Januar 1761.

A.

Januar 1761

Der König in Leipzig (im Apelschen Hause am Neuen Neumarkt Nr. 16).

Außer den schon oben genannten gelehrten Freunden und Gesellschaftern des Königs kamen auf seinen Befehl auch mehrere Sänger und Musiker ans Berlin nach Leipzig. Die Zeit,<77> welche ihm die ernsten Staatsgeschäfte, die er wie immer mit gewohnter Thätigkeit betrieb, übrig leißen, widmete er zur Erholung und Aufheiterung theils der Poesie, theils den Unterhaltungen mit verschiedenen Gelehrten und dem Vergnügen der Tonkunst. Unter den Gelehrten der Leipziger Universität, die er mehrere Male zu sich rufen ließ, waren, außer Gellert und Gotsched, auch Karl Günther Ludovice, Joh. Jac. Reiske, Johann August Ernesti uud Johann Heinrich Winkler. Mit Letzterm sprach er über allerlei Gegenstände der Naturlehre, als vom Licht und dessen Fortpflanzung nach den Grundsätzen Newton's und Euler's, von der Berechung der Sonnenstrahlen, der anziehenden Kraft, dem Entstehen der Farben, der Elektricität und den Entdeckungen und Erfahrungen, welche W. darüber angestellt hatte. Mit Gotsched redete er von der Büchersammlung zu Leipzig, und den in derselben befindlichen Handschriften. Er erkundigte sich auch nach der Handschrift des Neuen Testaments, und ob die so oft angefochtene Stelle: Drei sind die da zeugen etc. in derselben anzutreffen sei. G. versicherte, daß er zu Wien die Handschrift, nach welcher Melanchthon die erste Ausgabe seines Griechischen und Lateinischen Testaments herausgegeben, gesehen, und daß jene Stelle von Melanchthon erst mit eigener Hand hinzugesetzt worden, daß Luther die Deutsche Ausgabe des Neuen Testaments nach der Hand, schrift des Erasmus übersetzt, und daß daher obige Stelle bis an das Ende seines Lebens in allen Ausgaben der heil. Schrift gefehlt habe etc. Der König bezeigte darüber seine Verwunderung, und unterhielt sich dann mit den übrigen anwesenden Professoren der Universität mit gleicher Herablassung.

12. Januar 1761

Die Neffen des Königs, die Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, Söhne des verstorbenen Prinzen August Wilhelm, verlassen Leipzig und gehen nach Magdeburg.

20. Januar 1761

Gotskowsky kommt nach Leipzig zum König.

<78>

B.

12. Januar 1761

Zwischen den Preußen und Russen wird in Pommern ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 27. Mai dauert.

22. Januar 1761

Das Freibataillon des Oberst-Lieutenant Quintus Icilius rückt in Hubertsburg ein, um dies Schloß seiner Zierrathen zu berauben. (S. oben).

26. Januar 1761

Der Marschall Belles Isle stirbt.

Februar.

A.

Februar 1761

Der König in Leipzig.

B.

15. Februar 1761

Gefecht bei Langensalze. Die Alliirten unter Spörken und Syburg schlagen die Franzosen und Sachsen unter Solms etc., wobei dem Preußen 53 Officiere, 1200 Mann, 3 Kanonen und 1 Fahne, und den Alliirten 53 Officiere, 709 Mann und 2 Kanonen in die Hände fielen.

15. Februar 1761

Die Alliirten nehmen Fißlar.

20. Februar 1761

Desgleichen Hirschfeld und einen Theil des großen Magazins, welches ganz zu verderben die Feinde nicht Zeit gehabt.

21. Februar 1761

Der Prinz von Zweibrücken legt das Commando nieder, und an seine Stelle tritt Graf Serbelloni.

21. Februar 1761

Die Alliirten unter Graf von der Lippe schließen Cassel ein.

25. Februar 1761

Die Alliirten belagern Ziegenhayn, besehen die Stadt, doch vertheidigt sich das Schloß fortwährend.

26. Februar 1761

Die Alliirten erobern die Stadt Marburg und blockiren das Schloß.

28. Februar 1761

Erscheint ein Anhang zum Codex Fridericiani.

März.

A.

März 1761

Der König in Leipzig.

17. März 1761

Hier macht der König, im Beisein des Ministers von Finkenstein und der Geh. Räthe von Herzberg und Häse<79>ler, des Kriegsraths Müller und des Englischen Gesandten Mitchel, Anordnungen, wie es auf den Fall seines Todes in Betreff der Thronfolge etc. gehalten werden soll. (Seiffert's Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrich's II. Thl. III. 67).

17. März 1761

An demselben Tag verläßt der König Leipzig, und geht über Rochlitz, Chemnitz und Freiberg nach Meissen.

18. März 1761

Von Chemnitz nach Freiberg.

19. März 1761

oder 20. In Meissen.

20. März 1761

Der König an Frau von Camas :

"Ich schicke Ihnen, mein liebes Mütterchen, eine Kleinigkeit79-+, damit Sie mein gedenken. Sie können die Dose dazu gebrauchen, daß Sie Noth, oder Schönpflästerchen, oder Tabak, oder Bonbons, oder Pillen hinein thun; aber welchen Gebrauch Sie auch immer davon machen mögen, denken Sie wenigstens, wenn Sie diesen Hund, dies Sinnbild der Treue, ansehen, daß derjenige, der es Ihnen schickt, an Treue und Anhänglichkeit für Sie, alle Hunde der Welt hinter sich läßt, und daß seine Ergebenheit für Ihre Person nicht das Mindeste gemein hat mit der Zerbrechlichkeit der Materie, welche man hier zu Lande fabricirt.

Ich habe hier für alle Welt Porzellan bestellt; für Schönhausen, für meine Schwägerinnen, kurz, ich bin jetzt nur an dieser zerbrechlichen Materie reich. Ich hoffe, daß diejenigen, denen ich dergleichen zuschicke, es für baares Geld nehmen werden, denn wir sind bettelarm, mein liebes Mütterchen; nichts bleibt uns übrig, als die Ehre, unser Schwert und Porzellan.

Leben Sie wohl, mein Herzensmütterchen. Will es der Himmel, so werde ich Sie dereinst wieder von Angesicht zu Angesicht schauen, und Ihnen mündlich das wiederhole, was ich Ihnen bereits gesagt habe; allein, mag ich das auch dre<80>hen und wenden, wie ich nur kann, ich werde immer nur höchst unvollkommen Ihnen die Empfindungen meines Herzens für Sie ausdrücken.
Friedrich."

21. März 1761

Der König an d'Argens :

"Ich muß Abschied von Ihnen nehmen, mein lieber Marquis; unsere Ruhe geht auf die Neige, und wir sind großen Begebenheiten ganz nahe. Mein Schicksal will es, und ich unterwerfe mich. Nur das giebt mir noch einige Hoffnung, daß die Engländer den von den Franzosen angebotenen Waffenstillstand angenommen, und daß ein Französischer Minister unverzüglich nach London gehen wird, um über den Frieden zu unterhandeln, vermuthlich wird also der Feldzug, den wir eröffnen werden, sich nicht bis in den Dezember hinziehen, und jene zwei großen Mächte werden, wenn sie erst eins sind, dem Dinge wohl ein Ende machen.

Schreiben Sie mir nur immer weg, ich mag stecken, wo ich will. Besorgen Sie aber, daß Ihre Briefe aufgefangen werden, so lassen Sie Sich bloß über Litteratur mit mir ein, was Keinem schaden kann. Eben kommt mein Bruder an. Ich finde ihn sehr gesund und nicht im Mindesten geschwächt. Allein er wundert sich, nicht mehr zwanzig Jahr alt zu sein, und Sie wissen wohl, daß es uns was rechts kostet, diese Prätension aufzugeben. Wollen Sie wissen, was ich hier mache, so werde ich es Ihnen in zwei Worten sagen : ich studire meinen Feldzug und studire meine Bücher. Unterdessen haben mir gestern die Porzellan-Fabrikanten eine Abendmusik gebracht. Sie haben ein Chor von Musikanten unter sich, die ganz artig spielen. Ich thue tausend Wünsche für Sie, mein lieber Marquis, für die ganze Stadt Berlin, und für alle meine Landsleute, die rechtschaffene Männer sind, und bitte Sie, einen irrenden Ritter nicht zu vergessen, der ihr Freund ist."

22. März 1761

Der König überschickt dem Obersten von der Heyde die<81> auf ihn als Vertheidiger von Colberg geprägte Medaille in Gold (7—8 Loth schwer) mit nachstehendem Schreiben :

"Mein lieber Oberst v. d. Heyde. Die ruhmwürdige Defension, so Ihr zu wiederholten malen von der Euch anvertrauten Festung Colberg gethan habt, und welche Euch sowohl bei der jetzigen Welt eine wohl meritirte Reputation zu wege gebracht hat, als auch alle meine gnädige Erkenntlichkeit verdient, hat mich bewegen, das Andenken davon durch gegenwärtige Medaille auch auf die späteste Nachwelt bringen zu lassen; welche Ihr hierbei von mir zu empfangen habt. Ihr könnet dabei versichert sein, daß bei dem ferneren getreuesten Betragen in meinen Diensten (dessen ich mich versichert halte), ich Euch noch weitere Marquen meiner Erkenntlichkeit geben, und darthun werde, wie ich bin Euer wohlaffectionirter König.

Meissen, d. 22. März 1761.
Friedrich."

?? März 1761

Der König an d'Argens: "Ich habe mit Vergnügen von Ihnen gehört, lieber Marquis, daß Sie glücklich in Berlin angekommen sind. Für Sie ist dies eine große Reise, und Ihr Feldzug wäre nun geendigt.

Ich bin in der That eben so ungeduldig, wie Sie, die Uebergabe von Cassel zu erfahren; aber ungeachtet aller Vortheile, die der Prinz Ferdinand erhalten hat, fange ich an zu fürchten, daß er einen Fehltritt thun wird, der ihn wieder so weit rückwärts bringt, als er vorwärts gekommen war.

Die Franzosen sind stumm, wie die Fische; sie sagen den Engländern kein Wort. Kurz, die Eröffnung des Feldzugs ist nahe, und wahrscheinlich wird er mit eben so vielen Widerwärtigkeiten und Gefahren verbunden sein, wie der vorige. Ich gestehe Ihnen, daß ich tiefsinnig und schwermüthig werde, wenn ich daran denke. Oft sage ich zu mir selbst: Den, reißenden Strome der Ereignisse, uud dem Geschick, das die Menschen fortstößt, so wie die Stürme Sand und Fluthen<82> aufwühlen, kann man nicht widerstehen. Dieser Trost ist eben nicht sehr tröstlich; aber damit hat man Alles, gesagt. Für Ihre Beschreibung von Sanssouci danke ich Ihnen. Gott weiß, ob ich es je wieder mit einem Fuße betrete. Indeß hat mir Das, was Sie mir erzählen, viel Vergnügen gemacht. Ich denke an Sanssouci, wie die Juden an Jerusalem, oder wie Moses an das gelobte Land, in welches er die Israeliten führen wollte, worin ihm aber selbst der Eingang versagt war.

Was soll ich Ihnen von dem Könige von Portugal sagen, lieber Marquis? Ueberall hat die ... Unheil gestiftet, und wird es stets thun, so lange nicht die Regenten selbst, wie Cäsar, die obersten Priester in ihrem Lande sind. Diese Leute mißbrauchen den Namen der Religion, die der stärkste Zügel des Lasters sein sollte, gar zu frech. Sie bewaffnen sich mit dem heiligen Messer, das sie vom Altar nehmen, um Könige zu morden, und mit der Frömmigkeit der Einfältigen, um ihre Begierden und ihre Herrschsucht zu gründen und zu erweitern. Das Betragen des Pabstes bei diesem Vorfalle ist unbegreiflich; er muß ein schwacher Mann und sein Kardinalsekretär ein Bösewicht sein, den man lebendig rädern sollte. Allein was gehen uns jetzt diese Leute an?

Mir machen Cassel und meine Detachementer mehr Sorgen, als alle Jesuiten in der ganzen Welt. Ich habe beständig das schwere Werk vor Augen, das ich ausführen soll. Mir bleibt nichts mehr übrig, als vieler guter Wille und unverbrüchliche Liebe zu dem Staate; das sind alle meine Waffen. Kurz, ich stürze mich blindlings ins Meer, das verschiedene Winde bestürmen, und weiß nicht, wo ich landen werde. Das sind meine wahren Umstände, und solche Aussichten habe ich in die Zukunft. Ich bemühe mich, ruhig zu scheinen; indeß urtheilen Sie selbst, ob ein mit feurigen Leidenschaften geborner Mensch durch die Philosophie jene vollkommene Unempfindlichkeit erlangen kann.<83> Leben Sie wohl, lieber Marquis, schreiben Sie mir oft. Empfehlen Sie mich der guten Badet, und sein Sie überzeugt, daß ich zeitlebens Achtung für Sie haben werde."

B.

1. März 1761

Die Alliirten, unter dem Grafen von der Lippe, belagern Cassel und eröffnen die Laufgräben.

21. März 1761

Der Erbprinz von Braunschweig wird von den Franzosen, unter Broglio, bei Grünberg und Atzenhain geschlagen und verliert 2000 Mann und 10 Kanonen; in Folge dieses Unfalls die Franzosen wieder Herren von Hessen werden.

22. März 1761

Handels- und Freundschaftstraktat zwischen Preußen und dem Sultan der Ottomanischen Pforte. (Herzberg Recueil. I. 486).

26. März 1761 bis 28. März 1761

Die Alliirten heben die Belagerung von Cassel auf.

April.

A.

April 1761

Der König in Meissen.

