« <58>Ihrer Wut, aber seien Sie auch dann der göttlichen Rache gewiß. Gedenken Sie Peters des Großen und Philipps des Zweiten: sie starben ohne Nachkommen, und ihr Andenken ist den Menschen ein Greuel! » Die Worte schienen Eindruck auf den König zu machen, aber nur auf kurze Zeit.

Inzwischen war, auf Befehl des Königs, Katte vor ihn geführt worden, um gerichtlich verhört zu werden. Die erste Begrüßung des Gefangenen bestand wiederum nur in wilder Mißhandlung. Katte beantwortete die ihm vorgelegten Fragen mit Standhaftigkeit; er erklärte, daß er allerdings an der Flucht des Kronprinzen habe teilnehmen wollen, daß es die Absicht des letztern gewesen sei, nach England zu gehen, um dort vor dem Zorne des Königs geschützt zu sein, daß er, Katte, den Zwischenträger zwischen dem Kronprinzen und der englischen Gesandtschaft gemacht habe, daß der Prinzessin Wilhelmine dieser Plan nicht mitgeteilt worden, daß aber von einem Unternehmen gegen die Person des Königs oder überhaupt gegen die Angelegenheiten desselben niemals die Rede gewesen sei. Im übrigen berief er sich auf die Papiere des Kronprinzen. Eine neue Durchsicht der letzteren ergab natürlich nichts, was zu weiterer Anschuldigung dienen konnte. Aber der Verdacht, daß die wichtigeren Papiere unterschlagen seien, blieb rege, und die Prinzessin wurde unausgesetzt mit Strenge behandelt. Nach beendigtem Verhör mußte Katte die Uniform ausziehen und ward in einem leinenen Kittel auf die Hauptwache geschickt. Gegen die übrigen Freunde des Kronprinzen und die sonst seinen Interessen günstig gewesen zu sein schienen, auch wenn bei ihnen gar keine Kenntnis seines letzten Vorhabens erweislich war, wurde nicht minder mit großer Strenge verfahren; so wurde z. B. sein ehemaliger Lehrer Duhan, der jetzt eine Ratsstelle bekleidete, nach Memel verwiesen. Die Bestürzung über alle diese Ereignisse war allgemein und alles in banger Erwartung über die ferneren Schicksale des Kronprinzen.

Dieser war unterdessen in Mittenwalde eingetroffen. Hier wurde er am 2. September zuerst verhört. Man legte ihm die Aussagen Kattes vor, und er erkannte dieselben an; auf alle weiteren Fragen indes gab er wenig genügende Antworten. Dem General Grumbkow, der mit anwesend war und die stolze Zuversicht des Prinzen herabzustimmen suchte, sagte er, er glaube über alles, was ihm noch begegnen könne, hinaus zu sein, und er hoffe, sein Mut werde größer sein als sein Unglück. Jener kündigte ihm hierauf an, er werde auf Befehl des Königs nach Küstrin gebracht werden, indem diese Festung für jetzt zu seinem Aufenthaltsorte bestimmt sei. « Es sei », erwiderte der Kronprinz, « ich werde dahin gehen. Wenn ich aber nicht eher wieder von dort wegkommen soll, als bis ich mich aufs Bitten lege, so dürfte ich wohl ziemlich lange da bleiben. »