<401>erst aus seiner festen Gebirgsstellung herauszulocken, und begann mit seiner Armee einige künstliche Manöver, die einen Plan gegen die von den Österreichern besetzte Grafschaft Glatz oder gegen Mähren verraten sollten. Aber Loudon ging nicht in die Falle. Er besetzte nur die Pässe, die nach der Grafschaft führen, und benutzte den Umstand, daß Friedrich sich bereits auf zwei Tagemärsche von Schweidnitz entfernt hatte, zu einem kühnen, gänzlich unerwarteten Unternehmen. In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober erschien er plötzlich mit seiner Armee vor Schweidnitz, dessen Besatzung nicht eben eine große Anzahl zuverlässiger Truppen zählte, und eroberte die Festung mit stürmender Hand.

Durch diesen einen raschen Schlag, der dem Feinde festen Fuß in Schlesien gab, der es ihm verstatten mußte, seine Winterquartiere hier im Lande zu nehmen und die Operationen des nächsten Jahres mit ungleich entschiedenerem Nachdrucke zu beginnen, hatte in der Tat Friedrichs Schicksal die traurigste Wendung genommen. Dennoch ließ er auch jetzt den Mut nicht sinken. Der Niedergeschlagenheit, die sich seines Heeres bei der Nachricht des Geschehenen bemächtigte, wußte er alsbald durch eine Rede, die nur unbeugsamen Mut atmete, zu wehren und seine Truppen auch jetzt aufs neue zu glühender Begeisterung zu entflammen. Gern hätte er es zu einer offnen Schlacht mit Loudon gebracht; aber vorsichtig blieb dieser auch jetzt wiederum in seiner sichern Stellung. Friedrich entschloß sich nun, sein Quartier in Strehlen zu nehmen, von wo aus er feindlichen Unternehmungen auf Breslau oder auf Schweidnitz gleich rasch entgegentreten konnte. Die Truppen wurden in den Dörfern um Strehlen in Kantonierungsquartiere gelegt. Loudon benutzte, bei solcher Stellung des Gegners, seinen glücklichen Gewinn zu keinen weiteren Fortschritten.

Das Lager zu Strehlen sollte durch verschiedene Vorfälle eine besondere historische Merkwürdigkeit gewinnen. Hier erschien im Verlaufe des Oktobers eine Gesandtschaft des Tartarchans, Kerim Geray, der, als ein entschiedener Gegner der Russen, dem Preußenkönige seine Freundschaftsversicherungen und das Anerbieten, Truppen gegen Geldvergütung zu stellen, überbringen ließ. Der Gesandte, Mustapha Aga (eigentlich der Bartputzer des Chans, ein Amt, das jedoch seiner gegenwärtigen Würde keinen Eintrag tat), wurde mit aller Zuvorkommenheit aufgenommen. Es kam in der Tat ein Bündnis zustande, demzufolge im nächsten Jahre ein Korps von 16,000 Tartaren in Oberschlesien eintreffen sollte, während gleichzeitig der Chan einen Einfall in Rußland zu machen versprach. Auch mit dem türkischen Sultan war in diesem Jahre, nach langen vergeblichen Versuchen, ein