?? April 1761

Der König an d'Argens :

"Lieber wünschte ich mit Ihnen vom Frieden zu reden, als von unsern Zurüstungen zum Feldzuge, indeß, um Sie nicht zu täuschen, erzähle ich Ihnen die Umstände ganz nach der Wahrheit. Ich werde durch viele Kennzeichen und Anekdoten überzeugt, daß die Königin von Ungarn nicht Frieden schließen will. Man hat aufs Neue den Waffenstillstand gebrechen, ungeachtet man sich feierlich gegen uns verbindlich gemacht hatte, ihn zu halten. Etwas so starkes, wie dies, eine so offenbare Treulosigkeit beweist deutlich, daß die Königin von Ungarn ihr Glück in diesem Feldzuge zu versuchen entschlossen ist, und daß sie glaubt, es sei ihrem Vortheil angemessen, mir meine in Kriegsgefangenschaft gerathenen Truppen so lange als möglich vorzuenthalten. Mein Urtheil gründet sich nicht auf diesem Zug allein; es giebt noch meh<84>rere, die mir alle einstimmig ihre schwarzen Absichten verrathen. Lassen Sie also dem Volke die schmeichelhafte Hoffnung zu einem nahen Frieden, und, ohne daß Sie Sich mit ihm fortreißen lassen, benehmen Sie ihm seinen Wahn nicht.

Ich erwarte ungefähr eben die Vorfälle, die uns im vorigen Jahre begegneten, ohne zu wissen, ob wir eben so glücklich sein werden. Ein unglücklicher Augenblick kann das Gebäude umstürzen, das wir bisher durch ungeheure Arbeit, so gut wir konnten, gestützt haben. Es gehe nun, wie der Himmel will. Ich unternehme diesen Feldzug wie ein Mensch, der sich Kopf über in die Fluthen stürzt. Will man Alles voraus sehen — das ist der nächste Weg zur Hypochondrie; denkt man an Nichts, so setzt man sich durch seine Schuld in Gefahr, überrascht zu werden. Ich sage zu mir selbst: Alles Böse, das man fürchtet, und alles Gute, das man hofft, kommen nicht gerade so, wie man es sich dachte; von beiden muß man vieles abrechnen. Uebrigens bleibt mir bei der Menge meiner Feinde nichts übrig, als stets wachsam zu sein, und immer nur von einem Tag zum andern die Gelegenheit zu nutzen. Genug von Kriegsangelegenheiten.

Nun komme ich auf die Stelle in Ihrem Briefe, worin Sie von Voltaire's neuem Trauerspiel reden. Ich habe es noch einmal gelesen. Es sind rührende Situationen darin, die er sich zu Nutze gemacht hat, aber gewiß werde ich nie ein Anhänger seiner Verse mit abwechselnden Reimen werden. etc.

In der That, lieber Marquis, ich schäme mich dieses Briefes. Ich sollte an Schlachten und an meinen Feldzug denken, und analysire Ihnen neue Werke, die zum Vorschein kommen. Das erinnert mich an einen Einfall, den eine Hofdame bei Anna von Oestreich zu Ludwig XIII sagte, als er Perlen aufreihte: "Sire, Sie können Alles, nur nicht, was Sie sollten." Verzeihen Sie mir diesen kleinen Zug von Gelehrsamkeit, so wie meinen langen und langweiligen<85> Brief um der Freundschaft und Achtung willen, die ich stets für Sie haben werde. Leben Sie wohl."

?? April 1761

An Ebendenselben :

"Ich danke Ihnen, Marquis, für Ihren Brief. Heute habe ich Ihnen nichts Unangenehmes zu schreiben; vielmehr kann ich Ihnen etwas mittheilen, was Trost und Aussichten zu Hoffnungen giebt. Broglio ist über den Main zurückgegangen, und hat nur 2000 Mann in Cassel zurückgelassen. Diese Mäßigung giebt aufs Neue Frankreichs friedfertige Gesinnungen zu erkennen.

Die Oestreicher habein noch immer gegründete Besorgnisse wegen ihrer Besitzungen in Italien, die Empörung in Ungarn dauert fort; der Hof fängt an, friedlichere Gesinnungen anzunehmen, und allem Anschein nach neigt sich dieser grausame und verderbliche Krieg zu Ende. Das giebt mir wieder einige Hoffnung, wenigstens eine vorübergehende Fröhlichkeit, und damit ist immer etwas über den Feind gewonnen. Ich beschäftige mich hier damit, mein Gedächtniß voll zu pfropfen und dem Lastthiere, das die Ehre hat, meinen litterarischen Schatz zu tragen, seine Bürde zu erleichtern. Mit dem de Thou bin ich fast zu Ende. Dies Buch ist sehr gut geschrieben und verdient meine ganze Zufriedenheit.

Voltaire's Beurtheiler hat ihn, dünkt mich, ziemlich gut getroffen; doch ist er zu strenge. Wenn auch Voltaire's Geschichte nicht belehrend ist, so bleibt sie, was man auch sagen mag, doch wenigstens artig. Es ist ein Scherz, ein Miniaturgemälde von einem Correggio; und von uns würde gewiß keiner wünschen, daß dies Werk unterdrückt würde.

In Kurzem denke ich Ihnen noch einige gute Nachrichten von unsern Zuge nach dem Voigtlande geben zu können, von dem ich alle Augenblicke Bericht erwarte. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Schlafen Sie ruhig; binnen einigen Wochen wird Ihre Sicherheit durch Nichts gestört werden;<86> und — kommt Zeit, kommt Rath. Ich umarme Sie. Leben Sie wohl."

B.

3. April 1761

Der Preuß. Major von Hundt (von den Zietenschen Husaren) treibt die Reichstruppen bei Saalfeld zurück, welche dabei 8 Kanonen und 400 Mann verlieren.

5. April 1761

General von Linden vertreibt die Reichstruppen aus Planen und nimmt ihnen 4 Kanonen. Bei diesem Gefecht wird der Major von Hundt erschossen.

19. April 1761

Die Oestreicher kündigen den zu Ende des vorigen Feldzugs zwischen Laudon und von Golz geschlossenen Waffenstillstand, daß dem zufolge die Feindseligkeiten den 23sten wieder anfangen können.

23. April 1761

Laudon rückt in Schlesien ein und nimmt sein Lager bei Waldenburg.

Mai.

A.

Mai 1761

Der König in Meissen.

3. Mai 1761

Von Meissen nach Strehlen.

4. Mai 1761

In Wildenhayn.

5. Mai 1761

In Quolsdorf (Ober-Lausitz).

6. Mai 1761

In Marienstern.

7. Mai 1761

In Rodewitz.

8. Mai 1761

In Görlitz.

10. Mai 1761

In Thiemendorf (Schlesisch).

11. Mai 1761

In Harpersdorf.

12. Mai 1761

In Poischwitz.

13. Mai 1761

In Hausdorf, schreibt an d'Argens :

"Ich habe Ihnen viel Neues zu melden, und um Ihre Neugierde zu befriedigen, fange ich mit der Politik an. Die Franzosen und ihre Alliirten sind endlich mit einer Declaration in London herausgerückt, welche von der, die uns über<87> Schweden zugekommen, darin abweicht, daß die Franzosen den Engländern einen Waffenstillstand anbieten, und daß die Barbaren und Geizhälse sich begnügen, einen Congreß in Augsburg vorzuschlagen. Sie werden hieraus leicht abnehmen, daß der Friede zwischen den Engländern und Franzosen so gut wie gewiß ist, und daß wir die Letzten auf dem Mordtheater bleiben werden, uns mit jener Wolke von Feinden zu raufen und zu balgen. Ich werde den Congreß beschicken, weil unsere Feinde ihn vorschlagen; allein ich glaube so wenig daran, als an die Transsubstantiation.

Machen Sie Sich also gefaßt, alle Scenen des vorigen Jahres diesen Sommer und Herbst noch einmal wiederkommen zu sehen, und urtheilen Sie hieraus, was für ein Stück Arbeit ich noch zu verrichten habe. Wir haben einen kleinen Vortheil gegen die Kreistruppen gehabt, allein, es lohnt nicht, davon zu reden, so lange wir nicht einige dreißig tausend niedermachen, sind alle unsere Vortheile nur Lumperei. Nun zu den Litteraturneuigkeiten. Ich urtheile über Voltaire's neue Tragödie 87-+ völlig, wie Sie; sie gehört zuverlässig nicht zu seinen guten Stücken. Die Dedication 87-++ ist von einem, Schurken, der warm und kalt bläßt, und der für Geld lobt und schimpft. Man sieht leicht, daß er dies Weib lobt, damit sie das neue Trauerspiel in Schutz nehme. Vergleichen Sie einmal gewisse Verse in der Jungfrau von Orleans (La pucelle) mit dieser Dedication, und Sie werden gestehen, daß man ein Schurke sein musi, um sich durch solche Widersprüche zu entehren.

Eben habe ich de Thou's 87-+++ Wert geendigt, womit ich sehr<88> zufrieden bin, sowohl was den Inhalt, als was den Styl betrifft. Es ist ein Buch, das weder zu weitschweifig, noch zu gedrängt ist, und ebenso unterrichtend, als angenehm zu lesen. Mehr kann man von einem Werke nicht fodern. Doch, mein lieber Marquis, Sie wissen das besser als ich, und bedürfen nicht meines Urtheils zum Leitfaden; auch bin ich kein so gewichtiger Autor, wie die, auf welche die Kasuisten sich stützen. Mit allem meinem Lesen kann ich gleichwohl nicht die Unruhe meines Geistes stillen; die Krisis, in der ich bin, dauert zu lange, und alle Gefahren bleiben dieselben. Allein ich will durch die traurigen und unglücklichen Vorstellungen, die mir durch den Kopf gehen, keine schwarzen Vorstellungen in dem Ihrigen erregen. Jeder muß sein Loos erfüllen, und sich dem Schicksal unterwerfen, das die Begebenheiten an der Kette führt und die Menschen zwingt, sie unvermeidlich über sich ergehen zu lassen. Das schmeckt stark nach Kalvinismus. Giebt es eine Vörherbestimmung oder giebt es keine? Ich weiß es nicht. Ich glaube gar nicht, daß die Vorsehung sich mit unsern Armseligkeiten abgiebt, weiß aber ganz zuverlässig aus Erfahrung, daß die Menschen durch die Umstände zum Ergreifen ihrer Partei gezwungen werden, daß sie auf die Zukunft keinen Einfluß haben, daß ihre Entwürfe ein Spiel des Windes sind, und daß oft das Gegentheil von dem zutrifft, was sie sich gedacht und vorgesetzt hatten. Ich bekomme eben meine Hämorrhoiden wieder; es ist entsetzlich, was das verwünschte Uebel mich angreift und abmattet; bald werde ich dem von tausend Uebeln geplagten Hiob ähnlich sein. Allein ich unterhalte Sie zu lange von mir selbst. Ueber diesen Punct würde ich mich kürzer gefaßt haben, wenn ich nicht wüßte, welchen Antheil Sie an mir nehmen. Gott befohlen, mein lieber Marquis, lieben Sie mich ferner; denn ich bin eine gute Haut, und vergessen Sie mich nicht."

<89>

16. Mai 1761

Der König in Kunzendorf, wo er bis im Juli blieb 89-+.

?? Mai 1761

(Vielleicht den 18ten). An Ebendenselben :

"Es ist mir angenehm, lieber Marquis, daß Sie auf dem Lande sind. Wenn Sie Sich da einige Bewegung machen, so wird das Ihre Gesundheit befördern, und Sie werden ruhiger sein, als in Berlin. Daß Sie das Uebersetzen des Plutarch, um das ich Sie bat, nicht vergessen haben, dafür danke ich Ihnen; Sie leisten damit der gelehrten Welt und allen Verehrern des Alterthums einen wichtigen Dienst. Der Himmel gebe, daß der Frieden eher zu Stande kommt, als Sie mit Ihrer Arbeit fertig werden. Ich fürchte sehr, daß es anders gehen wird. So ungläubig Sie bei dem heiligen Oelfläschchen sind, eben so sehr bin ich es in Absicht der friedfertigen Gesinnungen gewisser Mächte. Ich sehe voraus, daß noch Ströme von Blut stießen werden, und daß Fortuna, der alle Mächte ihr Schicksal überlassen, unbeschränkt darüber gebieten wird. Singen Sie ihr ein Lied, lieber Marquis, lesen Sie ihr zu Ehren ein Stückchen aus Ihrem Brevier, und suchen Sie wo möglich es dahin zu bringen, daß sie uns günstig wird. Ich gelobe ihr ein goldenes Bild nach Art der kleinen Bildsäule, welche die Römischen Kaiser als einen Schatz in der Kapelle ihrer Hausgötter aufbewahrten. Leben Sie wohl. etc."

20. Mai 1761

An Ebendenselben :

"Hier bin ich nun in Schlesien, lieber Marquis, ohne damit viel ausgerichtet zu haben. Die Bärseelen rüsten sich zu einem neuen Feldzuge; die Franzosen thun ein Gleiches, und die Oestreicher stehen uns gegenüber. Sie sehen, daß unsere Lage dieselbe ist, wie voriges Jahr; und daß es nur<90> zu whar ist, was ich Ihnen in Leipzig sagte. Diese Lage, die dem lucido intervallo der Aertze gleicht, kann ungefähr bis zum Juli währen. Dann aber wird der Teufel in diesen Gegenden los sein, und Glück und Verhängnis oder Zufall, oder was Sie sonst wollen, wird entscheiden. Ich lese den Lucian, manchmal den Racine, zuweilen den Voltaire, um mich zu zerstreuen. Uebrigens bringe ich meine Zeit mutterseelen allein mit mir selbst zu, ohne weiter an die Zukunft zu denken, als es unumgänglich nöthig ist, und ohne den Dingen etwas voraussehen zu wollen über welche die Natur einen unseren Augen undurchdringlichen Schleier geworfen hat. Wollen Sie wissen, ob ich froh bin, so muß ich Ihnen rein herausagen : Nein! Wollen Sie wissen wie es um meine Gesundheit steht, so vernehmen Sie, daß selbige trotze einiger Unpäßlichkeiten, immer noch gut genug ist, um mich hoffen zu lassen, daß sie wieder die Beschwerde des nächsten Feldzugs vorhalten werde. Auf dem Marsch ist mir ganz was Eignes begegnet. Sie werden einen Pagen bei mir gesehen haben, dessen ich mich zu allerlei Aufträgen bedienen konnte, und der sie gut ausrichtete. Wie wir uns in den Marsch setzen, schicke ich ihn fort, um mir in Strehlen den Mittag zu bestellen, wohin meine Leute schon voraus waren. Unterwegs wird der arme Junge verrückt, kommt nach Torgau und giebt tausend Tollheiten an. Die Folge war, daß wir nichts zu essen fanden, und ich genöthigt wurde, den armen Teufel nach Hause zu schikken, ohne daß ich Hoffnung zeige, er werde jemals wieder zu Verstande kommen. Was wir arme Menchen für elende Geschöpfe sind! Da bilden wie uns etwas auf einen Instinkt ein, der freilich ein wenig besser als der Instinkt der Thiere ist, den aber ein Augenblick uns nehmen kann, und der, einmal verloren, unsern Zustand schlimmer als den Zustand der Thiere macht. Welche unerschöpfliche Quelle von Betrachtungen, die ebenso demütigend, als traurig sind!<91> Ich unterdrücke sie, weil Sie sie von selbst machen werden, und begnüge mich, Sie zu versichern, daß, so lange ich diesen Vernunftinstinkt unversehrt behalte, ich nicht aufhören werde, Sie zu lieben und hochzuachten. Leben Sie wohl. Meine Empfehlung an die Marquise."

