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AN DEN ETATS-MINISTER FREIHERRN VON ZEDLITZ.



Mein lieber Etats-Minister
Freiherr von Zedlitz,

Da Ich gewahr geworden, dass bei den Schulanstalten noch viele Fehler sind und dass besonders in den kleinen Schulen die Rhetorik und Logik nur sehr schlecht oder gar nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst nothwendige Sache ist, die ein jeder Mensch in jedem Stande wissen muss und das erste Fundament bei Erziehung junger Leute sein soll, denn wer zum besten raisonniret, wird immer weiter kommen, als einer, der falsche Consequences ziehet; so habe Euch hierdurch Meine eigentliche Willensmeinung dahin bekannt machen wollen. Wegen der Rhetorik ist der Quintilien,a der muss verdeutschet und darnach in allen Schulen informiret werden; sie müssen die jungen Leute Traductions und Discours selbst machen lassen, dass sie die Sache recht begreifen, nach der Methode des Quintilien; man kann auch ein Abrégé daraus machen, dass die jungen Leute in den Schulen Alles desto leichter lernen; denn wenn sie nachher auf Universitäten sind, so lernen sie davon nichts, wenn sie es aus der Schule nicht schon mit dahin bringen. Zum Unterricht in der Logik ist die beste im Deutschen von Wolff; solche ist wohl ein bischen weitläuftig, aber man kann sie abrégiren


a Friedrich hatte von diesem seinem Lieblings-Schriftsteller eine gute Uebersetzung : Quintilien. De l'Institution de l'orateur. Traduit par l'abbé Nic. Gédoyn. Diese Uebersetzung findet sich noch im Jahre 1784 auf einer Liste von einigen funfzig Werken, welche der König von dem Buchhändler Pitra verlangte.