<12> wir die Welt, um unsere blutigen Trauerspiele da aufzuführen, wo es unfern Feinden gefällig ist, das Theater dazu herzugeben.

Ich bin Ihnen sehr für den Caviar verbunden, welchen Sie mir geschickt haben; die Reichstruppen haben ihn verzehrt, vielleicht auch die von Mainz, gegen welche Ariost so großen Abscheu hegte. etc.

Ohne des moralischen Uebels zu gedenken, welches dieser Krieg hervorruft, so ist das physische gewiß nicht geringer, und wir können Gott danken, wenn keine Pest folgt.

Armselige Thoren, die wir sind, die wir nur einen Augenblick zu leben haben! Und diesen Augenblick verbittern wir uns einander, so sehr wir können, wir gefallen uns darin, die Meisterstücke des Kunstfleißes und der Zeit zu zerstören, und ein gehässiges Andenken unserer Verwüstung und des Unglücks, welches sie angerichtet, zu hinterlassen. etc."

20. März 1760

An d'Argens :

"Ja, lieber Marquis, ich habe Fehler begangen, und was das Schlimmste ist, ich werde noch mehr begehen. Man wird nicht sogleich weise, wenn man es wünscht; wir bleiben unser ganzes Leben hindurch beinahe immer dieselben. Das Unangenehmste bei den gegenwärtigen Umständen besteht darin, daß alle Fehler sogleich die größten Folgen haben. Schon dieser eine Gedanke macht, daß ich zittere. etc.

Um von diesen trüben und finstern Bildern weg zu kommen, durch die endlich selbst Demokrit melancholisch und hypochondrisch werden müßte, studire ich oder mache leichte Verse. So lange diese Beschäftigung dauert, bin ich glücklich. Sie täuscht mich über meine gegenwärtige Lage, und verschafft mir Das, was die Aerzte lucida intervalla nennen; aber kaum ist der Zauber verschwunden, so sinke ich wieder in meine finstere Träumerei zurück, und das Leiden, das nur gehemmt war, wird nun stärker und mächtiger."