?? Mai 1761

An Ebendenselben :

"Ich habe den Bayle nicht unter meinen Büchern gefunden; er muß in Berlin vergessen sein; haben Sie also die Güte, mein lieber Marquis, mir die Abhandlung von den Kometen zu borgen, oder meine Seele stirbt an der Auszehrung. Ihnen, als einem Philosophen, kommt es zu, mir diese Geistesnahrung zu reichen, die uns von Vorurteilen heilt, und eine zum Heil unserer Vernunft und des gesunden Verstandes unentbehrliche Speise wird."

24. Mai 1761

An Ebendenselben :

"Ich wünsche von Grund der Seele, mei lieber Marquis, daß Sie diesen Sommer auf dem Gute, wo sie hingezogen sind, ruhig zubringen wögen. Gleichwohl ahnt es mir, daß es noch manche unruhige und stürmische Augenblicke geben wird. Zwar fangen die Engländer und Franzosen an, im Ernst zu unterhandeln; allein Sie wissen wohl, daß dies ein langsames Mittel ist, das nicht so geschwinde, wie wir es wünschen, wirken wird. Unsere Ruhe in diesen Gegenden wird wahrscheinlich noch bis zu Ende des nächsten Monats währen, und es wird dann wohl so der letzte Feldzug sein. Ich bereite Sie darauf vor, damit Sie ungefähr auf dieselben Ereignisse sich gefaßt halten.

Von Voltaire habe ich nichts erfahren, ich weiß nicht, ob er zu Paris oder auf seiner Herrschaft ist. Hat er Erlaubniß bekommen, nach Frankreich zurückzukehren, so ist dies ohne Zweifel eine Folge der Dedication des Tancred an die Pompadour. Alles, was ihn angeht, kümmert mich nicht mehr, und ich glaube fest, auch wenn er mit dem Hofe wieder ausgesöhnt ist, wird er bei der nächsten Unbesonnenheit<92> genöthigt sein, von Neuem Reißaus zu nehmen. Dieser Mensch hat nichts Ueberlegtes in seiner Aufführung, und ich weiß bei ihm keinen fest bleibenden Plan, als den, Geld zusammen zu raffen, von dem allein läßt er nicht ab, weg über alle Bedenklichkeit und Scham, und geplagt von unersättlichem Durst nach Reichthum. Mag dieser Elende sich doch selbst schänden durch seine feile Schriftstellerei, durch seine treulosen Ränke, durch sein verkehrtes Herz, indeß Sie ruhig an ihrem Amiot arbeiten, und allen Liebhabern der Litteratur einen wesentlichen Dienst leisten, und während ich hier fortfahre, der Verschwörung des ganzen Europa zu widerstehen, und wahrend die Franzosen mit den Engländern ihren Frieden abmachen. Ich danke Ihnen für die Gunst der Glücksgöttin, die Sie mir versprechen; ich bedarf ihrer sehr, auch habe ich ihr eine schöne goldene Statue gelobt, wenn sie mich in diesem Kriege nicht verläßt. Alle Römischen Kaiser hatten in ihren Hauskapellen solche Statuen. Ich verdanke ihr viel, warum sollte ich ihr also nicht dieselbe Ehre erweisen? Leben Sie wohl, mein lieber Marquis; schreiben Sie mir, so lange der Postlauf nicht gehemmt ist, und halten Sie Sich von meiner Freundschaft versichert."

?? Mai 1761

An Ebendenselben :

"Die Zwietracht nahete Amaten sich und goß ihr Gift ins Herz; sie wachte auf, und wüthend haßte sie Anchises Sohn 92-+."

"Sie sehen wohl, daß es nicht hinreichend ist, sich zu schlagen, und daß es schwerer hält, böse Weiber zu bändigen, als tapfere Männer. Ich wünsche den Frieden eben so sehr, als meine Feinde Abneigung dagegen haben; und wenn ich das Aeußerste thue, so muß man es der Nothwendigkeit zuschreiben. Sie können Sich auch noch dieses Jahr mit Zei<93> tungsnachrichten beschäftigen; nicht mit dem, was auf den Apallachischen Gebirgen vorgeht, oder mit dem Streit der Morlachen; sondern mit dem, was die Freiheit und die Sklaverei von Europa entscheidet, das ein neues Triumvirat unterjochen will. Hätte ich die Wahl, so wäre ich lieber im Parterre, als Schauspieler auf dem Theater; aber da das Loos einmal geworfen ist, so muß ich mein Glück versuchen.

Beglückt wer einsam in dem Heiligthum des Weisen etc. Ich bin etc."

B.

27. Mai 1761

Die Russen in Pommern kündigen den Waffenstillstand auf.

Juni.

A.

Juni 1761

Der König in Kunzendorf. Hier beschäftigte sich der König, während die Kriegsoperationen fast still standen, mit Lesen der Schriften Gassendi's (Bernier. Abrégé de la philosophie de Gassendi. etc.).

?? Juni 1761

Der König an d'Argens :

"Eitelkeit der Eitelkeiten; Eitelkeit der Politik! Diese Worte des Weisen, die ich Unwürdiger Ihnen anführe, lieber Marquis, passen sehr gut zu den schönen politischen Räsonnements, die ich diesen Winter hindurch in Leipzig gemacht habe. So sehr ist das Wahrscheinliche oft am wenigsten wahr.

Seit meinem Hiersein haben die Oestreicher ihren Entwurf zum Feldzug zwei Mal geändert. Sie können versichert sein, daß ich die Arme nicht über einander lege und allen Anfällen meiner Feinde hartnäckig widerstrebe. Auf den Frieden machen Sie in diesem Jahre keine Rechnung; der bündigsten Vernunftschlüsse und so vieler verschiedenen Wahrscheinlichkeiten ungeachtet, wird doch nichts daraus. Verläßt mich das Glück nicht, so werde ich mich, so gut ich kann, aus der<94> Sache ziehen. Aber muß ich auch noch im künftigen Jahre auf dem Seile tanzen und den Salto mortale machen, wenn es Ihro Apostolischen, Allerchristlichsten und Allermoskowitischsten Majestäten zu sagen beliebt : Springe, Marquis 94-+

Von den Beschnittenen reden Sie sehr vernünftig. Ach, wie hartherzig sind die Menschen! Man sagt : Du hast Freunde. Ja, schöne Freunde, die mit über einander gelegten Armen zu einem sagen : "Ich wünsche Dir in der That alles Gute!" — Aber ich ertrinke! Wirf mir doch ein Seil zu. — "Nicht doch, Du wirst nicht ertrinken." — Doch, den Augenblick sinke ich unter! — "O, wir hoffen das Gegentheil, wenn es aber geschehen sollte, so sei versichert, wir werden Dir ein schönes Epitaphium setzen lassen." So, lieber Marquis, ist die Welt, so lauten die schönen Complimente, mit denen man mir überall entgegen kommt. Der gute Genius meines Staats und noch mehr, als er, das Glück, müssen meine Bundesgenossen sein. Dazu rechnen Sie auch noch unsere Arme und Beine, ferner Wachsamkeit, Thätigkeit, Muth und Anhalten. Mit dem allen können wir die in Unordnung gerathene Wage, deren Schwerpunkt Herr Pitt nicht finden konnte, wohl noch ins Gleichgewicht bringen. Ader doch wünsche ich mich täglich zehn Mal zum Teufel. Dann komme ich wieder zu meinem Gassendi, hernach zum dritten Buche des Lucrez, und daraus entsteht in meiner Seele ein seltsamer Kampf zwischen Ehrgeiz und Philosophie.

Ich bin mit der gegenwärtigen Lage und hunderttausend Anstalten, die ich treffen muß, so beschäftigt, daß ich kaum an Sanssouci denke. Wer weiß, ob ich es in meinem Leben wieder sehe! Aber Sie, mein lieber Marquis, Sie, sage ich, und die Philosophie sind mein Trost, meine Zuflucht und mein Stolz.

<95>

Um Ihnen indeß doch Nachrichten zu geben, die Sie interessiren können, will ich Ihnen sagen, daß hier bis zum 15. Julius Alles ruhig bleiben wird; und daß, wenn das Glück mir während der Zeit lacht, vielleicht ein Schlag fällt, den unsere Feinde vielleicht am wenigsten erwarten. Sie werden bald hören, was es ist. Alles ist genau berechnet; nun wollen wir sehen, ob es mit der Ausführung gut gehen wird.

Leben Sie wohl, lieber Marquis, ich umarme Sie. NS. Verzeihen Sie, lieber Marquis, das unleserliche Geschreibe und die Nachlässigkeit im Ausdruck; aber wenn einem der Teufel im Leibe ist, so schreibt man weder im Ton der Elegie, noch im Attischen Geschmack."

7. Juni 1761

An Ebendenselben:

"Noch ist meine Lage eben so, lieber Marquis, wie sie bei meiner Ankunft war. Diese tiefe Stille kann der Vorbote eines heftigen Sturmes werden; das Ende dieses Monats scheint ihn anzukündigen. Ich bin auf Alles vorbereitet, auf Glück wie auf Unglück. Singen Sie Fortunen, deren Schutz wir so sehr bedürfen, eine kleine Hymne. Die Königin von Ungarn besteht hartnäckig auf den Krieg. Fünf Jahre lang habe ich den Pfeilen des Wiener Hofes, der Barbarei seiner Truppen und seiner Bundesgenossen zum Stichblatt gedient. Es ist hart, stets zu leiden; und ich fühle, daß die Rache ein göttliches Vergnügen sein kann, wie die Italiener sagen. Es kommt nur darauf an, die Gelegenheit zu ergreifen. Meine Philosophie wird so wild bestürmt, daß sie sich in gewissen Augenblicken vergißt. Jeden Andern, der so beleidigt wäre, wie ich, und der Gewalt genug über sich hätte, seinen Feinden aufrichtig zu verzeihen, würde man canonisiren. Doch ich? ich überlasse meinen Platz in der Legende Jedem, der ihn will; ich bekenne Ihnen, daß meine schwache Tugend diesen Grad von Vollkommenheit nicht erreichen kann, und daß ich vergnügt sterben würde,<96> wenn ich mich zum Theil für die Uebel rächen könnte, die ich erduldet habe. Mag es gehen, wie mein guter Genius, das Ungefähr oder das Glück es will; in Erwartung dessen, was das Schicksal gebieten wird, bin ich ruhig und einsam; denke, weil ich muß, über die Zukunft nach, und lese und arbeite im Stillen.

Es giebt hier Propheten, von denen der eine den Frieden, der andere Schlachten weissagt, ein Dritter setzt den Frieden bis ins Jahr 1763 hinaus. Einer von ihnen muß wohl Recht haben. Nach der Erfüllung wird man Wunder schreien. Diese Propheten gleichen den Kalendern, in denen die Astronomen Regen, Sonnenschein, Wind, schön Wetter, Hitze und Kälte ankündigen, um den Aberglauben des gemeinen Mannes zu befriedigen.

Ob Ihre Franzosen Frieden machen, oder den Krieg fortsetzen werden, kann ich nicht bestimmen, ich gleiche einem Theologen; ich weiß nichts, außer daß ich herzlich wünschte, ich wäre mit Ihnen wieder in meiner kleinen Einsiedelei; fern von Verbrechen, von Kabalen, von heroischen Albernheiten der Thoren, und von dem Geräusche eines zu unruhigen Lebens, das man in meinem Stande und im Getümmel der großen Welt findet.

Leben Sie wohl, lieber Marquis; vergessen Sie diejenigen nicht, die für Sie fechten, und sein Sie von meiner vollkommenen Freundschaft überzeugt."

11. Juni 1761

An Ebendenselben :

"Ihre kleinen Reisen, mein lieber Marquis, werden Ihnen zum Theil die nothwendige und unentbehrliche Bewegung verschafft haben, ohne welche unsere organisirte Maschine keiner rechten Gesundheit genießen kann. Es scheint, wir sind bestimmt, unser ganzes Leben hindurch gerüttelt zu werden, und eben so scheinen wir mehr zum Handeln, als zum Denken gemacht zu sein. Trinken Sie Ihren Brunnen zu Sanssouci; Sie sind da vollkommen Herr und Meister. Ich<97> schmeichele mir, daß dieser Aufenthalt Sie zuweilen an mich erinnern wird. Sie fragen mich, wie ich mit jenem Volke ohne prépuce stehe, das einen halben Mond im Wappen führt? Wissen Sie also, es ist sehr wahr, daß wir einen Bund mit einander geschlossen haben. Ich war gezwungen, zur muselmännischen Redlichkeit und Menschenliebe meine Zufiucht zu nehmen, weil bei den Christen nichts mehr davon zu finden ist. Ueber den Umstand mit der Gesandtschaft aber hat die Zeitung gelogen; denn es ist nicht Gebrauch bei den Türken, dergleichen wegen bloßer Verträge zu schicken, es müßten denn Friedensverträge sein. Wie nützlich mir übrigens dies Bündniß werden mag; so müssen Sie Sich doch nicht schmeicheln, daß es mir den Frieden verschaffen wird. Ich glaube wohl, daß die Engländer den ihrigen mit den Franzosen abschließen werden; allein das wird die Königin von Ungarn nicht abhalten, ihren Gang fortzugehen, so lange die Barbaren die Kriegskosten mit ihr theilen. Diese Barbaren sind in vollem Anzuge gegen die Grenze, und ich erwarte, daß unsere Beschwerde, unsere Mühe und unsere Verlegenheiten mit Ablauf dieses Monats angehen werden. Der Juli, August, September und October werden vier schreckliche Monate sein, die mir Jahre dünken werden. Machen Sie Sich nur auf beinahe solche Scenen wie voriges Jahr gefaßt, und damit Alles gleich werde, so müssen wir auch noch dasselbe Glück haben. Ich will Sie lieber die Wahrheit wissen lassen, mein lieber Marquis, als Sie mit eiteln Hoffnungen Hinhalten. Ein vorausgesehenes Unglück drückt uns meines Erachtens weniger nieder, als ein leichter Unfall, an den man nicht gedacht hat. Ihre philosophische Seele ist von der Art, daß sie keiner Stärkung bedarf; Sie wissen, daß die Welt ein wandelbares Ding ist, daß Alles darin wie in einem Guckkasten zugeht, wo uns unaufhörlich neue Schauspieler und neue Gegenstände vor Augen kommen. Es erfolge also auch was da wolle, so muß man mit stoi<98>scher Gleichgültigkeit da zusehen, wo alles die Bestimmung hat, ein Ende zu nehmen. Das ist das Schicksal alles Guten und alles Bösen, was den Menschen widerfährt; das ist auch das unsrige. Jeder Tag lehrt uns sterben, sowohl durch die Theile, die wir unaufhörlich verlieren, als durch unsern Schlaf, der ein Bild, ein Vorspiel des Todes ist, zu dem wir von dem Tage unsrer Empfängniß an erkoren sind.

