Oktober.

A.

2. Oktober 1740

In Charlottenburg - fortwährend Conferenzen mit den Ministern und Abschiedsaudienz dem Kaiserl. Gesandten.

4. Oktober 1740

Von Charlottenburg nach Ruppin und Rheinsberg.

6. Oktober 1740

In Ruppin.

7. Oktober 1740

In Rheinsberg an Voltaire etc.

"Ich habe den Machiavell gelesen, bin aber nicht ganz damit zufrieden. Daher werde ich das ändern, was mir nicht gefällt und in Berlin unter meinen Augen eine neue Ausgabe veranstalten. In dieser Absicht habe ich einen Artikel in die Zeitungen setzen lassen, worin der Verfasser des Versuchs die beiden Editionen für unächt erklärt 23-+. Das 15. und 14. Kapitel sind gar nicht mehr das, was sie nach meinem Willen sein sollten. Ich werde mich diesen Winter mit der Umarbeitung beschäftigen" etc.

15. Oktober 1740

Ankunft in Berlin.

17. Oktober 1740

Ankunft der Baireuthschen Herrschaften in Berlin.

18. Oktober 1740

Der König giebt dem, am 16ten in Berlin angekommenen, französischen Gesandten Marquis de Beauveau feierliche Audienz.

19. Oktober 1740

Mittags um 11 Uhr nach Rheinsberg. Den 22sten 23-++ folgen die Königin und die Baireuthschen Herrschaften eben dahin nach. Der König leidet am Fieber, hält in<24> seinen Zimmern Loge und besorgt selbst die Aufnahme seines Schwagers, des Markgrafen von Baireuth.

24. Oktober 1740

Vollzieht der König den, am 20sten geschlossenen, Traktat über den Verkauf der Baronie Herstall an den Bischof von Lüttich.

25. Oktober 1740

Erscheinen auf des Königs Einladung die Deputirten des Bischofs von Lüttich, der Baron d'Horion und Msr. du Château, sie wurden mit vieler Gnade empfangen, und jeder erhielt vom Könige eine, mit seinem Portrait gezierte, kostbare Tabatiere zum Geschenk. Beim Abschied gab ihnen auch der König ein, in sehr freundlichen Ausdrücken abgefaßtes, Schreiben an den Bischof mit.

25. Oktober 1740

Erhält der König in Rheinsberg die Nachricht von dem, am 20sten erfolgten, Absterben des Kaisers Karl VI. Er beruft sogleich den Feldmarschall von Schwerin und den Minister von Podewils aus Berlin nach Rheinsberg. In Berlin wurde die Nachricht vom Tode des Kaisers erst denselben Tag Abends bekannt.

?? Oktober 1740

An Voltaire 24-+.

"Wollten Sie wohl den Kommödianten, der Mahomet II. geschrieben hat (La Noue), engagiren und ihm den Auftrag geben, eine Gesellschaft in Frankreich zu errichten, und sie den 1. Juni 1741 nach Berlin zu bringen? Die Gesellschaft muß gut und für das Tragische sowie für das Komische vollständig sein, die ersten Rollen doppelt etc. Ich bin über den Gelehrten mit so vielen Sprachen (Dumoulard) endlich auf andere Gedanken gekommen, und es wird mir lieb sein, wenn Sie ihn mir schicken."

26. Oktober 1740

An Voltaire etc.

"Der Kaiser ist todt. - Dieser Todesfall zerstört alle meine friedlichen Ideen, ich glaube im Juni werde die Rede mehr von Pulver, Soldaten etc. sein, als von<25> Aktricen etc. Sie bekommen eine Ode von mir, womit ich die Gressetsche beantworte."

28. Oktober 1740

An Algarotti. Aus Rheinsberg - er gesteht ihm, daß der Antimachiavell Fehler habe, und setzt dann die Worte hinzu:

"Aber der Tod des Kaisers macht aus mir einen sehr schlechten Correktor. Es ist dies eine fatale Epoche für mein Buch und vielleicht glorreich für meine Person."

?? Oktober 1740

An ebendenselben. "Wir spielen hier ganz still die Caesar und Antonius, bis wir sie reeller nachahmen können etc. Eine Kleinigkeit, wie der Tod des Kaisers, erfordert keine große Bewegung. Alles war vorher gesehen, alles war vorbereitet (arrangé). Also bedarf es blos die Vorsätze auszuführen, die ich seit langer Zeit in meinem Kopf überdacht habe (que j'ai roulé dans ma tête)."

B.

16. Oktober 1740

Der französische Gesandte von Beauveau kommt in Berlin an.

19. Oktober 1740

Ankunft des Markgrafen und der Markgrafin von Baireuth in Berlin.

21. Oktober 1740

Erscheint eine Verordnung, daß wohlhabende Ausländer, welche sich in preußischen Provinzialstädten niederlassen wollen, eben die Freiheiten genießen sollen, wie die, welche sich in Berlin niederlassen.

28. Oktober 1740

Stirbt die Kaiserin von Rußland, Anna. Sie hatte den Prinzen Iwan, den Sohn ihrer Schwester Tochter der mecklenburgschen Prinzessin Anna, vermält mit dem Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig Wolfenbüttel, zum Thronfolger ernannt.

In diesem Monat erscheint ein Königl. Patent, wodurch sämmtliche Statuten und Privilegien der Städte, Ämter und einzelner Personen, deren Erneuerung sonst bei veränderter Regierung gesucht werden muß (um die Unterthanen der Kosten zu überheben), auf einmal renovirt und bestätigt werden.

<26>

Der König ließ diesen Monat, der außerordentlichen Kälte wegen, in Berlin und den Vorstädten so viel Stuben miethen, daß darin 1000 arme Frauen und Kinder sich mit Spinnen etc. beschäftigen konnten, und gab zur Heizung auf jede Stube einen Haufen Holz. Auch auf vielfältig andere Weise nahm sich der König in diesem strengen Winter der Armuth an.


23-+ Dies ist - in den Berliner Zeitungen wenigstens - nicht geschehen.

23-++ Die Spenersche Zeitung gibt an, dies ist aber falsch wie aus Bielfelds Briefen I. 269, und aus der Berliner Monatsschrift 1804, Monat Juli zu ersehen ist. Auch die Memoiren der Markgräfin von Baireuth II. 199-202 haben hier, wie an mehreren Stellen, ein unrichtiges Datum.

24-+ In den hinterlassenen Werken ist dieser Brief fälschlich vom September datirt.