Juni.

A.

13. Juni 1757

Der König geht aus dem Lager vor Prag mit 12000 Mann zur Beverschen Armee nach Kauerzim. An diesem Tage war der König in dem Gehöfte, welches "der letzte Pfennig" genannt wird

14. Juni 1757

In Malhotitz.

17. Juni 1757

In Werptschan (in der Gegend von Kaurzim) ins Lager.

18. Juni 1757

Früh um 3 Uhr wurden die Zelte abgebrochen und die Armee en Ordre de Bataille formirt, alsdann setzte sie sich in Marsch und ging durch die Stadt Planian, längs dem großen Kaiserwege bis zu dem linker Hand liegenden Wirthshause Novimiesto 308-+, wo der großen Hitze wegen Mittags gegen 1 Uhr Halt gemacht wurde. Die Kavallerie saß ab,<309> um etwas auszuruhen, und der König mit sämtlichen Generalen ging in das Wirthshaus, die Treppe zur zweiten Etage hinauf, und in das Zimmer linker Hand, von wo aus die feindliche Stellung am besten übersehen werden konnte. Hier entwarf er die Disposition zur Schlacht, und machte sie den Generalen bekannt. Halb 3 Uhr setzte die Armee ihren Marsch wieder fort, und bald nachher begann die Schlacht bei Kollin. Der Augenzeuge, ein Officier im Gefolge des Königs, aus dessen Erzählung das Vorstehende genommen ist, behauptet noch, daß der König während der Schlacht hinter dem Hülsenschen Corps gehalten, und weder den Prinzen Moritz, noch den General Manstein gesprochen habe etc. 309-+. Der Augenzeuge versichert auch, daß der König bei Anfang dieser Schlacht den Degen gezogen habe. Als Abends nach acht Uhr die Armee zurückweichen, und der König das Schlachtfeld verlassen mußte, wandte er sich beim Rückweg nach Nienburg zu dem jüngern Grafen von Anhalt und sagte: "Mais ne savez vous donc pas, que chaque homme doit avoir ses revers, et il paroit que j'aurai les miens." (Der Augenzeuge). Nach Tempelhof und Retzow verloren die Preußen in dieser Schlacht überhaupt: 13773 Mann, inclus. 326 Officiere, darunter der General-Major von Krosigk und die Obersten von Lepel, von Herwart, von Münchow und von Schwerin, 45 Kanonen und 22 Fahnen. Die Östreicher verloren: 8110 Mann. Es fochten hier 32000 Preußen gegen 60000 Östreicher. Nach<310> anderweiten Erzählungen von dieser Schlacht hatten anfänglich die Preußen bedeutende Vortheile erlangt, und der Östreichische Feldmarschall bereits Befehl zum Rückzug nach Suchdol gegeben, während ein Sächsischer Oberst-Lieutenant Benkendorf 2) eine so glückliche Attacke machte, welche der Schlacht sogleich eine andere, für die Preußen nachtheilige, Wendung gab. (Backenberg Gesch. der Feldzüge etc. S. 33. Retzow I. 133, 134. Tempelhof I. 217-219. Annalen des Krieges etc. II. 94).

19. Juni 1757

Der König geht nach der Schlacht bei Kollin über Nienburg nach dem Lager vor Prag zurück, und hebt den 20). die Belagerung auf.

20. Juni 1757

Der König in Alt-Bunzlau.

21. Juni 1757

In Lissau bis den 24., dann zurück nach Alt-Bunzlau.

22. Juni 1757

Der König schreibt an den Minister von Schlabrendorf in Schlesien, daß er die Schlacht bei Kollin verloren etc., daß aber in der Hauptsache Nichts verloren sei, und er bald gute Nachrichten einsenden werde. Das solle er den guten Schlesiern zur Aufmunterung mittheilen.

24. Juni 1757

In Alt-Bunzlau.

25. Juni 1757

In Melnick.

26. Juni 1757

In Gastorf.

27. Juni 1757

In Leutmeritz. Hauptquartier auf dem Dom. Hier übergiebt der König dem Prinzen von Preußen das Commando über die geschlagene Armee, und ertheilt ihm mündlich seine Instruction nach einer vor sich habenden Karte von Böhmen über Alles, was er thun solle etc.

?? Juni 1757

Der König schreibt aus Leutmeritz (in diesem Monat) an d'Argens:

"Vergessen Sie nicht, mein lieber Marquis, daß der Mensch mehr Gefühl als Vernunft hat. Ich habe den dritten Gesang des Lukrez gelesen, und wieder gelesen, aber nichts darin gefunden, als daß die Übel nothwendig und die Gegenmittel fruchtlos sind. Linderung meines Schmerzes finde ich in der<311> täglichen Arbeit, die ich zu thun genöthigt bin, und in den unaufhörlichen Zerstreuungen, die mir die Menge meiner Feinde verschafft. Hätte ich bei Kollin das Leben verloren; so wäre ich jetzt im Hafen, worin ich keine Stürme mehr fürchten dürfte. Aber nun muß ich auf dem Meere schwimmen, bis mir ein kleines Stückchen Erde das Glück giebt, das ich in dieser Welt nicht finden konnte! Leben Sie wohl, mein Lieber. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und alle Arten von Glück, deren ich entbehren muß."

B.

28. Juni 1757

Die Königin Mutter stirbt in Monbijou, und wird den 4. Juli ganz still in der neuen Domkirche beigesetzt.

29. Juni 1757

Geht der Prinz von Preußen aus Leutmeritz nach seiner Bestimmung ab.

Die Kaiserin Maria Theresia stiftet zum Andenken an die Schlacht bei Kollin den Maria-Theresien-Orden.


308-+ Tempelhof I. 203 sagt, hiermit übereinstimmend: "Der König ließ die Tete der Kolonnen (welche auf dem Plan mit C bezeichnet sind) bei Novimiest Halt machen, und die Avantgarde unter dem General Zieten bis Slatislunz vorrücken."

309-+ Nach der Östreichischen militärischen Monatsschrift, Jahrg. 1819, Heft 1. S. 43, soll der König während der Schlacht sich auf dem, eine halbe Stunde von Krzeczhorz auf der andern Seite der Chaussee gelegenen, Neudorfer Berg, der seit jener Zeit "der König-Friedrichsberg" genannt wird, aufgehalten und von da aus die Schlacht geleitet haben. Dennoch soll der König den Prinzen Moritz gesprochen haben, welche Angabe aber, wie der Erzähler selbst sagt, aus Retzow genommen ist, also sonst Nichts für sich habe.