Wenn Sie dies alle Morgen erwägen, werden Sie das Rauschen des Ruhms, die Ungeheuern Entwürfe unserer Feinde mit Gleichgültigkeit anhören, und unsere Drangsale, ja selbst unsere glücklichen Erfolge werden Ihnen armselig Vorkommen, denn in Hinsicht auf das Universum und auf alle Zeiten nimmt sich der Krieg, den wir führen, nicht besser aus, als der Krieg der Ratzen und Mäuse. Bleiben Sie also bei Ihrer philosophischen Ruhe, mein lieber Marquis; machen Sie Sich Bewegung, weil sie Ihrer Gesundheit unentbehrlich ist, und beunruhigen Sich über Nichts, was weder Sie, noch ich, noch sonst Jemand in der Welt hindern oder ändern kann. Ich halte Ihnen hier eine schöne Predigt, aus der ich mir doch auch mein Theil nehme. Sind aber unsere Leidenschaften einmal in Bewegung, so giebt unsere Philosophie nach; sie predigt, in den ersten Augenblicken tauben Ohren., und erlangt nur mit der Zeit wieder den Sieg. Ich bitte um Verzeihung, daß ich Ihnen Dinge sage, die Sie besser als ich wissen. Statt einen Brief an Sie zu schreiben, habe ich mit Ihnen geplaudert. Ich habe Ihnen mein Herz ausgeschüttet, und Sie werden mich freilich darüber ausschelten, wenn Sie der Meinung sind, daß nur die von Philosophie schwatzen können, die den Doktorhut erhalten haben. Gott befohlen, wein lieber Marquis; leben Sie glücklich und ruhig."

B.

19. Juni 1761

Die Schweden räumen Demmin.

<99>

25. Juni 1761

Wird der Russische General von Tottleben zu Bernstein in Pommern arretirt und nach Petersburg geführt.

30. Juni 1761

Stirbt der General Carl Christoph von der Golz plötzlich zu Zerbo ohnweit Glogau, 54 J. alt.

Juli.

A.

Juli 1761

Der König in Kunzendorf.

2. Juli 1761

Der König an d'Argens :

"Ihren Gassendi, lieber Marquis, habe ich durchgelesen, und sage Ihnen nun, was für einen Eindruck er auf mich gemacht hat : Seinen physikalischen Theil finde ich sehr gut, in sofern er die Entstehung der Körper betrifft; ferner die Einheiten, aus denen die Materie zusammengesetzt ist, und in sofern er Epikur's System erklärt. Ich gebe zu, daß man dem Verfasser über die krummen, gespitzten, runden Atomen etc. eine Menge Schwierigkeiten machen kann; wenn es aber Urstosse giebt (woran sich gar nicht zweifeln läßt), so ist es nothwendig, daß ihre Gattungen und Arten sehr verschieden sind, damit aus ihrer verschiedenen Zusammensetzung und Einrichtung die vier Elemente und die unzähligen Produkte der Natur entstehen können, auch müssen diese Elemente der Materie undurchdringlich, hart und gegen alle Anfälle der Zerstörung gesichert sein, wie Epikur und Gassendi behaupten. Dies sind zuverlässig Wahrheiten, in die sie eingedrungen sind, ungeachtet dieselben unsrer Neugierde von einem fast undurchdringlichen Schleier verborgen werden.

In seiner physikalischen Abhandlung über die Menschen, die Pflanzen, Thiere und Steine, über die Fortpflanzung, die Auflösung der lebendigen Wesen finde ich sehr lehrreiche Sachen. Er und Epikur mußten den leeren Raum annehmen, um die Möglichkeit der Bewegung zu erklären. Er spricht auch von der anziehenden Kraft und vom Lichte, als wenn er die Wahrheiten errathen hätte, die Newton durch<100> seine erstaunenswürdige Rechnungen erwiesen hat. Mit seiner Astronomie bin ich in der That nicht so zufrieden, wie mit dem Uebrigen; ob er sich nicht deutlich erklärt, so scheint es doch, als wäre er für das Ptolemäische System, und nähme das Copernikanische nur mit der Bedingung an, daß es der Pabst erlaube. – Seine Moral ist ohne Widerrede der schwächste Theil seines Werkes; ich habe nichts Gutes darin gefunden, als was die Klugheit derer betrifft, welche Staaten regieren. Der Ueberrest des Werks sieht dem Schulrektor zu ähnlich, der Eintheilungen und Unterabtheilungen macht, Worte definirt und viel spricht, um wenig zu sagen. Der Abschnitt von der Freiheit ist der schwächste von Allen. Wie es scheint eilt er in diesem siebenten Bande, um fertig zu werden. Vielleicht hat auch Vernier, sein Uebersetzer und Epitomator, seine Schuldigkeit nicht gethan. Ihnen also, der Sie aus der Quelle schöpfen können, kommt es zu, mich zu belehren, ob jene Fehler, die ich an ihm tadle, dem Philosophen oder dem Reisenden 100-+ zur Last fallen.

Da hätte ich denn ein großes Werk durchgelesen, lieber Marquis. Ich eilte, damit fertig zu werden, weil ich fürchtete, Laudon, der gewiß kein Philosoph ist, möchte mein Studieren gröblich unterbrechen. Für jetzt habe ich mir Schriftten gewählt, die ich ohne Bedauern bei Seite legen kann.

Weil ich doch gerade vom Lesen rede – heißt es ja, Voltaire habe einen zweiten Theil zum Kandide gemacht 100-++ Sein Sie doch so gütig, dem kleinen Beausobre zu sagen, daß er mir ihn schicken soll.

Heute bekam ich Melonen aus Sanssouci. Als ich sie sah, rief ich aus : O allzu glückliche Melonen! Ihr genoßt der Gegenwart des Marquis, die mir versagt ist! Wie braucht er den Brunnen? Hat er Nutzen davon? Geht er<101> spazieren? Macht er sich Bewegung? Die Melone antwortete mir kein Wort. Um sie für ihr Stillschweigen zu bestrafen, verzehrte ich sie auf Ihre Gesundheit.

Wenn der Juli, August, September und Oktober vorbei sind, hoffe ich Ihnen zu schreiben : aber nicht über die spekulative Philosophie, sondern über die praktische.

Verwahren Sie Ihren Körper gut, damit er so dauerhaft werde, wie Gassendi's Atomen, und vor den Krankheiten, Schwachheiten und Erschütterungen, die unserer gebrechlichen Maschine drohen, gesichert sei. Philosophien Sie ruhig. etc."

7. Juli 1761

Der König von Kunzendorf nach Pülzen.

9. Juli 1761

Der König an d'Argens :

"Ihr Brief, lieber Marquis, würde mir Stoff zu einem dicken philosophischen Commentar geben. Man müßte also den Umfang der menschlichen Vernunft, die Wolken, die sie verdunkeln, und die Blendwerke, die sie zum Irrthum verleiten, untersuchen. Ich würde eine Menge Beispiele anzuführen haben, die uns die Geschichte von den falschen Schlüssen und von der schlechten Dialektik derer aufstellt, welche die Staaten regieren, und gäbe man dabei genau Acht, so würde man finden, daß die verschiedene Art, die Gegenstände zu betrachten, Vorurtheile, Leidenschaften, bisweilen auch übertriebene Spitzfindigkeit, den guten natürlichen Verstand, der allen Menschen zu Theil geworden ist, so sehr verderben, daß Einige Das mit Verachtung verwerfen, was Andere mit Begierde wünschen. Sie dürfen die Bemerkungen bloß weiter entwickeln, und sie auf Das, was Sie mir schreiben, anwenden, um alles zu errathen, was ich Ihnen in dieser Rücksicht sagen könnte.

Daß Sie Ihren Brunnen in Sanssouci nicht ruhig fortgebraucht haben, thut mir leid. Obgleich Ihre Unruhe beweist, wie vielen Antheil Sie an meiner Lage nehmen, so fürchte ich doch, sie sei Ihnen nachtheilig, ohne baß Sie nur die geringste Aenderung in den zusammengereihten Ereignis<102>sen dieses Feldzugs hervorbringt, von denen Ihnen Doktor Pangloß 102-+ sagen wird: sie waren in der besten Welt nothwendig. Wir sind dem Augenblicke nahe, in welchem sich der Knoten des Stücks entwickeln und Alles in Bewegung kommen wird. Erinnern Sie Sich an die Verse des philosophischen Dichters Lucrez :

Beglückt, wer in dem Heiligthum des Weisen Zu seinem Fuß den Sturm mit Ruh' im Blicke sieht!

Das Uebrige wissen Sie. Es kommt noch auf hundert und zehn Tage an, bis zu Ende Novembers; diese Zeit muß man mit Standhaftigkeit und heldenmüthigem Gleichmuth überstehen. Lesen Sie den Epictet und die Betrachtungen des Mark Antonin; dies sind stärkende Mittel für die erschlafften Fibern der Seele.

Ich habe alle Maßregeln genommen, die mir zu meiner Vertheidigung dienlich scheinen; Herr Kaunitz setzt sich in Bereitschaft, fürchterliche Angriffe auf mich zu thun. Ich sehe ohne Schrecken Alles, wozu man Anstalten trifft, und bin fest entschlossen, zu sterben oder mein Vaterland zu retten. Können wir nicht über die Ereignisse gebieten, so müssen wir wenigstens Herren über unsere Seele sein, und die Würde unsers Geschlechts nicht durch niedrige Anhänglichkeit an diese Welt entehren, die man einst doch verlassen muß. Sie finden mich ein wenig stoisch, Marquis; allein man muß alle Arten von Waffen in seinem Arsenal vorräthig haben, um sich ihrer, wie es die Gelegenheit fodert, zu bedienen. Wäre ich mit Ihnen in Sanssouci, so überließe ich mich Ihrem angenehmen Umgange; dann würde meine Philosophie sanfter, und meine Reflexionen minder schwarz sein. Im Sturme muß Alles arbeiten, der Steuermann und die Matrosen; wenn sie im Hafen sind, dann können sie lachen und ausruhen.<103> Ich habe Ihnen geschrieben, was ich von Ihrem Landsmann Gassendi denke. Ich finde in ihm vieles, was über sein Jahrhundert erhaben ist, und tadle nichts, als seine Absicht, Jesum Christum und Epikur zu vereinigen. Gassendi war ein Theologe; entweder machten die Vorurtheile seiner Erziehung oder die Furcht vor der Inquisition, daß er auf eine so seltsame Vereinigung dachte. Man sieht sogar, daß er nicht den Muth hat, den großen Galilei zu rechtfertigen. Bayle hat alle Beweise auseinander gesetzt, die Gassendi nur andeutete, und der erstere scheint mir durch seine Geschicklichkeit Gegenstände zu behandeln, und durch den richtigen Verstand, mit dem er die Folgen der Grundsätze weiter hinauszuleiten weiß, als jemals ein Philosoph vor und nach ihm, als Dialektiker den andern zu übertreffen. Gassendi's Werk über Descartes, dessen Sie erwähnen, kenne ich nicht; ich habe von diesem Philosophen nur das, was Bernier übersetzt hat. Es ist mir begreiflich, daß man schönen Spielraum vor sich sieht, wenn man die Wirbel, das Volle, die zackige Materie und die angeborenen Ideen widerlegen soll. Wären doch die Entwürfe meiner Feinde zum Feldzuge eben so lächerlich, als Descartes System! Könnte ich sie doch eben so leicht durch wichtige Argumente, nicht in barbara, sondern de facto, widerlegen!

Immer komme ich wieder auf meinen alten Ton, lieber Marquis, und ich gestehe Ihnen, daß trotz Gassendi's sämtlichen guten Räsonnements Laudon, Odonel und alle die Leute, die mich verfolgen, mir bisweilen Zerstreuungen verursacht haben, über die ich nicht Herr werden konnte.

Vergessen Sie mich nicht, mein lieber Marquis, schreiben Sie mir, wenn anders die Wege frei sind, und sein Sie ganz von meiner Freundschaft gegen Sie überzeugt. Leben Sie wohl."

21. Juli 1761

Der König von Pülzen nach Siegroth (bei Nimptsch).

22. Juli 1761

Ueber Nossen nach Stephansdorf (bei Münsterburg).

<104>

23. Juli 1761

In Giesmannsdorf.

25. Juli 1761

Im Lager bei Ottmochau. Der König an d'Argens :

"Für Ihre Erläuterungen über Gassendi's Meinungen danke ich Ihnen, lieber Marquis. Ich dachte es wohl, daß ein so denkender Kopf sich von gewissen Vorurtheilen nicht würde hinreißen lassen, und schrieb sie sogleich auf Bernier's Rechnung. Es ist sehr schlimm, daß wir keine treue und vollständige Uebersetzung von den Werken jenes Philosophen haben. Ich armer Ignorant verliere am meisten dabei. Sie und Ihres Gleichen lesen Lateinisch, Griechisch, Hebräisch etc., ich hingegen verstehe nur ein wenig Französisch, wo mir nun das nicht aushilft, da bleibe ich in der gröbsten Unwissenheit.

