<366> in irgend einer großen Stadt. Das dieserwegen von dem Herrn Grafen bekannt gemachte Reglement zeigt an, daß wöchentlich ein Ball gehalten werden soll, wobei alle Masken beiderlei Geschlechts erscheinen dürfen, jedoch behält der Adel die Freiheit, unmaskirt zu kommen. Bei den Tänzen sind gewisse Schranken zum Unterschied des Adels und der bürgerlichen Personen angewiesen +. Jedem werden dabei Erfrischungen gereicht werden. Um 11 Uhr speiset der Adel, die bürgerlichen Personen aber werden in dem großen Saale aufs Beste bewirthet. Letztern ist auch freigelassen, in das Appartement des Adels zu gehen, um den vorgestellten Jahrmarkt und die spielenden Wasser zu sehen. Der Beschluß wird eine nachgeahmte Hochzeit sein. Man zählet etliche hundert vornehme Personen, die sich bei dieser Lust aus Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen eingefunden, wobei Alle die vortreffliche Anordnung und Properte nicht genug bewundern können.
     

Viele sind selbst in dem hochgräflichen Schlosse logirt, welches so geräumig ist, daß bis hundert möblirte Zimmer darin sind. Man glaubt, es werden immer noch mehr Fremde ankommen. etc."

Hiernach wird man sich leicht einen Begriff von den ungeheuern Kosten machen können, die ein solcher Aufwand erfoderte, denn nicht allein zur Carnevalszeit, sondern auch außerdem fanden dergleichen Feste sehr oft Statt. Die Folgen konnten auch nicht ausbleiben; die Finanzen des vergnügungssüchtigen Grafen kamen endlich in so große Unordnung, daß er in seinen spätern Jahren mit vielen Sorgen zu kämpfen hatte. Der König entriß ihn denselben, und trug ihm an, zu ihm nach Potsdam zu kommen, wo er seine Tage sorgenfrei verleben könne. Dem Grafen war dies sehr willkommen, da er aber wegen Gebrechlichkeit des Alters die ganze Reise nicht füglich zu Lande machen konnte, so ließ der gutmüthige König ein Oderschiff überbauen, ein Paar kleine Zimmer darauf einrichten und mit vielen Bequemlichkeiten versehen, daß der Graf also nur den kleinsten Theil seiner Reise zu Wagen zu machen nöthig hatte, und dann sich einschiffen


+ Dieser Unterschied hatte in damaliger Zeit nichts Auffallendes, er fand selbst in Berlin Statt. Siehe 1. Abthl. S. 104 Note.