<412>hältnisse auf den Fuß zurückführte, wie sie vor dem Ausbruch des Krieges gewesen waren. Vor allem aber war Maria Theresia bestürzt, als sie sich so plötzlich von all den glänzenden Hoffnungen, zu denen sie der Schluß des vorigen Jahres berechtigt hatte, herabgestürzt sah. Durch die 20,000 Mann, die sie in sicherem Vertrauen auf die Zukunft ihres Dienstes entlassen hatte, und durch den Abzug des Tschernitschefschen Korps war ihre Macht um 40,000 Mann geschwächt und Friedrichs um 20,000 Mann vermehrt, was einen Unterschied von 60,000 Mann in die Wagschale des Krieges legte; Friedrich sagte, daß ihm drei gewonnene Schlachten keine größeren Vorteile hätten gewähren können. Dazu kamen ansteckende Krankheiten, die gerade in dieser Zeit große Verheerungen in der österreichischen Armee hervorbrachten. Die Vereinigung des Tschernitschefschen Korps mit der preußischen Armee war den Österreichern anfangs so unglaublich, daß sie sie für ein von Friedrich erfundenes Blendwerk hielten; sie meinten, es seien unbedenklich preußische Soldaten, die man in russische Uniformen gesteckt habe.

Bei Friedrich aber, bei seiner Armee und seinem Volke brachten diese glücklichen Ereignisse die freudigste Stimmung hervor; die alte Zuversicht des Sieges kehrte zurück, und man sah einer ehrenvollen und schnellen Beendigung des langen Krieges entgegen. Die Hauptmacht des preußischen Heeres ward nach Schlesien zusammengezogen, den Österreichern wieder zu entreißen, was sie im vorigen Jahre gewonnen hatten. Doch verzögerte sich, durch all jene Verhandlungen mit Rußland, der Beginn der Feindseligkeiten bis zum Sommer; auch gedachte Friedrich nichts Entscheidendes vor der Ankunft des russischen Hilfskorps vorzunehmen. Die Österreicher hatten, unter den veränderten Verhältnissen, ebenfalls keine Lust, den Krieg vorzeitig zu beginnen; sie benutzten die Zwischenzeit aufs beste, um alle Einrichtungen zur Verteidigung ihrer Erwerbungen zu treffen. Die Befestigungen von Schweidnitz wurden soviel wie möglich verstärkt; zum Schutze der Festung hatte sich auf den benachbarten Abhängen des Gebirges die österreichische Hauptarmee, bei der jetzt wiederum Daun den Oberbefehl führte, gelagert; die Pässe des Gebirges waren durch starke Schanzarbeiten selbst zu einer fast unangreiflichen Festung umgewandelt worden. Friedrich machte verschiedene Versuche, den Feind in eine minder vorteilhafte Stellung zu bringen, damit er ungestört zur Belagerung von Schweidnitz schreiten könne, doch ließ sich Daun in seinen gewohnten Maßregeln nicht irremachen. Selbst als Friedrich, im Rücken Dauns, einen Streifzug tief in Böhmen hinein veranstaltete, blieb dieser unbeweglich in seiner sichern Stellung. Zu diesem Streifzuge war, neben andern Truppen, auch der Vortrab des Tschernitschefschen Korps, eine Schar von 2000 Kosaken, benutzt worden.