Indeß glaube ich Ihnen in der Philosophie mehr, als bei politischen Weissagungen. Freilich sollte wohl, dem Scheine nach, der Sieg des Prinzen Ferdinand den Frieden zwischen England und Frankreich bewirken; aber nichts ist ungewisser, und dergleichen Dinge glaube ich nicht eher, als bis sie wirklich geschehen sind.

Ohne Zweifel verlangen Sie Nachricht von Dem, was hier vorgeht; und ich begreife wohl, daß ein Berlinischer Bürger neugierig darauf sein muß, wie wir uns in Schlesien herumschlagen. Ich kann Sie mit wenigen Worten befriedigen; Laudon kam den 20sten aus den Gebirgen hervor und näherte sich Münsterberg; den 21sten marschirte ich nach Nimptsch und den 22sten vor seinen Augen nach Münsterberg. Hierher bin ich gegangen, um seine Absicht, sich mit den Russen zu vereinigen, zu hintertreiben. Diese stehen bei Namslau. Ich lasse sie durch verschiedene Corps beobachten, sind so hoffe ich ihnen zuvorzukommen, sie mögen sich nun da oder dorthin wenden. In wenig Tagen muß sich die ganze Sache entscheiden. Sie sollen von Allem Nachricht erhalten, und ich werde nicht ermangeln, Ihnen die Vorfälle mit der größten Aufrichtigkeit zu melden. Ich würde Ihnen<105> mehr davon sagen, aber der Kourier, der wichtige Depeschen besorgen soll, ist im Begriff abzugehen, und so bin ich genöthigt, Sie bloß meiner Freundschaft und Achtung zu versichern. Leben Sie wohl."

29. Juli 1761

Der König in Oppersdorf.

30. Juli 1761

In Neustadt.

31. Juli 1761

In Oppersdorf.

B.

1. Juli 1761

Treffen bei Schmiegel.

5. Juli 1761

Die Russen unter Romanzow lagern sich bei Cöslin.

8. Juli 1761

Gefecht bei Storchnest.

15. Juli 1761

Die Russische Armee rückt in verschiedenen Divisionen Schlesien ein (über Przlawetz und Heinrichsdorf bei Militsch) und nimmt den 17ten ein Lager bei Tscheschen.

15. Juli 1761

Treffen bei Vellinghausen. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig schlägt die Franzosen unter Broglio zurück. Diese verlieren 5 — 6000 Mann und mehrere Fahnen und Kanonen. Die Alliirten verloren 1500 — 2000 Mann.

17. Juli 1761

Die Alliirten erfechten bei Neuhaus einige Vortheile.

20. Juli 1761

Der Erbprinz von Braunschweig sucht den Herzog von Coigny zu überfallen, muß sich aber nach einem lebhaften Gefecht zurückziehen, wobei sein Bruder, der Prinz Heinrich, tödtlich verwundet wird und den 9. August stirbt.

30. Juli 1761

Die Russische Flotte kommt auf der Rhede vor Rügenwalde an.

August.

A.

August 1761

Der König in Oppersdorf.

4. August 1761

Aus Oppersdorf nach Schönbrunn, dem Gute des Baron Warkotsch und dessen Wohnsitz.

5. August 1761

In Strehlen, logirt in der Vorstadt.

8. August 1761

Der König an d'Argens :

"Bis jetzt machen wir bloß Bewegungen, mein lieber Mar<106>quis. Wir haben viele kleine Vortheile erhalten, von denen ich Ihnen aber nichts sage, weil sie Ihre Aufmerksamkeit nicht verdienen. Die Russen plündern nach ihrer Gewohnheit am jenseitigen Ufer der Oder in Schlesien. Laudon schläft bei Martha, und wir thun eben auch nicht viel. Lassen Sie ja Ihrer Einbildungskraft nicht zu freien Lauf. Sie werden sagen : Ohne Zweifel ist man im Begriff, einen Waffenstillstand zu schließen etc. Nichts weniger als das. Ich versichere Sie, daß zwischen den kriegführenden Parteien etc. weniger als je die Rede davon ist etc. Der Sieg des Prinzen Ferdinand, desgl. die Eroberung von Pondischeri und den Antillen (durch die Engländer) hat den kriegerischen Geist des Versailler Hofes ganz und gar nicht nachgebender gemacht etc. Nicht die Feder, sondern der Degen wird den allgemeinen Frieden zu Stande bringen. Was Vernunft und Menschlichkeit hätten thun sollen, wird der Geldmangel thun. Der Kampf wird aus Mangel an Kämpfern aufhören, und fast glaube ich, daß außer dem bereits eröffneten Feldzuge noch einer nöthig ist. etc."

10. August 1761

In Polsnitz (2 1/2 Meile von Neumark).

12. August 1761

In Jerschendorf (1 3/4 Meile von Neumark).

14. August 1761

In Lonig bei Striegau.

16. August 1761

In Wahlstadt bei Liegnitz.

16. August 1761

In Nicolsstadt. Hier hatte der König die Russische Armee vor sich und die Oestreichische im Rücken.

18. August 1761

In Wahlstadt. Der König an den Marquis d'Argens :

"Ich schreibe Ihnen, mein lieber Marquis, mitten zwischen der Russischen und Oestreichischen Armee. Doch ist bis jetzt noch nichts zu fürchten. In einigen Tagen aber dürfte es zum Ausmachen kommen. Der kritische Augenblick ist da, wo wir das Glück am meisten nöthig haben werden; das sind Begebenheiten, an denen die Klugheit nicht so viel Theil hat, als zu wünschen wäre, und wo man den Klugen und den Waghals durchkommen sieht; doch basta.'<107> Sie sehen und gestehen es selbst, daß Ihre Politik schlecht eintrifft. Das wundert mich nicht, denn es ist Etwas dort oben, das aller Weisheit des Menschen spottet. Was wahrscheinlich aussieht, ist oft am wenigsten wahr. Hoffnung, Ehrsucht, Haß, Eigennutz sind Leidenschaften, die so verschiedene Wesen aus dem Menschen machen, daß, was dem Einen gut dünkt, dem Andern sehr schlimm vorkommt. Daher, Marquis, die Unmöglichkeit für Menschen, in die Zukunft zu dringen; davon sprechen, heißt rathen. Eben so gut würde ich die Räthsel lösen, welche die Sphinx den Thebanern aufgab. Freilich kann man in manchen Fällen die Folgen in ihren Gründen lesen, allein richtig denken und annehmen, daß Jeder, mit dem, wir zu thun haben, auch so denke, das trügt sehr.

Herr von Türenne sagte, daß er lieber einen General gegen sich habe, der die Sache verstände, als einen unwissenden, und zwar darum, weil er, ohne sich zu irren, voraus sehen könnte, was ein geschickter Feldherr thun würde; allein bei einen, andern, der ohne Grundsätze verführe, betrüge er sich immer.

Bei dem allen lassen Sie uns Geduld haben, wir werden Beide die Vernunft nicht an den Freveln der Dummheit rächen; geh' es wie es wolle, wir wollen lachen, wenn dumme Streiche begangen werden, statt in Aerger zu gerathen, und nicht vergessen, daß die Narren auf dieser Kugel zu unserm Zeitvertreibe da sind. Bedenken Sie, daß ich diesen Brief mitten durch feindliche Läger gehen lasse, und schließen Sie hieraus, wie schwer es ist, die Gemeinschaft unter uns zu erhalten. Die Russen haben sich in den Abscheulichkeiten, die ihre Kosacken verübt haben, selbst übertroffen; da sind Dinge vorgefallen, über die Busiris und Phalaris bei aller ihrer Unmenschlichkeit sich erbarmen müßten. Alle diese Schandthaten und Grausamkeiten muß ich gleichsam vor meinen Augen leiden; allein ich habe leiden gelernt, ohne ungeduldig zu<108> werden. Nichts bringt also meine Seele aus ihrer Fassung; ich werde meinen geraden Weg gehen und nur das thun, was ich für nützlich und anständig halte. Dahin bringt uns ein reiferes Alter, und es ist unmöglich, den brausenden Muth der Jugend auch so zu zähmen. Ich fürchte, Ihnen mit meinen traurigen und schwerfälligen Betrachtungen Langeweile zu machen. Ganz sicher würden Sie Sich ohne dies traurige Gewäsch behelfen können, allein ich werde es doch nicht ausstreichen, und da es geschrieben ist, bleibt es geschrieben.

Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Wieder schreiben werde ich Ihnen, doch weiß ich weder wann, noch von wo. Gerade unter solchen Umständen müssen Sie die unerschütterliche Seele eines Philosophen und die Unempfindlichkeit eines Stoikers zeigen. Die spekulative Philosophie taugt nur für unsere Neugierde; bloß die praktische nützt. Ich empfehle sie Ihnen und bitte Sie, inzwischen einen militärisch-philosophischen Bastard, der Sie sehr liebt, nicht zu vergessen."

19. August 1761

Der König in Obergäbersdorf bei Striegau.

20. August 1761

In Bunzelwitz (zwischen Striegau und Schweidnitz). Hier nahm der König das Lager und ließ es stark verschanzen. Es wurde bald von der Russischen Armee, unter Butturlin, und der Oestreichischen Armee, unter Laudon, fast ganz eingeschlossen, die erstere war gegen 60000 Mann und die letztere einige 70000 Mann stark, während der König nur höchstens 57000 Mann entgegen zu stellen hatte. (Tielke III. 46).

25. August 1761

Da an diesem Tage die Russische und Oestreichische Armee sich ganz nahe an das Lager herangezogen hatte, so erwartete der König einen Angriff, verließ also Bunzelwitz, ließ ein Zelt in dem sogenannten Tscheschner Holze bei Rodelandholz aufschlagen und campirte hier hinter dem rechten Flügel des

26. August 1761

zweiten Treffens. Die folgende Nacht zum 26sten, sowie

27. August 1761

auch die zum 27sten, dringt der König mit dem Markgrafen Karl und einigen anderen Generalen in der Schanze auf<109> dem Pfarrberge oder sogenannten Farbenhöhe zu, während die Armee schlagfertig unter dem Gewehr stand. (Tielke, Backenb). Es erfolgte jedoch kein Angriff.

August 1761

In diesem Monat schrieb der König die Ode an seine Schwester, die Herzogin von Braunschweig, über den Tod ihres Sohnes, des Prinzen Heinrich, welcher den 9. August an seinen Wunden starb. S. Juli B. (H. W. VI. 203).

B.

3. August 1761

Die Russen bedrohen Breslau, welches den 6ten von ihnen 6 Stunden bombardirt wird.

10. August 1761

Die Oestreicher besetzen Striegau.

11. August 1761

Die Russen, unter Czernitschef, gehen bei Kloster Leubus über die Oder und lagern sich auf den Höhen von Dame.

12. August 1761

Die Russische Hauptarmee geht ebendaselbst über die Oder und lagert sich zwischen Heidau und Parchwitz.

17. August 1761

Erscheinen 6 Kriegsschiffe vor Colberg.

18. August 1761 bis 19. August 1761

Die Russische Armee vereinigt sich in der Gegend von Liegnitz und Hochkirch mit der Oestreichischen.

24. August 1761

Erscheint auf der Rhede vor Colberg eine feindliche Flotte von 50 Segeln, darunter 18 Kriegsschiffe.

25. August 1761 bis 30. August 1761

Die Russen bombardiren Colberg.

26. August 1761 bis 30. August 1761

Die Russische und Oestreichische Armee rückten näher an das verschanzte Lager des Königs und umstellen es bei Niemsdorf, Striegau, Teichau, Zirlau, Kunzendorf und Bögendorf etc., während dieser Zeit die Preußischen Truppen stets schlagfertig und des Nachts unterm Gewehr stehen.

September.

A.

September 1761

Der König in Bunzelwitz.

26. September 1761 bis 30. September 1761

Da die Oberbefehlshaber der Russischen und Oestreichischen Armee (Butturlin und Laudon) sich über einen Angriff<110> des Königs in seinem verschanzten Lager bei Bunzelwitz nicht hatten vereinigen können, die Russen auch fürchteten, daß die erfoderlichen Subsistenzmittel endlich fehlen würden, und sich deshalb von den Oestreichern getrennt und ihren Rückmarsch aus ihrer bisherigen Stellung angetreten hatten, der König selbst bei der Abnahme seiner Magazine in Schweidnitz, von wo seine Armee bisher versorgt worden war, nicht mehr lange in dem Lager bleiben konnte, so verließ er dasselbe, um sich Breslau zu nähern und ging nach Pülzen.

28. September 1761

Ueber Nimptsch nach Siegroth.

29. September 1761

In Groß-Nossen.

Im Lager bei Bunzelwitz schrieb der König einige Tage vor dem Abmarsch das Gedicht : "Die militärische Zeitung" (über die Expedition des Generals Platen in Polen etc., h. W. VII. 114), und eine Epistel an den Marquis d'Argens über die Blockirung des Lagers von den Russen und Oestreichern (h. W. VIl. 35).

B.

4. September 1761

Die Russen unter Romanzow rücken vor Colberg ins Lager.

9. September 1761 bis 10. September 1761

Der Russische Ober-General Butturlin geht aus seinem Lager bei Teichau vor Bunzelwitz nach Jauer zurück und läßt nur 20000 Mann unter Czernitschef bei Laudon's Armee zurück.

9. September 1761

Die Russen eröffnen Laufgräben gegen das Preußische Lager vor Colberg.

11. September 1761 bis 22. September 1761

Die Russen überfallen den General Werner bei Treptow und nehmen ihn gefangen.

14. September 1761 bis 22. September 1761

Der Preußische General Platen geht nach Polen und zerstört die Magazine der Russen.

Colberg wird fortwährend von den Russen beschossen. Die Schweden rücken bis Prenzlow vor.

<111>

Oktober.

A.

1. Oktober 1761

Der König in Groß-Nossen. — Epistel an d'Argens. (Deutsche Suppl. I. 206).

5. Oktober 1761

Den 5ten ging der König von Nossen ab und kam Abends nach Schönbrunn, wo er bei dem Baron von Warkotsch abstieg, Nach Mitternacht verlangte der König von dem von Warkotsch einen sichern Menschen, der ihn in der Finsterniß nach Stechten führen könne. Der Baron gab ihm seinen Jäger, Namens Kappel. Dieser führte nun den König und sein kleines Gefolge : 1 Adjutanten, 1 Geh. Kämmerer (Leining), 1 Reitknecht und 2 Feldjäger nach Strehlen, wobei der König und sein Gefolge theils ritt, theils zu halben Meilen zu Fuße ging.

