September.

A.

15. September 1759

Der König in Waldau. Von hier schrieb der König am 15ten an den Minister von Finkenstein: "Wenn Sie denken, daß meine Sorgen aufgehört haben, so irren Sie Sich sehr. Ich kann mich nicht deutlicher erklären, als ich es schon gethan habe. Erinnern Sie Sich, was ich Ihnen im vorigen Jahre in Dresden gesagt habe, ich fürchte, es nur zu gut getroffen zu haben; indessen, man muß sich mit Standhaftigkeit waffnen, und da ich meine Partie auf jeden Fall genommen habe, erwarte ich ruhig die Ereignisse, welche dem Zufall herbeizuführen gefallen wird."

16. September 1759

Der König in Vetschau.

17. September 1759

In Cotbus. Den 17ten schreibt der König an d'Argens:

"Berlin ist wirklich außer Gefahr, die Russen stehen bei Guben und Forst; aber ich bin noch von entsetzlichen Beschwerden, Gefahren und Abgründen umringt. Es läßt sich sehr leicht sagen, mein lieber Marquis: man müsse den Krieg vertheidigungsweise führen; allein die Menge meiner Feinde ist so groß, daß mich die Roth zum Angreifen zwingt. Hier bin ich in einem Dreieck, wo mir die Russen zur Linken, Daun zur Rechten, und die Schweden im Rücken stehen. Führen Sie doch nun einen Vertheidigungskrieg, ich bitte Sie! Gerade das Gegentheil. Bis jetzt behaupte ich mich nur dadurch, daß ich Alles angreife, was ich kann, und mir kleine Vor<392>theile verschaffe, die ich so viel als möglich zu vervielfältigen suche.

Seit dem Kriege bin ich in dem Noviziat des Stoicismus; wenn das so fortdauert, so denke ich noch gleichgültiger und unempfindlicher zu werden, als Empedokles und Zeno selber. Nein, mein lieber Marquis, ich werde nicht von Ihnen verlangen, daß Sie zu mir kommen sollen. Wenn ich leben bleibe, so sehe ich Sie wahrscheinlich nicht eher wieder, als bis der Winter einen sichern Waffenstillstand auf sechs Monat bewirkt hat. Bis dahin wird viel Blut fließen, es werden sich eine Menge guter und schlimmer Vorfälle ereignen, durch welche sich unser Schicksal aufklären wird. Leben Sie wohl, ich umarme Sie, mein lieber Marquis."

19. September 1759

Der König in Pforten.

20. September 1759

In Schönewalde und Linderode bei Sorau. Aus letzterm Ort schreibt der König an Fouqué: "Mein Bruder hat 12000 Östreicher durchschlüpfen lassen, die sich mit den Russen bei Christianstadt vereinigt haben. Sie wollen Glogau belagern. Ich eile in vollem Fluge fort, um sie daran zu verhindern; aber ich bin schwach, habe nur 24000 Mann, die zwei Mal geschlagen worden sind, mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich weiß nicht, weder wo Sie sind, noch in was für Umständen Sie Sich befinden. Wenn es Ihnen möglich ist, so schicken Sie mir Hülfe. Diese Truppen können über Pridemost marschiren. Daß man Glogau belagert, leide ich nicht, eher schlage ich mich, es falle auch aus, wie es wolle. So dachten die alten Ritter, und so denke auch ich. Morgen bin ich jenseits Sagan und übermorgen in Glogau. etc."

Der König konnte jedoch sein Vorhaben nicht so schnell ausführen, verschiedene Demonstrationen der Feinde hinderten ihn daran.

21. September 1759

Der König in Eckersdorf (Saganisch).

21. September 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Meine Lage ist nicht so verzweifelt, als meine<393> Feinde sie ausschreien. Ich werde meinen Feldzug noch gut endigen. Mein Muth ist nicht niedergeschlagen; aber ich sehe, daß es auf Frieden ankommt. Über diesen Gegenstand kann ich weiter Nichts bestimmen, als daß ich so viel Ehrgefühl habe, als zehn Personen. Selbst bei den äußersten Unfällen fühle ich mich unfähig, eine Handlung zu begehen, wodurch dasselbe auch nur im Mindesten gekränkt würde etc. - Ich verlange nichts mehr als den Frieden, aber er muß nicht entehrend sein etc. - Wäre ich ein Privatmann, so würde ich aus Liebe zum Frieden Alles abtreten, aber man muß die Denkart seines Standes annehmen. etc."

23. September 1759

Der König in Suckau.

24. September 1759

In Baunau. Hier nimmt der König, der nahen Feinde wegen, eine feste Stellung, und schreibt am 25sten an Fouqué: - etc. "Mit 21000 Mann hat ihr geschlagener und gemißhandelter Diener eine Armee von 50000 Mann verhindert ihn anzugreifen, und sie genöthigt, nach Neusalz zurückzugehen. etc."

B.

1. September 1759 bis 4. September 1759

Münster wird von den leichten Truppen der Alliirten berennt.

4. September 1759

Die Schweden erobern Swinemünde.

4. September 1759

General von Schmettau in Dresden sieht sich genöthigt zu capituliren. General Wunsch, der bald nachher zum Entsatz heranrückt, kommt nun zu spät.

5. September 1759

Leipzig geht an die Reichstruppen über.

5. September 1759

Starb in Cüstrin der General-Lieutenant August Friedrich von Ipenplitz, einer der tapfersten Generale der Armee, an den vielen in der Schlacht bei Kunersdorf erhaltenen Wunden.

8. September 1759

General Wunsch schlägt den Französischen General S t. André.

8. September 1759

Früh um halb 5 Uhr marschirt die Preußische Besatzung von Dresden mit allen Ehren frei aus, und nimmt Kassen, Geschütz etc. mit Auf der Elbe gingen 18 beladene Schiffe mit Preußischen Effecten etc. ab.

<394>

13. September 1759

Der General Wunsch erobert Leipzig wieder.

16. September 1759

Die Schweden nehmen Wollin.

21. September 1759

Gefechte bei Korbitz. Fink und Hülsen behaupten ihre Stellung gegen die überlegene Macht der Östreicher und Reichstruppen.

25. September 1759

Prinz Heinrich überfällt bei Hoyerswerda den Östreichischen General Wehlen, und macht ihn mit 28 Officieren und 1700 Mann zu Gefangenen.