März.

A.

März 1761

Der König in Leipzig.

17. März 1761

Hier macht der König, im Beisein des Ministers von Finkenstein und der Geh. Räthe von Herzberg und Häse<79>ler, des Kriegsraths Müller und des Englischen Gesandten Mitchel, Anordnungen, wie es auf den Fall seines Todes in Betreff der Thronfolge etc. gehalten werden soll. (Seiffert's Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrich's II. Thl. III. 67).

17. März 1761

An demselben Tag verläßt der König Leipzig, und geht über Rochlitz, Chemnitz und Freiberg nach Meissen.

18. März 1761

Von Chemnitz nach Freiberg.

19. März 1761

oder 20. In Meissen.

20. März 1761

Der König an Frau von Camas :

"Ich schicke Ihnen, mein liebes Mütterchen, eine Kleinigkeit79-+, damit Sie mein gedenken. Sie können die Dose dazu gebrauchen, daß Sie Noth, oder Schönpflästerchen, oder Tabak, oder Bonbons, oder Pillen hinein thun; aber welchen Gebrauch Sie auch immer davon machen mögen, denken Sie wenigstens, wenn Sie diesen Hund, dies Sinnbild der Treue, ansehen, daß derjenige, der es Ihnen schickt, an Treue und Anhänglichkeit für Sie, alle Hunde der Welt hinter sich läßt, und daß seine Ergebenheit für Ihre Person nicht das Mindeste gemein hat mit der Zerbrechlichkeit der Materie, welche man hier zu Lande fabricirt.

Ich habe hier für alle Welt Porzellan bestellt; für Schönhausen, für meine Schwägerinnen, kurz, ich bin jetzt nur an dieser zerbrechlichen Materie reich. Ich hoffe, daß diejenigen, denen ich dergleichen zuschicke, es für baares Geld nehmen werden, denn wir sind bettelarm, mein liebes Mütterchen; nichts bleibt uns übrig, als die Ehre, unser Schwert und Porzellan.

Leben Sie wohl, mein Herzensmütterchen. Will es der Himmel, so werde ich Sie dereinst wieder von Angesicht zu Angesicht schauen, und Ihnen mündlich das wiederhole, was ich Ihnen bereits gesagt habe; allein, mag ich das auch dre<80>hen und wenden, wie ich nur kann, ich werde immer nur höchst unvollkommen Ihnen die Empfindungen meines Herzens für Sie ausdrücken.
Friedrich."

21. März 1761

Der König an d'Argens :

"Ich muß Abschied von Ihnen nehmen, mein lieber Marquis; unsere Ruhe geht auf die Neige, und wir sind großen Begebenheiten ganz nahe. Mein Schicksal will es, und ich unterwerfe mich. Nur das giebt mir noch einige Hoffnung, daß die Engländer den von den Franzosen angebotenen Waffenstillstand angenommen, und daß ein Französischer Minister unverzüglich nach London gehen wird, um über den Frieden zu unterhandeln, vermuthlich wird also der Feldzug, den wir eröffnen werden, sich nicht bis in den Dezember hinziehen, und jene zwei großen Mächte werden, wenn sie erst eins sind, dem Dinge wohl ein Ende machen.

Schreiben Sie mir nur immer weg, ich mag stecken, wo ich will. Besorgen Sie aber, daß Ihre Briefe aufgefangen werden, so lassen Sie Sich bloß über Litteratur mit mir ein, was Keinem schaden kann. Eben kommt mein Bruder an. Ich finde ihn sehr gesund und nicht im Mindesten geschwächt. Allein er wundert sich, nicht mehr zwanzig Jahr alt zu sein, und Sie wissen wohl, daß es uns was rechts kostet, diese Prätension aufzugeben. Wollen Sie wissen, was ich hier mache, so werde ich es Ihnen in zwei Worten sagen : ich studire meinen Feldzug und studire meine Bücher. Unterdessen haben mir gestern die Porzellan-Fabrikanten eine Abendmusik gebracht. Sie haben ein Chor von Musikanten unter sich, die ganz artig spielen. Ich thue tausend Wünsche für Sie, mein lieber Marquis, für die ganze Stadt Berlin, und für alle meine Landsleute, die rechtschaffene Männer sind, und bitte Sie, einen irrenden Ritter nicht zu vergessen, der ihr Freund ist."

22. März 1761

Der König überschickt dem Obersten von der Heyde die<81> auf ihn als Vertheidiger von Colberg geprägte Medaille in Gold (7—8 Loth schwer) mit nachstehendem Schreiben :

"Mein lieber Oberst v. d. Heyde. Die ruhmwürdige Defension, so Ihr zu wiederholten malen von der Euch anvertrauten Festung Colberg gethan habt, und welche Euch sowohl bei der jetzigen Welt eine wohl meritirte Reputation zu wege gebracht hat, als auch alle meine gnädige Erkenntlichkeit verdient, hat mich bewegen, das Andenken davon durch gegenwärtige Medaille auch auf die späteste Nachwelt bringen zu lassen; welche Ihr hierbei von mir zu empfangen habt. Ihr könnet dabei versichert sein, daß bei dem ferneren getreuesten Betragen in meinen Diensten (dessen ich mich versichert halte), ich Euch noch weitere Marquen meiner Erkenntlichkeit geben, und darthun werde, wie ich bin Euer wohlaffectionirter König.