6. Oktober 1761

Zuerst in Strehlen, doch gleich nachher in Woiselwitz (ganz nahe bei Strehlen), logirt in des Bauinspektors Bruckkampf Hause 111-+.

B.

1. Oktober 1761

General Laudon nimmt die Festung Schweidnitz mit Sturm. Der Commamdant, General l von Zastrow, mit 3776 Mann werden Kriegsgefangene.

3. Oktober 1761

In der Garnison-Kirche zu Berlin werden die drei Gemälde von Rode : Kleist, Schwerin und Winterfeld aufgestellt.

10. Oktober 1761

Der Prinz Xaver erobert Wotfenbüttel.

12. Oktober 1761

Die Schwedem ziehen sich aus der Ukermark zurück.

13. Oktober 1761

Braunschweig wird durch den Prinzen Friedrich von Braunschweig und General Luckner entsetzt.

15. Oktober 1761

Die Schweden verlassen Anklam.

25. Oktober 1761

Gefecht mit den Russen bei Treptow, wobei der Preußische General von Knobloch überwältigt und gefangen genommen wird.<112> In diesem Monat langte im Lager bei Strehlen und Woiselwitz ein Gesandter des Chans der Europäischen Tataren Kerim Geray, Namens Mustapha Aga, an. Er trug dem Könige ein Bündniß und gegen Subsidiengelder ein Hülfscorps von 16000 Mann an 112-+.

November.

A.

November 1761

Der König in Woiselwitz bei Strehlen, wo er in dem Hause des Bauinspektors Bruckkampf wohnt.

8. November 1761

Hier schrieb der König die Epistel an d'Argens (H.W.VI. 282. Klagen über den neuen Unglücksfall, den Verlust der Festung Schweidnitz).

"Erröthen mußt Du hier, Vernunft voll Stolz!
Wie viel des nie erhörten Uebels brach
Herein auf uns! Vermocht' ein Aug' es wohl
Vorherzusehn? es hindern eine Kunst?
Ein dichter Schleier hüllt die Zukunft ein,
Wir heften neubegier'ge Blicke stets
Auf ihn; umsonst! durchdrungen wird er nie.
Die unverhoffte Stille wahrste
Nur einen Augenblick; bald brach ein Blitz
Mit Donnerhall hervor; der Austrier
Durchdenkt, von seinen Bergen tief verdeckt,
Den Plan, und kommt ins offne Feld herab.
<113>Selbst Arbeit, wie ein wahrer Sohn des Mars,
Wie Vauban einst sie schuf, der Wällen Schutz
Durch tiefe Gräben gab; mit der sich auch
Die Feste Schweidnitz furchtbar sicherte —
Bedeckte doch sie nicht vor wildem Sturm,
Sie fällt dem Arme der Verwegenheit
In einer Nacht, und fast vor unserm Blick.
Von diesem Tag an drängt Verwirrung uns
An jedem Ort; seit dieser Unglücksschlag
Uns traf, sind alle Schrecken neu erwacht. etc.
Was giebt mir Schutz? — und rächen soll ich mich?
Selbst Plane Cäsar's, Condé's und Eugen's
Sind ganz umsonst, da Rettung nun gebricht.
Der Himmel müßte, meinen Wünschen hold,
Nun seinen Wunderarm verherrlichen!
Die Mittel sind erschöpft; und Klugheit, Muth
Erliegen der Gewalt, der Uebermacht
Des Erdballs, der sich gegen uns verschwor.
Ach! wie so fest die stärkste Seele auch sei —
Ein Strom von Unglück reißt zuletzt sie fort,
Wenn keine Hoffnung bleibt, dann stirbt der Muth;
Die Fesseln trägt der Geist, ob sträubend auch.
Die Unglücksmacht des Schicksals, das mich drückt,
Vergiftet meinen Geist mit Menschenhaß,
Bei Feindschaft Graun sah ich zuerst das Licht.
Und mildert auch Vernunft die Bitterkeit,
Giebt Athem mir ein froher Zwischenraum —
Man kündigt schnell mir neues Unglück an. etc.
Ich opferte vielleicht der Ruhmbegier,
Entzückt vom Jahrbuch dieser Welt, zu viel;
Der großen Helden Nam' entflammte mich
Verführerisch zu ihrem hohen Flug;
Allein mich führte bald der Weisheit Hand
<114>Auf einen bessern Pfad, sie lehrte mich,
Wie man den Irrthum scheucht, die Wahrheit liebt.
Da sah, durch diesen Reiz entzückt, mein Geist,
Er hab', auf daß er Erdenruhm erreiche,
Umsonst nur eitlen Schatten nachgestrebt,
Und Alles schwind' und Alles sei nur Tand.
Zurückgekehrt von diesem Wahn, der mich
So lange blendete, sagt' ich mir selbst:
Ich sehe schon das Ende meines Laufs,
Bald schließt der kalte Tod mein Augenlied,
Dringt nur durch so viel Mühe, Sorg' und Gram,
Durch Tag' und Nächte voller Schmerz und Oual,
Der Mensch zu jener Ruhestätte hin,
Wo, der es gab, das Leben wieder nimmt,
Wo unsern Namen, unsern Aschenkrug
Die Hand der Zeit vernichten wird? — Ach bleib
Uns nichts im Todes-Augenblicke mehr —
Was streben, eilen wir vergebens denn?
So ende nun des Lebens schwere Last!
Bezähmt ein niedrer Sterblicher das Glück?"etc.

11. November 1761

Gedicht:

Die Bosheit der Menschen 114-+. (H. W. VlI. 116).
"Einst dacht' ich, jung, ein Fremdling in der Welt,
Ein Neuling, mit dem Laster unbekannt :
Was wäre wohl noch besser als der Mensch?
"Er ist so gut, hat wenig Fehler nur,
Ist nicht voll Haß, nicht grausam, undankbar,
Verrätherisch," und kurz, ich wähnt' ihn so,
Wie er sein soll; fest war ich überzeugt :
Von Ehr' und Tugend sei die Welt erfüllt.
<115>Der schöne Wahn der Unerfahrenheit
Entschwand zu schnell; im schrecklichen Gewühl,
In das ich dann geschleudert ward, gebot
Nun die Erfahrung bald. Da glänzte hell
Die leidenvolle Wahrheit meinem Blick.
Ich suchte Tugend, Laster fand' ich nur.
Wie oft sah' ich die Thaten hassenswerth,
Die Denkart schaudervoll! Betrüger, Gauner etc.
Getroffen von der Uebel Schaar gestand —
Ich denn zuletzt : Hat auch der Mensch Vernunft —
So wild, so grausam ist kein Thier, als er.
Nein! Nein! des Thieres Seel' ist nicht so schwarz,
Der Hunger giebt ihm Gier — Verstellung nicht;
Entbrennt sein Zorn, so ist er bald verraucht,
Der Mensch haßt, wenn er sich gerächt hat, noch.
Zwar dies Geschlecht, das gegen sich so wild,
So frevelnd, so voll Hang zu Bosheit ist,
Bringt mitten unter Lasterthat und Gräueln
Bisweilen Götterseelen auch hervor,
Die ganz gewiß der Himmel werden sah,
Die uns im Unglück trösten, das uns trifft,
Und Engel mitten unter Teufeln sind;
Doch immer gab nur kargend die Natur
Dies schöne, theure, seltene Geschenk. etc.
Wie? schuf der große, der erhabene,
Vollkommne Gott mit seiner Allmachtshand
Den Engel, der zu Ehrfurcht mich erweckt,
Und dieses Monstrum voll Unmenschlichkeit?
Ich weile starr an dieses Abgrunds Rand,
Wo forschend sich der größte Geist verliert,
Und wende schnell den unbescheidnen Blick
Von dem Mysterium mit Ehrfurcht ab.
<116>Ich selbst erfuhr so viel hier in der Welt
(Stets blieb mein Herz in diesen Lagen leer)
Und fand : hier sei in aller Uebel Schaar
Ein wahres Gut allein, dem Größe selbst,
Dem Ruhm, dem jegliches Vergnügen weicht,
Ein Gut allein, das fest die Tugend sich
Verknüpft : Der Freundschaft friedlicher Genuß
Ich hatt' es, ach! an einer Schwester Brust,
Die mir der Tod entriß! — O Freundschaft, Du,
Die uns der Himmel gab, das einzige,
Das größte Gut! ein leerer Name bist
Du nun; Du sankst mit ihr zur Gruft hinab."

15. November 1761

Das Gedicht : "der Stoiker" (h. W. VII. 127).

"Ihr unzufriednen Sterblichen, die Ihr,
Und sei es strafbar, stets vernünfteln wollt! —
Nie mit Euch selbst, nie mit der Götter Zorn
Versöhnt, schon bei dem kleinsten Mißgeschick
Bestürzt, gebeugt, stets ungewiß, in Angst,
Voll Meuterei — im goldenen Palast,
Und von dem Halmendach bedeckt, umarmt
Ihr das Phantom des flücht'gen Glückes stets;
Umsonst beschäftigt immer Euch sein Bild;
Vergebens zehrt Ihr Euch in Arbeit auf.
Verscheucht den Dunst und höret Unterricht.
Auf dieser Erde machte die Natur
Euch Träumen, Irrthum, Täuschung unterthan,
Auf Eurem Wahn beruhet Euer Glück. etc.
Sei ruhig, Freund, und höre die Vernunft,
Gehorch mit Demuth dem, was sie befiehlt.
Was ist das Widrige, das Dich empört?
Der leere Klang von Tadel oder Lob?
Sonst nichts, als leeres Zittern eines Schalls,
Und Worte, die in Luft verflogen sind.
<117>Was für Unsterblichkeit verleiht der Ruhm?
Verblenden willst Du selbst die Enkel noch?
Sie sollen staunend Deine Thaten seh'n,
Nur Deinem Namen ihre Denkkraft weih'n?
Tritt her — und bald entflieht Dein Irrthum dann.
Warst Du in jener Zeit, die vor Dir war,
Um das bekümmert, was man von Dir sprach?
Erschreckten Dich Menipp und Aretin?
Wenn Du Dir ihr Gespräch nicht denken kannst —
Nun, welche Wuth befiel denn Deinen Geist,
Und weshalb quälst Du ihn, ob, wenn Du starbst,
Die Welt Dich falsch, Dich billig richten wird?
Wenn uns des kalten Todes Flügel deckt,
Erlöscht er ganz die Gluth, die uns belebt;
Im Grabe schlafen wir auf ewig dann;
Das Weltall ist sogleich für uns nicht mehr.
In dieser Nacht, die nur den Pöbel schreckt,
Fühlt Niemand mehr den Wurm, der ihn zernagt.
O Ehre, Reichthum, Würde, Sucht nach Ruhm!
Des Glückes Schatten! — Nichtig ist die Welt;
Mit Wildheit reißt ein Strom sie fort; sie ist
Ein schneller Blitz, der keine Dauer hat.
So löset die Natur die Wesen auf,
Die sie aus Staub geformt und denen sie
Zu mannigfachem Zweck Organe gab;
Sie nutzet alte dann und schafft durch sie
Den ew'gen Reichthum ihrer Schöpfung neu;
Sie ruft dem Grab' und der Verwesung zu,
Und andre Körper werden dann erzeugt.
Nur flüchtig, kurz ist unser Lebenslauf;
Wir reisen eilig durch ein Land, wo nichts
Uns zugehört und Alles bleiben muß.
<118>Genuß darin ist uns erlaubt; allein
Alsdann ruft uns die Pflicht aus ihm zurück,
Die Erben heischen unsre Stelle schon;
Von unsern Vätern war sie einst besetzt,
Auch uns vertreibt davon die Hand der Zeit,
Ach, können wir bescheiden, mäßig, nicht
In dem Besitz der Güter sein, die uns
Der Augenblick des Lebens zugetheilt,
Und dann sie ohne Schmerz verloren seh'n?
Oft ist ein Traum nur Eure Sorg' und Qual,
Nur Vorurtheile, die des Volkes Wahn
Nicht sinken läßt, doch deren Wurzel selbst
Der Weis' aus seinem Herzen reißen muß.
Durch welch ein Zauberwerk könnt Ihr so fest
An diese Welt gekettet sein? Sie ist
In meinen Augen nur ein Haufen Staub,
Mit dem der Wechsel übermüthig spielt.
Die Erd' ist kaum ein Punkt im weiten All,
Das Leben, wenn Ihr es der Ewigkeit
Vergleicht, ein schnell entschwundner Augenblick,
Der gegenwärtige Moment entflieht;
So eben schwand er hin; Vergangenheit
Ist Nichts, die Zukunft soll erst lebend sein etc.
O Mensch voll Meuterei, der Du mit Stolz
Die Seen' erblickst! Wenn Du auf Klippen weilst,
Auf Trümmern hier, wohin Dein Blick nur fällt,
Die großen Spuren der Zerstörung siehst,
So beuge Dich und ehre Dein Geschick,
Dein Leben lehrte ja das Sterben Dich.
Wenn jenen Hauch, der in Dir lebt und
Veränd'rung trifft und er sich fallen sieht,
Wenn in dem Tod er selber auch erlischt —
<119>Was fürchtest Du nach diesem Schlage noch?
Dich sichert vor dem Schmerz der Tod. — Ward erst
Dein Leib zerstört, dann fühlt er länger nicht.
Doch wenn der Götter Huld nun diesen Geist
Den Tod besiegen läßt, und wenn er Dich
Im Himmel überlebt, so zage nicht
Und sei befreit von Furcht! Ja, bringe Dank
Der Gottheit dar! Erröthe, daß du klagst!
Das einzige, vollkommne Wesen, Gott,
Ist mild; Und seine nie ermess'ne Huld
Läßt, schonend, niemals seinen Zorn erglühn.
Der schwache Wurm, der nur im Staube kriecht,
Der Sterbliche weckt seine Blitze nicht.
Den bangen Menschen, den Gefahr erschreckt,
Sicht hier die Gottheit voller Mitleid an,
Und wird ihn nach dem Tod' erbarmend seh'n.
Vertraue diesem wohlthatreichen Gott!
Er hilft im Tode Dir gewiß; so wirf
Dich, süßer Hoffnung voll, in seinen' Arm."

