<422>deutsche Volk, in seinen politischen Verhältnissen schier ohne Würde, herabgesunken von der Höhe geistiger Klarheit und Bildung, vermochte sich an dem, was Preußen, was Friedrich getan, wiederum aufzubauen und in dem Schwunge einer lebhaften Begeisterung für das Hohe, dessen Zeuge es gewesen war, aufs neue die Blüten eines frischen, freudigen Lebens zu entwickeln. Der Dreißigjährige Krieg bezeichnet in der Geschichte Deutschlands den Verfall der alten Herrlichkeit, der Siebenjährige Krieg den jugendlichen Aufschwung einer neuen. Darum sind alle die zahllosen Opfer, die ihm dargebracht wurden, nicht vergeblich gewesen.

Friedrich aber, wenn er auch diese Bedeutung des Krieges in seinem Innern ahnen mochte, konnte doch nicht mit derselben Freudigkeit, wie nach den Kriegen seiner jüngeren Zeit, heimkehren. Die sieben Jahre voll rastloser Anspannung, voll Not und Mühe, hatten ihn alt gemacht, und zu viele von seinen Teuren waren in diesen Jahren dahingegangen. « Ich armer alter Mann » — so schrieb er einige Wochen vor seiner Ankunft in Berlin an den Marquis d'Argens, — « ich kehre nach einer Stadt zurück, wo ich nur noch die Mauern kenne, wo ich niemand von meinen Bekannten antreffe, wo unzählige Arbeiten mich erwarten, und wo ich in kurzem meine alten Knochen in einer Freistätte lassen werde, die weder durch Krieg, noch durch Trübsale oder Bosheit beunruhigt werden wird. »

Am 30. März traf Friedrich, nachdem er noch eine Reise durch Schlesien gemacht, in Berlin ein. Die Bürger hatten dem geliebten Landesvater einen festlichen Einzug zugedacht. Aber Friedrich kam erst spät am Abend; er hatte an diesem Tage noch das Schlachtfeld von Kunersdorf besucht und mochte dadurch wohl aufs neue im Innersten seines Gemütes erregt sein. In seinem Wagen saßen der Herzog Ferdinand von Braunschweig und einer von seinen Generalen. Vom Morgen bis in