Meissen, d. 22. März 1761.
Friedrich."

?? März 1761

Der König an d'Argens: "Ich habe mit Vergnügen von Ihnen gehört, lieber Marquis, daß Sie glücklich in Berlin angekommen sind. Für Sie ist dies eine große Reise, und Ihr Feldzug wäre nun geendigt.

Ich bin in der That eben so ungeduldig, wie Sie, die Uebergabe von Cassel zu erfahren; aber ungeachtet aller Vortheile, die der Prinz Ferdinand erhalten hat, fange ich an zu fürchten, daß er einen Fehltritt thun wird, der ihn wieder so weit rückwärts bringt, als er vorwärts gekommen war.

Die Franzosen sind stumm, wie die Fische; sie sagen den Engländern kein Wort. Kurz, die Eröffnung des Feldzugs ist nahe, und wahrscheinlich wird er mit eben so vielen Widerwärtigkeiten und Gefahren verbunden sein, wie der vorige. Ich gestehe Ihnen, daß ich tiefsinnig und schwermüthig werde, wenn ich daran denke. Oft sage ich zu mir selbst: Den, reißenden Strome der Ereignisse, uud dem Geschick, das die Menschen fortstößt, so wie die Stürme Sand und Fluthen<82> aufwühlen, kann man nicht widerstehen. Dieser Trost ist eben nicht sehr tröstlich; aber damit hat man Alles, gesagt. Für Ihre Beschreibung von Sanssouci danke ich Ihnen. Gott weiß, ob ich es je wieder mit einem Fuße betrete. Indeß hat mir Das, was Sie mir erzählen, viel Vergnügen gemacht. Ich denke an Sanssouci, wie die Juden an Jerusalem, oder wie Moses an das gelobte Land, in welches er die Israeliten führen wollte, worin ihm aber selbst der Eingang versagt war.

Was soll ich Ihnen von dem Könige von Portugal sagen, lieber Marquis? Ueberall hat die ... Unheil gestiftet, und wird es stets thun, so lange nicht die Regenten selbst, wie Cäsar, die obersten Priester in ihrem Lande sind. Diese Leute mißbrauchen den Namen der Religion, die der stärkste Zügel des Lasters sein sollte, gar zu frech. Sie bewaffnen sich mit dem heiligen Messer, das sie vom Altar nehmen, um Könige zu morden, und mit der Frömmigkeit der Einfältigen, um ihre Begierden und ihre Herrschsucht zu gründen und zu erweitern. Das Betragen des Pabstes bei diesem Vorfalle ist unbegreiflich; er muß ein schwacher Mann und sein Kardinalsekretär ein Bösewicht sein, den man lebendig rädern sollte. Allein was gehen uns jetzt diese Leute an?

Mir machen Cassel und meine Detachementer mehr Sorgen, als alle Jesuiten in der ganzen Welt. Ich habe beständig das schwere Werk vor Augen, das ich ausführen soll. Mir bleibt nichts mehr übrig, als vieler guter Wille und unverbrüchliche Liebe zu dem Staate; das sind alle meine Waffen. Kurz, ich stürze mich blindlings ins Meer, das verschiedene Winde bestürmen, und weiß nicht, wo ich landen werde. Das sind meine wahren Umstände, und solche Aussichten habe ich in die Zukunft. Ich bemühe mich, ruhig zu scheinen; indeß urtheilen Sie selbst, ob ein mit feurigen Leidenschaften geborner Mensch durch die Philosophie jene vollkommene Unempfindlichkeit erlangen kann.<83> Leben Sie wohl, lieber Marquis, schreiben Sie mir oft. Empfehlen Sie mich der guten Badet, und sein Sie überzeugt, daß ich zeitlebens Achtung für Sie haben werde."

B.

1. März 1761

Die Alliirten, unter dem Grafen von der Lippe, belagern Cassel und eröffnen die Laufgräben.

21. März 1761

Der Erbprinz von Braunschweig wird von den Franzosen, unter Broglio, bei Grünberg und Atzenhain geschlagen und verliert 2000 Mann und 10 Kanonen; in Folge dieses Unfalls die Franzosen wieder Herren von Hessen werden.

22. März 1761

Handels- und Freundschaftstraktat zwischen Preußen und dem Sultan der Ottomanischen Pforte. (Herzberg Recueil. I. 486).

26. März 1761 bis 28. März 1761

Die Alliirten heben die Belagerung von Cassel auf.


79-+ Eine Dose von Meissener Porzellan, auf der ein Hund ruhte.