26. November 1761

Befiehlt der König dem Lieutenant von der Golz, mit Mustapha Aga 119-+ zum Chan nach Baktschiferay zurückzureisen, und demselben die Freundschaft des Königs zu versichern etc. Beide gingen zuerst nach Breslau.

?? November 1761

Der König an Voltaire:

"Wird der Einsiedler von Delicr nicht über mich und über die großen Sendungen lachen, die ich ihm schicke? Hiermit bekommen Sie einen Aussatz 119-++, den ich für Ca tt gemacht<120> habe, und der nicht in dem Geschmack meiner Elegien ist, die Sie die Güte haben zu liebkosen.

Da der gute Mensch mich immer bei meinen Stoikern sah, behauptete er vor einigen Tagen gegen mich : diese lieben Herren hülfen im Unglück nichts; Gresset's, Boileau's, Pult's, Chaulieu's und Ihre Werke würden sich für meine traurige Lage besser schicken, als diese philosophischen Schwätzer, deren man recht gilt entbehren könne, besonders wenn man in sich selbst die Seelenstärke habe, die sie nicht geben und nicht geben können. Ich machte ihm meine gehorsamsten Gegenvorstellungen. Er gab aber nicht nach, und einige Tage nach dieser schönen Unterredung warf ich ihm denn diese Epistel hin. etc.

Werden Sie nicht sagen, mein lieber Einsiedler: ich sei ein alter Thor, daß ich mich in meinen Umständen mit solchen Kindereien beschäftige? Aber ich wiege auf diese Art meine Sorgen und meinen Kummer ein, und gewinne einige Augenblicke. Doch ach! diese vergehen so geschwind, und dann tritt der Teufel wieder in alle seine Rechte.'

Ich treffe Anstalten zu meiner Reise nach Breslau, und werde da Anordnungen zu den heroischen Metzeleien des folgenden Jahres machen. Beten Sie für einen Don Ouixotte, der unaufhörlich Krieg führen muß, und der, so lange seine erbitterten Feinde ihn verfolgen, keine Ruhe zu hoffen hat. Ich wünsche dem Verfasser der Alzire und der Merope die Ruhe, deren mich mein Unstern beraubt. Vale."

?? November 1761

Epistel an Catt 120-+:

"O Catt, die Jahre rinnen hin;
Und ach, wer hemmet ihren Lauf?
<121>Die Zeit, das Schicksal reißen uns
In ihrem Strom beständig fort.
Der Zeiten hat das Leben zwei :
In der beherrscht der Irrthum uns,
Und wir besitzen Glück in ihr;
Der Weisheit Eigenthum ist die;
Und trübe, düster, sorgenvoll!
Man hat so oftmals schon gesagt :
Ein jeder Mensch ist nur ein Thor;
Der mehr, der Andre weniger.
Dies mag, dünkt mich, wohl richtig sein;
Und ist es das; so treffe dann
Die schöne Thorheit unsre Wahl.
Sie ist für unsre Freud' und Lust
Ein Ouell, der nie versiegen wird.
Durchforsche, daß Du lange Zeit
Dies Gut genießest, ja Nichts tief!
Das Leben ist nur Gaukelei;
Ein treuer Schüler Epikur's,
Berühre Du die Fläche nur
Von Deiner Thorheit Gegenstand.
Der Blume gleich ist Deine Lust;
So brich mit leichter Hand sie ab.
Nur Phantasie bestimmt den Werth
Für ihrer Farben Wechselspiel,
Und ihren süßen Wohlgeruch.
Der fährdet unsrer Sinne Lust,
Der stets den Grund zu sehen strebt;
Wenn, ungeweiht, die Hand durchaus
Der Rose Bau zergliedern will,
So welket ihre Schönheit hin.
Die Erd' und Alles was sie hat
Zerrinnt, wenn wir ihr ganz uns nah’n.
<122>Wer sie erforscht und dann sie kennt,
Der blickt mit Ekel nur auf sie.
So gieb den Irrthum nicht zurück,
Da er die Lust des Lebens ist.
O Catt! nur ein Moment der Lust
Wiegt hundert Jahre Weisheit auf.

?? November 1761

Der König an Catt:

"Ich habe meinen Mark-Aurel und meinen Zeno für mich verfertigt; dies paßt für mein Alter, meine Situation und alle die Gegenstände, die mich umgeben. Ihnen, der Sie munter sind, und mit Recht die Ihnen behaglichen Täuschungen nicht fahren lassen wollen, Ihnen schicke ich einen Aufsatz à la Epicure. Er war mein Lehrer, als ich mich in Ihrem Alter befand, allein ich befürchte sehr, daß Sie, wenn Sie das meinige haben, zum Zeno und unsern Stoikern zurückkehren werden. Wenigstens geben uns diese ein Schilfrohr, um uns darauf zu stützen, wenn Widerwärtigkeit uns zu Boden schlägt, statt daß Epikur nur im Schooße des Glücks Aufnahme finden kann. So hat denn Alles seine Zeit. Sie sind jetzt in der, die Blumen und Früchte hervorbringt, und ich in der, worin die Blätter abfallen und die Bäume verdorren. Leben Sie wohl."

30. November 1761

An diesem Tage Vormittags erfuhr der König den verrätherischen Anschlag des Barons von Warkotsch, ihn in die Hände der Oestreicher zu liefern. Die Geschichte dieser Verrätherei und ihrer vor der Ausführung geschehenen Entdeckung ist in mehreren Schriften sehr abweichend und unrichtig erzählt worden, namentlich in Küsters Buch : die Lebensrettungen Friedrichs II etc., Berlin 1792. Eine Berichtigung der darin enthaltenen Irrthümer und Widersprüche und eine richtige Darstellung dieses Vorfalls findet man in der Schrift : Beleuchtung der bisherigen und besonders der Küster'schen Darstellung der Geschichte der Warkotsch'schen<123> Verrätherei gegen den König Friedrich II. Grotkau 1792.

Der Baron Heinrich Gottlob von Warkotsch, lutherischer Religion, hatte früher in Oestreichischem Militärdienste gestanden, und zwar als Hauptmann im Ungarischen Infanterie-Regiment von Botta zu Olmütz. Im Jahre 1756, kurz vor Ausbruch des Krieges, fielen ihm durch den Tod seines einzigen Bruders, des Preußischen Kammerherrn v. W., dessen Güter : Schönbrunn, Ober- und Niederrosen und Käscherei in Schlesien zu. Er nahm nun seinen Abschied, ging nach Schlesien und wohnte hier auf dem Schlosse zu Schonbrunn bei Strehlen.

Von stolzem herrischem Charakter und unzufrieden mit der Preußischen Regierung und dem Könige, weil er hier nicht so willkürlich mit seinen Unterthanen verfahren konnte, und in dieser Hinsicht die Rechte der Gutsbesitzer weit beschränkter waren, als er sie vielleicht im Oestreichischen gefunden haben mochte, faßte er den Entschluß, den König den Oestreichern zu überliefern, wo er dann nicht zweifelte, daß Schlesien wieder an Oestreich kommen, und die Verhältnisse der Gutsbesitzer sich nach seinem Wunsche ändern würden. Er war dem König, der erst Anfangs dieses Monats bei ihm auf seinem Schlosse in Schönbrunn logirt hatte, schon längst persönlich bekannt, auch hatte er mit verschiedenen Personen aus dem Gefolge des Königs Bekanntschaft gemacht, und befand sich daher sehr oft im Hauptquartier. Hier hatte er nun bemerkt, daß der König eine äußerst geringe Bedeckung von nur 13 Mann Garde als Wache bei sich hatte, und also leicht während der Nacht von den gar nicht weit entfernt stehenden Oestreichern sich ein Trupp unbemerkt heranschleichen und den König aufheben konnte. Dies meldete er dem bei Kloster Heinrichau stehenden Oestreichischen Obersten Wallis vom Regiment Laudon, den er schon aus früherer Zeit her kannte. Der Briefwechsel zwischen Beiden wurde durch<124> einen, in das Geheimniß gezogenen katholischen Curatus Schmidt, der in Siebenhuben wohnte, besorgt. Am 29. November kam dieser nach Schönbrunn, um einen Brief an den Baron abzugeben. Dieser war aber eben mit seinem Jäger Kappet nach dem Hauptquartier des Königs geritten, der etc. Schmidt blieb indeß lange bei der Gemalin des Warkotsch, um ihn zu erwarten, doch ohne etwas von dem bei sich habenden Brief zu äußern. Als es ihm zu lange dauerte, nahm er Abschied von der Baronin, und ging zu der Frau des Jägers Kappet, der ihm gewöhnlich die Briefe des Barons überbrachte, gab ihr den Brief und trug ihr auf, ihn durch ihren Mann, wenn er mit dem Baron zurück käme, sogleich an denselben abgeben zu lassen, und dabei zu sagen, daß er darauf den andern Morgen ganz früh Antwort haben müsse. Der Brief hatte gar keine Adresse, und da der Curatus Schmidt so lange bei der Baronin gewesen und doch ihr nicht den Brief zurückgelassen hatte; so vermuthete die Kappel, daß er vielleicht ein heimliches Liebesverständniß des Barons betreffen möge, und war sehr neugierig, den Inhalt zu wissen, weil sie aber nicht lesen konnte, und zwei von des Barons Leuten sich nicht dazu verstehen wollten, den Brief zu erbrechen und ihr vorzulesen; so mußte sie sich gedulden, bis ihr Mann zurück kam, dies geschah erst spät am Abend. Da dieser es aber nun noch weniger wagen konnte, den Brief zu erbrechen, so gab er ihn noch denselben Abend an den Baron ab. Indeß scheint seine Neugierde, die schon früher durch die öfters nach Siebenhuben an den Curatus Schmidt überbrachten Briefe erregt worden sein mochte, jetzt durch seine Frau und den Brief ohne Aufschrift noch gesteigert worden zu sein. Als daher nach Mitternacht, wo er schon im Bette lag, der Baron noch zu ihm kam und einen Brief an den Curatus Schmidt überbrachte, mit dem Befehl, ihn mit dem Frühesten nach Siebenhuben zu tragen, da wurde Beider Neugier von Neuem rege, und<125> nach einigem Ueberlegen versprach der Kappel seiner Frau, am Morgen den Brief zu erbrechen. Dies geschah denn auch, und es fand sich, daß er eine Einlage des Barons an den Oestr. Oberst Wallis enthielt, welche der Curatus Schmidt an denselben befördern sollte und in welcher der Baron den Obersten auffoderte, die verabredete Aufhebung des Königs ungesäumt zu bewerkstelligen, da der Reisewagen, wie er am vorigen Tage gesehen, bereits vor der Thür des Quartiers des Königs stehe, und dieser also vielleicht schon des andern Tages abgehen werde etc. Pflichtgefühl, vielleicht unterstützt durch die Aussicht einer ansehnlichen Belohnung, ließen ihn bald zu dem Entschluß kommen, den Original-Brief an Wallis dem Könige nach Woiselwitz zu überbringen, und eine Abschrift davon, die er sich durch den lutherischen Prediger Gerlach in Schönbrunn verfertigen ließ, durch seinen Jägerburschen an den Curatus Schmidt zu überschicken. Beide Briefe, der an den Curatus und die Copie an Wallis wurden nun mit des Barons Petschaft, das sich Kappel verschafft hatte, wohl versiegelt und abgeschickt, während Kappel selbst nach Woiselwitz ging, und durch den General Krusemark dem König die Verrätherei des Warkotsch entdeckte und das Original-Schreiben übergab, gleich nachher auch selbst zum König gerufen und von ihm über die einzelnen Umstände befragt wurde. Der König befahl nun sogleich, daß ein Rittmeister mit einem Detaschement Dragoner abgegeschickt werde, den Warkotsch und den Curatus Schmidt abzuholen und vorläufig nach der Festung Brieg zu bringen. Beide Verräther wurden auch — nichts ahnend — glücklich angetroffen, dennoch aber überlisteten sie die zu ihrer Gefangennehmung abgeschickten Officiere, und entgingen so einer harten Strafe. Warkotsch hatte im Oestreichischen Schutz und Aufenthalt gefunden, und ist zu Raab, und, wie gesagt wurde, in gutem Wohlstände gestorben. Der Jäger Kappel erhielt zur Belohnung eine einträgliche Hegemeisterstelle zu<126> Germendorf bei Oranienburg, und als später sein Dienstwohnhaus abbrannte, wies der König zum Wiederaufbau 3900 Thlr. an und verordnete, daß der verbleibende Ueberschuß dem Kappel ausgezahlt werden sollte. Kappel war in Mitrowitz in Böhmen am 15. Januar 1726 geboren. In den Brandenb. Miscellen 1805, S. 427 heißt es, er sei am 12. April 1805 82 Jahr alt gestorben 126-+.

November 1761

In diesem Monat soll der König von Neuem wieder an Voltaire geschrieben haben. (H. W. I. XXXlII).

B.

2. November 1761

Die Russische Hauptarmee in Pommern geht, nachdem sie das Belagerungscorps vor Colberg verstärkt hat, über Schiefelbein und Tempelburg nach Polen in die Winterquartiere.

14. November 1761 bis 15. November 1761

Die Preußen, unter dem Herzog von Würtemberg, verlassen das Retrenchement vor Colberg.

Dezember.

A.

Dezember 1761

Der König bei Strehlen in Woiselwitz. Außer dem allerdings sehr wichtigen Verlust der Festung<127> Schweidnitz hatte den König in diesem Feldzug kein bedeutend harter Schlag gekostet, wie dies in den vorigen Feldzügen mehrmals geschehen war, aber — die Kräfte schwanden immer mehr, es fehlte an Menschen, es fehlte an Geld, alle Hilfsquellen waren erschöpft. In diesem ganzen Feldzuge hatte der König nur vertheidigungsweise verfahren, und mit der größten Anstrengung aller geistigen und materiellen Kräfte sich kaum gegen seine vielen, ihm weit überlegenen Feinde aufrecht erhalten, viel weniger verhindern können, daß die Feinde in seinem Staate, wie in Sachsen, immer mehreren und freieren Spielraum gewannen. Mit voller Wahrheit sagt der König in seiner Epistel an d'Argens :

"Selbst Plane Cäsar's, Condé's und Eugen's
Sind ganz umsonst, da Rettung uns gebricht.
Der Himmel müßte, meinen Wünschen hold,
Nun seinen Wunderarm verherrlichen!
Die Mittel sind erschöpft, und Klugheit, Muth
Erliegen der Gewalt, der Uebermacht."etc.

