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6. März 1761

Der König an d'Argens :

"Die Freude der Berliner, die Sie mir beschreiben, hat sich meiner Seele mitgetheilt; ich empfand einen Vorschmack von dem Gefühle, das ich haben werde, wenn der allgemeine Friede geschlossen ist. Die Nachrichten aus Petersburg sind so, wie wir sie nur wünschen können. Vielleicht ist dort sogar der Friede schon unterzeichnet. Von einem gewissen Ort habe ich noch nicht alle nöthigen Nachrichten; indeß weiß ich, daß die Truppen auf dem Marsch sind, und daß man in Wien sich sehr fürchtet. Ich kann aus allen Gründen hoffen, daß ich meinen Endzweck erreichen werde. Sobald ich mehr Gewißheit habe, will ich Ihnen das Vergnügen mittheilen, das diese glückliche Begebenheit mir verursachen wird. Kurz, lieber Marquis, die Gewitterwolken zertheilen sich, und wir können hoffen, wieder einen schönen heitern Tag zu sehen, den glänzende Sonnenstrahlen verschönern.

Ich schicke Ihnen ein Mährchen +; als ich es aufsetzte, war ich ganz voll von Bossuet's Buche ++, und von den närrischen Erklärungen, die er über die mystischen Träumereien der Schule giebt. Aus Verdruß über diesen Unsinn machte ich eine Fabel, um mich an denen zu rächen, die ihr Leben damit hinbringen, solche Albernheiten auszukramen. Der Gegenstand der Allegorie ist die dunkle Grotte des Orients; und sie ist durch und durch so deutlich, daß sie keines Commentars bedarf.

Freuen Sie Sich, lieber Marquis, sein Sie ruhig und gesund. Mit der Hoffnung bekomme ich wieder Muth, und ich denke nun, Sie noch vor meinem Tode in Sanssouci wieder zu sehen, wo wir ruhig und ohne in periculo mor-


+ Die beiden Reisenden. Eine Allegorie. H. W. VII. 150.

++ Exposition de la doctrine de l'église catholique, welche schon zu seiner Zeit starken Widerspruch erfahren.