kam Helvetius nach Potsdam. Er war am 15. März von Paris abgereist, um sich zum König zu begeben. (Grimm et Diderot Correspondance literaire. Pars I. T. IV. p. 378).

In diesem Monat schrieb der König die Instruction für die Directoren der Academie des Nobles (Fr. II Oeuvres publiées du vivant de l'Auteur, Berl. 1789, T. III. 453 — 470 und Deutsche Ausgabe bei Decker, 1790, Th! . III. 385 — 396), und die Epistel: "Ueber zu Viel und zu Wenig" an die Frau von Morien. (H. W. VI. 310).

B.

23. März 1765

Stirbt in Berlin der General-Lieutenant Friedrich Wilhelm Querin von Forcade, 69 Jahr alt.


251-+ Das für dieselbe bestimmte Gebäude in der Burgstraße Nr. 19 ward erst in diesem Jahre zu bauen angefangen und 1769 beendigt.

252-+ Thiebault.

253-+ Siehe oben den Anfang des Briefes vom König an Voltaire vom 1. Januar.

253-++ Der Vater dieses Prinzen Ernst Johann von Biron, Herzog von Curland, war nach dem Tode der Kaiserin Anna von Rußland, ihrer Anordnung gemäß, zum Regenten des Reichs während der Minderjährigkeit des jungen Kaisers Iwan ernannt worden. Er wurde aber 1740 von der Mutter desselben, der Meklenburgschen Prinzessin Anna (Gemalin des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig), gestürzt und mit seiner Familie nach Sibirien verbannt. Der Kaiser Peter III rief ihn und seine Familie 1762 wieder zurück.