April.

A.

1. April 1744

Von Berlin nach Potsdam, schreibt folgenden sehr launigen Abschied für den Baron Pöllnitz, welcher beinahe dessen ganzen Lebenlauf enthält.

Wir thun durch Gegenwärtiges hiermit zu wissen, daß der Baron von Pöllnitz, geboren zu Berlin und, so viel uns bekannt ist, von honnetten Eltern, Kammerherr unsers Großvaters glorreichen Gedächtnisses, wie auch in gleicher Qualität im Dienst der Herzogin von Orleans, Oberster in spanischen Diensten, Kapitain der Kavallerie in der Armee des verstorbenen Kaisers, Kämm'rer des Papstes, Kammerherr des Herzogs von Braunschweig, Fähnrich im Dienst des Herzogs von Braunschweig, Kammerherr und Ober-Ceremonienmeister bei unserm seel. Vater etc., nachdem derselbe überschwemmt und bedrückt von der Menge der ansehnlichsten militairischen und der höchsten Würden bei Hofe, welche es nach und nach auf seine Person gleichsam geregnet hat, müde der Welt und veranlaßt durch das schlechte Beispiel des neuen Kammerherrn Montaulieu, welcher kurz vor ihm vom Hofe weggelaufen, hat uns besagter Baron Pöllnitz ersucht und allerunterthänigst gebeten, ihm zur Erhaltung seiner guten Reputation und Renommee einen ehrlichen Abschied gnädigst zu ertheilen.

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Indem wir nun seine Bitte deferiren, um wegen seiner guten Aufführung und den beträchtlichen Diensten, welche er an unserm Königl. Hof, durch seine Plaisanterien und durch die Amüsements, die er unserm seligen Vater neun Jahre lang verschafft hat, ihm das nachgesuchte Zeugniß nicht versagen wollen; so haben wir nicht umhin gekonnt, zum Ruhme des besagten Baron zu erklären, und erklären hiemit, daß während der ganzen Zeit, welche er in unserm Dienst gewesen ist, er weder ein Straßenräuber noch Beutelschneider noch Giftmischer gewesen, daß er keine junge Mädchen geraubt und genöthzüchtigt. Niemand gröblich verläumdet oder sonst den geringsten Anfall auf die Ehre irgend Jemands an unserm Hofe gemacht hat, sondern daß er sich jederzeit als ein galant homme und seinem Ursprung und Stande gemäß betragen hat, indem er niemals einen andern als honetten Gebrauch von den Talenten, welche der Himmel ihm gegeben, gemacht hat, um den Zweck des Theaters, welcher ist die Lächerlichkeiten der Menschen auf eine angenehme und vergnügende Art vorzustellen, um sie dadurch zu bessern - zu erreichen.

Auf gleiche Weise hat er immer den Rath des Bachus, in Betreff der Mäßigkeit und Nüchternheit, befolgt und die christliche Liebe so weit getrieben, daß er die Bauern den Ausspruch des Evangeliums: Geben ist seliger denn nehmen, ausüben gelehrt.

Er ist auch vollkommen im Besitz aller Anekdoten von unfern Schlössern und Lusthäusern und besonders der Verzeichnisse unsrer alten Möbel, und wußte sich auch noch durch seine Verdienste bei denen, welche die Schlechtigkeit seines Kopfs und das wenige Gute seines Herzens kannten, nützlich und dienstfertig zu erweisen.

Wir geben besagtem Baron über dies noch das Zeugniß, daß er uns niemals erzürnt hat als durch seine, alle Gränzen des Respekts überschreitende, Importunité, mit welcher er versucht hat, die Asche unsrer glorreichen Vorfahren auf eine unwürdige und unerträgliche Art zu profaniren und zu beschimpfen 101-+

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Indessen so wie man in den allerschönsten Gegenden auf unkultivirte und wüste Orte stößt, wie die schönsten Körper ihre Mängel und die Meisterstücke der größten Maler ihre Fehler haben, so wollen wir besagtem Baron auch seine Fehler und Mängel vergeben, und wir bewilligen ihm hierdurch, obschon mit Bedauern den verlangten Abschied, und wollen ihn zuletzt entheben, und entheben ihn hiemit gänzlich der Charge, welche ihm übertragen gewesen dergestalt, daß das Andenken davon auf immer unter den Menschen vertilgt sei, indem wir glauben, daß kein Mensch mehr würdig sei, nach genanntem Baron die besagte Charge zu bekleiden. Gegeben in Potsdam den 1. April 1744.

12. April 1744

Von Potsdam nach Charlottenburg.

13. April 1744

Von Charlottenburg nach Berlin, ertheilt dem ungarischen Minister von Rosenberg Audienz und geht nach Charlottenburg zurück.

14. April 1744

Die regierende Königin und die Prinzessinnen Amalie und Ulrike nach Charlottenburg zum König und zurück.

20. April 1744

Der König in Berlin


101-+ Das bezieht sich wahrscheinlich auf die Beschuldigung, welche er gegen die Churfürstin Dorothea, zweite Gemalin Friedrich Wilhelms d. Gr. in seinen neuen Nachrichten von seinen Reisen, Theil I, S. 7 ausgesprochen hat, und für deren Erfinder und Urheber er gehalten wird.