<243> im August d. J. nach Potsdam und trat als Vorleser und Sekretair des Königs an Dargets Stelle. (Oeuv. de Voltaire. Edit. Basle. Tom 84. p. 6). Voltaire und d'Argens fanden jedoch sehr bald, daß sie sich in ihrem Schützling sehr getäuscht hatten, und daß er nur in der Theologie und Kirchengeschichte einige Kenntnisse besaß, im Übrigen ihm aber Alles abging, wodurch er ihrer Empfehlung beim Könige hätte Ehre machen können. Sie gaben ihm in der altern Geschichte etc. Unterricht, und er mußte ihnen täglich, ehe er zum Könige ging, seine Lection wiederholen, da jedoch seine Schwäche dem Könige nicht verborgen bleiben konnte, so bereitete Voltaire selbst den König nach und nach vor, und belustigte ihn durch die Erzählung von den komischen Details der Lektion, die er und d'Argens dem Abbé gaben. Dieser ward aber endlich gewahr, daß man ihn zum Besten hatte, und rächte sich dadurch, daß er überall gegen den Monarchen und seine Lehrer deklamirte, und sich auf die Seite derer schlug, die mit der Regierung unzufrieden waren. Dem Könige blieb dies nicht unbekannt, dennoch behielt er ihn, und sah ihm, wie wir weiterhin sehen werden, Viel nach, vielleicht aus Mitleiden, oder aus Freundschaft für Voltaire und d'Argens. Die Bosheit und der Undank des Abbe's ging so weit, daß er während des siebenjährigen Krieges den König verrieth. Unter dem 15. November 1757 schreibt der König aus Torgau an d'Argens: "Den Abbé habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich und undankbar!" Denina in seinem Essai sur la vie et le regne de Frederic II. p. 213, und Voltaire in seinen Briefen vom 25. Februar 1758 und 25. April 1760 an d'Alembert wollen zwar seine Unschuld behaupten, allein aus einem Briefe des Abbé's aus Potsdam (1756) an Valori, den französischen Gesandten, in welchem er diesem auf sein Verlangen Mitteilungen macht, die zwar eben noch nicht wichtig, aber in seinen Verhältnissen doch höchst tadelnswerth sind, sieht man wohl, daß er gar keinen Anstand nehmen würde, ihm auch die wichtigsten Nachrichten mitzutheilen; er sagt auch in diesem Briefe: "J'ose me flatter que vous serez toujours"