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FÜNFTES KAPITEL Zwiespalt zwischen Vater und Sohn.

Je lebhafter sich das Gefühl der Selbständigkeit in Friedrich entwickelte, um so weniger Neigung empfand er, sich den Anordnungen des Vaters zu fügen, die mit seinen Wünschen fast stets im Widerspruch standen; um so strenger aber drang auch der Vater auf genaue Befolgung seiner Befehle, so daß die unangenehmen Szenen sich zu häufen begannen. Dem Kronprinzen schien jetzt selbst die Verbindung mit einer englischen Prinzessin noch mehr wünschenswert als früher, indem er hierdurch eine größere Freiheit zu gewinnen hoffte. Bereitwillig bot er jetzt der Mutter die Hand, um an der Ausführung ihres Lieblingsplanes mitzuarbeiten, und er schrieb selbst in dieser Angelegenheit nach England. Aber die Verhältnisse zwischen England und Preußen hatten sich inzwischen noch weniger erfreulich gestaltet. König Georg I. war bereits im Jahre 1727 gestorben und sein Sohn, Georg II., der Bruder von Friedrichs Mutter, in der Regierung gefolgt. Zwischen diesem und König Friedrich Wilhelm waltete eine persönliche Feindschaft, die sich schon in früher Kindheit, als beide miteinander erzogen wurden, geäußert hatte. Jetzt führten sie Spottreden gegeneinander im Munde. Der österreichischen Politik konnte dies Miss-