<130> mal beim Abschied des Hektor und der Andromache, das andere Mal, als Priamus den Leichnam seines Sohnes vom Achill sich erbittet, wogegen der Lateinische Dichter von einem Ende zum andern voll rührender Züge und mannigfaltiger Anmuth ist. Beinahe eben so urtheilt er über Corneille und Racine. Große Empfindungen allein, auch noch so stark ausgedrückt, machen noch kein Trauerspiel, und mehr hat Corneille nichts; da im Gegentheil eine gute Anlage, eine glückliche Verbindung der Auftritte und eine durchgängige Eleganz Racine's Verdienste ausmachen.

Ich habe gestern die Alceste und den Amasis des la Orange gelesen; zwei abscheuliche Stücke, wo die Personen meist wie Rasende sprechen, und wo es eben so sehr an Wahrscheinlichkeit, als Haltung der Charaktere fehlt. Die Verse sind matt und schlecht, kurz diese Stücke haben den Ruf ihres Autors sehr bei mir heruntergesetzt. Die Franzosen haben im Grunde nur drei tragische Dichter, Racine, Crebillon und Voltaire; die andern sind nicht auszuhalten."

26. Dezember 1761

An diesem Tage schrieb der König die Fabel : "die Violine." Obschon darin kein Trübsinn, wie in den beiden vorstehenden Reden herrscht, so zeigt doch die Moral am Schluß:

Die Kunst, und ist sie noch so groß,
Kommt ohne Mittel doch zu kurz,
daß sie die Hülflosigkeit seiner Lage bezeichnet.

28. Dezember 1761

Der König an Mitchel +. (Epistel XVI. H. W. VI. 293).

Ueber den Ursprung des Nebels.
So dringe denn bis auf des Zweifels Grund
Und sag', weshalb ein doch gerechter Gott
Die Unschuld wie den Frevler leiden läßt.
Mich trifft ein schreckenvolles Loos; allein


+ Mitchel, Englischer Gesandter am Berliner Hofe, war während dieses Krieges lange Zeit als Gesellschafter beim König.