21. Dezember 1761

In dieser wahrhaft hoffnungslosen Lage schrieb der Konig die "Rede des Kaisers Otho an seine Freunde" nach dem Verlust der Schlacht bei Batriacum. (H. W. VII. 138 etc. Darin läßt er ihn unter anderm sagen :

- etc. - "Zu lang Hab' ich gelebt, wenn einst die Welt
Es weiß, daß Edelmuth mich sterben hieß,
Daß Otho, da er Rom am Abgrund sah,
Es zu erretten seinen Tod beschloß. etc.
Klagt nicht um mich; kein Uebel ist der Tod,
Ein jeder Mensch bezahlt ihm seine Schuld.
Heil dem, der seiner letzten Stunde noch
Der Tugend Siegel aufzudrücken weiß!
Erlischt der Geist im Todesaugenblick,
Dann fühlt er Sorgen, Schmerz und Noth nicht mehr.
Und wenn der Schlag, der diesen schwachen Bau
<128>Zerstört, doch meinen Geist nicht treffen kann —
Ich finde Götter dort (der Frevler kennt
Sie nicht), die schwacher Tugend Lohn verleih'n."

2. Dezember 1761

Der König an d'Argens:

"Da haben Sie, mein lieber Marquis, die Abänderungen, die ich im Stoiker gemacht. Lassen Sie ihn corrigiren und vom kleinen Wilhelm für Sich abschreiben. Ich habe noch einige andere Stücke, nur mag ich sie der Post nicht anvertrauen, unter andern die Rede des Kaisers Otho etc., womit Sie, wie ich glaube, zufrieden sein werden.

Die schlechte Witterung nöthigt mich, nach Breslau in die Winterquartiere zu gehen, den 5ten dieses werde ich dort sein. Das ist Alles, was dies Jahr Gutes gewirkt, mehr sag' ich nicht davon. Leben Sie wohl, mein Lieber, vergessen Sie mich nicht und halten Sie Sich von meiner Freundschaft überzeugt."

8. Dezember 1761

In derselben Stimmung, in welcher der König am 1. Dezember die Rede des Kaisers Otho geschrieben hatte, schrieb er jetzt: "Kato von Utika an seinen Sohn und seine Freunde, ehe er sich das Leben nahm." (H. W. VII. 143).

Am Schlüsse derselben heißt es:

"Wer Vaterland und Freunde fallen sieht,
Und dann noch lebt, der ist ein feiger Sklav,
Dem Edleren gebeut die Pflicht : nun stirb!"

9. Dezember 1761

Der König in Breslau.

13. Dezember 1761

Der König an d'Argens :

"Hätte ich weiter nichts zu thun, als meine Epistel zu corrigiren; so würden die kleinen Abänderungen, die Sie verlangen, bald gemacht sein. Allein ich habe gegenwärtig eine Menge von Geschäften unter Händen, die samt und sonders eine große Aufmerksamkeit erfodern. Der bewußten Person, über die Sie an mich schreiben lassen, habe ich in Chiffern geantwortet, und beziehe mich deshalb auf Ihren Committenten, daß er Ihnen Auskunft darüber geben wird. Das fehlte<129> noch unsern, monströsen Jahrhundert, den Porporino als Vater zu sehen, um die physischen Widersprüche mit den politischen beisammen zu haben. Nach Allem, was ich erfahren habe, bin ich zu Allem gefaßt, und wundere mich über Nichts mehr.

Ich wohne hier, Marquis, unter dem Schutt und den Trümmern in meinem Hause, wo einige Zimmer zurecht gemacht sind, und in den andern liegt Alles bunt über Eck.

Die Bücher, die ich von Berlin bekommen habe, sind mein Trost und mein Vergnügen; ich lebe mit ihnen und auf sie schränke ich meine Gesellschaft und meinen Zeitvertreib ein. Ich habe "Die schönen Künste zurückgeführt auf einen Grundsatz" gelesen; das Buch ist voll guter Lehren für junge Leute, doch giebt es Punkte, worin ich mit Batieux nicht übereinstimme. Ich bin gewiß, daß, wenn Sie das Buch gelesen haben, Sie nicht allem beipflichten werden, was er über Harmonie und nachahmende Laute sagt. Das procumbit humi bos des Virgil ist demselben entfahren, ohne daß er daran gedacht, die Langsamkeit des Stiers oder eines andern niederfallenden Thieres durch Töne zu malen. Das traça à pas tardifs un penible sillon des Boileau hat den Vortheil ganz eigenthümlicher Ausdrücke. Und das ist es, worauf Virgil und jeder andere gute Schriftsteller bedacht ist, und nicht Laute nachzuahmen; sonst würde Rousseau mit seinem Brequequekax über den Racine gehen. Außerdem setzt der Professor, ins Griechische verliebt, den Homer in allen Stücken über den Virgil, mutzt dem Letzteren hartnäckig einige Fehler auf und bemäntelt und verschweigt des Ersten seine. In Sachen des Geschmacks traue ich eher dem Eindruck, den ein Werk auf mich macht, als allen Grübeleien eines Gelehrten. Es ist ganz sicher und fest, daß Virgil unterhält, Homer dagegen Langeweile macht. Es giebt schöne Schilderungen im Homer, er war der erste, und das ist sein Vortheil. Allein nur zweimal spricht er zum Herzen; ein<130> mal beim Abschied des Hektor und der Andromache, das andere Mal, als Priamus den Leichnam seines Sohnes vom Achill sich erbittet, wogegen der Lateinische Dichter von einem Ende zum andern voll rührender Züge und mannigfaltiger Anmuth ist. Beinahe eben so urtheilt er über Corneille und Racine. Große Empfindungen allein, auch noch so stark ausgedrückt, machen noch kein Trauerspiel, und mehr hat Corneille nichts; da im Gegentheil eine gute Anlage, eine glückliche Verbindung der Auftritte und eine durchgängige Eleganz Racine's Verdienste ausmachen.

Ich habe gestern die Alceste und den Amasis des la Orange gelesen; zwei abscheuliche Stücke, wo die Personen meist wie Rasende sprechen, und wo es eben so sehr an Wahrscheinlichkeit, als Haltung der Charaktere fehlt. Die Verse sind matt und schlecht, kurz diese Stücke haben den Ruf ihres Autors sehr bei mir heruntergesetzt. Die Franzosen haben im Grunde nur drei tragische Dichter, Racine, Crebillon und Voltaire; die andern sind nicht auszuhalten."

26. Dezember 1761

An diesem Tage schrieb der König die Fabel : "die Violine." Obschon darin kein Trübsinn, wie in den beiden vorstehenden Reden herrscht, so zeigt doch die Moral am Schluß:

Die Kunst, und ist sie noch so groß,
Kommt ohne Mittel doch zu kurz,
daß sie die Hülflosigkeit seiner Lage bezeichnet.

28. Dezember 1761

Der König an Mitchel 130-+. (Epistel XVI. H. W. VI. 293).

Ueber den Ursprung des Nebels.
So dringe denn bis auf des Zweifels Grund
Und sag', weshalb ein doch gerechter Gott
Die Unschuld wie den Frevler leiden läßt.
Mich trifft ein schreckenvolles Loos; allein
<131>Verdien' ich es? Und ist es möglich wohl,
Daß Gott dem Sohn des Staubes zürnen kann?
Und war' er ungerecht — o Himmel.' welch
Ein schrecklicher Gedanke! Blindheit ist
Nothwendig dann; und Irrthum nur mein Loos.
Von einem höchst vollkommnen Wesen kam
Das Uebel nicht; was ist sein Ursprung sonst?
Wo strömt es her? wer war es, der es schuf?
So laß uns sehn, ob aus dem Zweifel nicht
Ein minder klippenvoller Weg uns führt.
Denk Dir (doch unverletzt sei der Altar)
Die Gottheit ewig und das Weltall auch.
Der Mensch mit Denkkraft und das kriechende
Insekt sind beid' aus niederm Stoff gezeugt.
Die Unvollkommenheit verbirgt sich nicht,
Und fühlen muß ein jedes Wesen sie.
Wenn man sich Gott als Schöpfer dieses Werks
Nicht länger denkt, so muß das Uebel sein,
Mein Erbtheil wird es dann. — So klag' ich denn
Und murre nie, wenngleich mein Auge sieht,
Daß Tugend leidet, seufzt; daß Lasterthat,
Mit ungerechtem Siege, daß sie frech
In wildem Rausch die Schwachheit unterdrückt.
Dies hemmt' ein Schöpfer ganz gewiß; doch Gott
Kann bis zu uns sich nicht erniedrigen.
Auf allgemeine Vorschrift nur beschränkt
Er sein Gesetz. etc."

B.

3. Dezember 1761

Der Lieutenant von der Golz und Mustapha Aga verlassen Breslau, um sich zum Chan Kerim Geray zu begeben.

16. Dezember 1761

Die Festung Colberg muß sich nach viermonatlicher tapferer Verteidigung durch den Oberst von der Heyde den Russen, unter Romanzeow, ergeben, weil alle Lebensmittel aufgezehrt waren.

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In diesem Monat kommt ein zweiter Gesandter des Chans der Tataren nach Breslau zum König und bestätigt die Anträge des ersten.

Zum ersten Male während dieses Krieges nahmen jetzt Russen und Oestreicher ihre Winterquartiere in den Preußischen Ländern. Die ersteren in Pommern, die letzteren in Schlesien.

Die Russen beherrschen den Strich Land längs dem rechten Ufer der Oder und der Warthe bis gegen Driesen, von da längs der Grenze der Neumark und Schlesien bis gegen Breslau, wodurch der König nicht allein Pommern, sondern auch den größten Theil der Neumark verlor.

In Schlesien war das ganze Gebirge und der größte Theil der Fürstentümer Münsterberg, Schweidnitz, Jauer, Liegnitz etc. in den Händen der Oestreicher, auch in Sachsen hatten die Feinde die Uebermacht und der größte Theil war in ihrem Besitz.

Die Armee des Königs war aufs Höchste nur noch 30000 Mann, die des Prinzen Heinrich 25000 Mann stark, und der Prinz von Würtemberg hatte ungefähr 5000 Mann.


100-+ Dem Uebersetzer Vernier, der ein berühmter Reisender war.

100-++ Dieser zweite Theil ist nicht von Voltaire.

102-+ In Voltair's Kandide.

111-+ Dieses Haus, das immer mit großer Sorgfalt unterhalten wurde, brannte am 25. Juni 1834, Morgens um 2 Uhr, ab.

112-+ Der König in den h. W. IV. 243 sagt, es sei dies in diesem Monat (Oktbr.) geschehen. In den Denkwürdigkeiten für die Kriegskunst und Kriegsgeschichte, Berlin bei Reimer 1820, Heft 6, G. 108, wo eine ausführliche Erzählung von diesen und den früheren Unterhandlungen, die mit dem Tatarenfürst gepflogen worden, enthalten ist, wird S. 113 gesagt, diese Gesandtschaft sei Mitte November 1761 im Lager bei Strehlen erschienen.

114-+ Merkwürdig hierbei ist, daß der König wenig Tage, nachdem er dies Gedicht verfertigt hatte, einen starken Beweis von der Bosheit der Menschen erhielt, deren Opfer selbst zu werden nur ein glücklicher Zufall verhinderte.

119-+ Es ist nicht wohl anzunehmen, daß Mustapha sich seit Oktober hier aufgehalten, und möchte es also richtiger sein, daß er erst Mitte November beim König angekommen. Vergl. S. 112 Note.

119-++ Die folgende Epistel.

120-+ In den Lettres sur Frederic II, Roi de Prusse etc., Tom II. p. 387 befindet sich diese Epistel nach dem Original von Catt mitgetheilt, und zwar lautet sie da etwas anders, als in den Oeuv. posth. Tom. VIII. 3.

126-+ In der Zeitung für die elegante Welt 1822 Nr. 186 — 89 wird erzählt, der König habe am 15. August 1761 sein Hauptquartier in Schönbrunn gehabt Und daselbst den Jahrestag des Sieges bei Liegnitz gefeiert (?!). Hier schon habe der König auf des Warkotsch Veranstaltung durch die in einem nahen Steinbruch versteckten Oeftreicher überfallen und entführt werden sollen. Zufällig aber habe der General Zieten, der in der Nähe gestanden, in der zur Aufhebung des Königs bestimmt gewesenen Nacht, seine Stellung verändert und sei mit seinem Regiment näher an das Dorf gerücktt dadurch sei der Plan, den König gefangen zu nehmen, vereitelt worden etc. Diese Erzählung ist ganz falsch, der König war an diesem Tage auch gar nicht in Schönbrunn oder in dieser Gegend, sondern in Wahlstadt bei Liegnitz. Die weiterfolgende Erzählung von der beabsichtigten Aufhebung des Königs im November zu Woiselwitz und deren Vereitelung etc. ist voller Unrichtigkeiten.

130-+ Mitchel, Englischer Gesandter am Berliner Hofe, war während dieses Krieges lange Zeit als Gesellschafter beim König.

79-+ Eine Dose von Meissener Porzellan, auf der ein Hund ruhte.

87-+ Tancred.

87-++ An die Pompadour.

87-+++ Jac. Aug. Thuani historiarum sui temporis libri 138. 1604—1654 erschienen 12 Ausgaben. Die ersten lateinisch. Das Werk wurde nachher ins Deutsche und Französische übersetzt. Der Verfasser war Präsident des Parlamemtes zu Paris. Er lebte von 1553 bis 1617.

89-+ Es soll eine Kabinetsordre des Königs an Tauenzien existiren, welche aus Schlettau den 23. Mai 1761 datirt ist. Es läßt sich aber nicht gut erklären, wie der König um diese Zeit aus Kunzendorf bei Schweidnitz nach Schlettau bei Meissen gegangen sein sollte.

92-+ Vergl. Virgil Aeneis VII. 340 seq.

94-+ Saute Marquis! Worte aus Regnard's Spieler, welche zum Sprichwort geworden sind.